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CHIO Aachen 2022

Dufour gewinnt Nationenpreis-Grand Prix – Team Dänemark hat leicht die Nase vorne

Eines ist sicher nach Tag eins im Dressur-Nationenpreis beim CHIO Aachen: Dass noch nichts sicher ist. Die dänische Equipe hat dank Cathrine Dufour einen hauchdünnen Vorsprung dem deutschen Team, gegenüber.

Strahlende Siegerin: Cathrin Dufour mit ihrem Vamos Amigos.

Aachen – Das wird spannend im Nationenpreis entscheidenden Grand Prix Special am kommenden Samstag. Das dänische Dressurteam ist heute im Grand Prix mit 229,740 Punkten in Führung gegangen, knapp dahinter die deutsche Mannschaft mit 228,499. Die Niederlande liegen derzeit auf Rang drei (219,608 Punkte).

Es war vor allem die Nummer eins aus Dänemark, Weltranglistenzweite Cathrine Dufour, die für ihre Mannschaft nochmal richtig Boden gut gemacht hat und den Grand Prix für sich entscheiden konnte. Aachen könnte in ihrer persönlichen Hitliste doch noch Boden gut machen – in der Vier-Sterne-Tour hatte sie bereits den Grand Prix auf Bohemian gewonnen. Heute saß sie auf dem zehnjährigen Vamos Amigos. Ein heißes Eisen sei der Vitalis-Sohn – aber genau deshalb mochte sie ihn schon besonders gut leiden als er sechsjährig in ihren Stall kam. Da schwebte er noch zwischen Genie und Wahnsin. Er ist gewachsen, mit jeder Aufgabe, mit jedem Turnier. 81,544 Prozent gab es heute seitens der Jury. „Es war einer seiner besten Grand Prix, er hat auf meine Hilfen gewartet, war so gelassen. Es war als würde er fragen, ‚ok wie viele Piaffe-Tritte möchtest du?‘. Und dann noch diese Atmosphäre, das Team dahinter mit Natalie (zu Sayn-Wittgenstein) und Kyra (Kyrklund), meiner Pflegerin – in so einem Moment finden alle Puzzleteile zueinander“, sagte Cathrine Dufour und fügte hinzu: „Ich denke, das heute war ein Statement von ihm: ,Ich bin kein Baby mehr!‘“

Ein Genuss: die Piaffe-Passage-Tour von Vamos Amigos.

Überglücklich war auch der Zweitplatzierte und damit beste Deutsche, Frederic Wandres. Mit Duke of Britain lieferte er heute ab, kam auf 77,217 Prozent „Ich freue mich vor allem für Duke, er hat es verdient. Er ist seit langem so beständig, es ging mit ihm, er hat immer sein Bestes gegeben. Im vergangenen Jahr hat er noch einmal an Kraft gewonnen und wir sind meistens fehlerfrei – was in einem starken Starterfeld wie diesem sehr wichtig ist.“ Mit Duke hat Wandres sein Top-Pferd gefunden. Und zwar auf dem Hof Kasselmann, wo Wandres heute Chefbereiter ist und einst seine Pferdewirt-Ausbildung machte. „Duke und ich sind diese Reise gemeinsam gegangen, wir kennen uns gut und ich könnte mir keinen besseren Sportpartner vorstellen.“ Er kommt nicht aus einer Pferdefamilie, ritt vor seiner Ausbildung „normale Springpferde Dressur“, dann heuerte er in Hagen a. T. W. an und traf auf den Duke of Britain. Sie haben’s in den Championatskader geschafft, ins Nationenpreisteam in Aachen, wer weiß, was in diesem Jahr noch folgt – Herning ist nicht mehr weit entfernt … Auf Balve und Aachen haben sie sich am liebsten abseits des Dressurvierecks vorbereitet. „Duke ist quasi auf unserer Rennbahn in Hagen groß geworden. Dort haben wir viel Platz und können genauso alles trainieren.“ Das Trainingskonzept scheint aufzugehen …

Top-Team: Frederic Wandres und sein Duke of Britain.

Rang drei war eine Überraschung – auch für den Dritten selbst: Henri Ruoste aus Finnland, der aber mit seiner Frau Senta Kirchhoff im sauerländischen Menden lebt. Er und sein zwölfjähriger Contendro-Sohn Kontestro erzielten mit 76,783 Prozent. „Ich glaube, ich bin so überrascht, wie alle anderen. Aber mein Pferd hat ein großes Herz und gibt immer sein Bestes. Oft sogar ein bisschen zu viel, was sich dann bei ihm in Spannungen äußert. Aber ich hoffe, dass das Schritt für Schritt besser wird. Jetzt hier zu sitzen, ist eine Ehre. Hier überhaupt reiten zu dürfen, ist eine Ehre. Aber dann noch unter den Top drei zu sein, das ist schon besonders.“

Größte Überraschung heute: der Finne Henri Ruoste und sein Dressurcrack mit Springabstammung, Kontestro.

Als erster deutscher Reiter ritt heute Benjamin Werndl mit Famoso OLD ins Viereck – eine harmonische Runde, die mit 74,869 Prozent belohnt wurde. „Ich bin erleichtert, denn ich war schon etwas aufgeregt, muss ich zugeben. Ich bin zwar schon im Jugendbereich für das deutsche Team geritten und kann mit Druck gut umgehen, aber natürlich war ich angespannt. Im Detail gibt es sicher Dinge, die wir noch verbessern können, aber im Großen und Ganzen konnte ich umsetzen, was ich mir vorgenommen habe. Ich kann hier und da noch mehr riskieren, aber das war für mich heute nicht der Tag für volles Risiko“, sagte Werndl.

Team Harmonie: Benjamin Werndl und Famoso.

Geärgert hatte sich Ingrid Klimke über sich selbst. Ihr Dressur-Nationenpreis-Debüt bekam direkt zu Beginn leichte Schrammen: Sie verpasste das Einreiten innerhalb der Zeit, es war eine flotte Galopprunde zu viel, die Franziskus half, etwas überschüssige Energie rauszulassen, aber die durch die Verspätung teure Punkte kostete. Nach der Grußaufstellung ritt sie dann auch noch rechts- (wie im Grand Prix Special) statt linksherum. „Das war ein blöder Reiterfehler. Ich war irritiert durch das Klingeln und den kleinen Bocksprung zu Beginn. Während der Prüfung war Franziskus sehr konzentriert und hat sehr gut zugehört.“

Auf Aufholjagd nach Fehlstart: Ingrid Klimke und Franziskus.

Punkte verloren haben Isabell Werth und DSP Quantaz vor allem in der ersten Galopp-Pirouette, die etwas aus der Form geraten war. „Das war einfach echt blöd. Ich bin zu vorsichtig reingeritten und Quantaz wusste einfach nicht, was ich von ihm wollte. Das war teuer, aber sonst war er sehr fein zu reiten. All das, was man versucht hat weiterzuentwickeln, ist gut gelungen. Und selbst den Schritt fand ich doch sehr akzeptabel“, sagte Werth nach ihrem Ritt, mit dem sie auf Platz fünf landete (76,413 Prozent).

Zufrieden und mit hochmotiviertem Blick auf Samstag: Isabell Werth und DSP Quantaz

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