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Weltreiterspiele 2018

Dressurreiten: Pirouetten, Prozente und Perfektion

Ein misslungener Wechsel, ein Piafftritt zu wenig, ein kurzer Moment der Ablenkung und die Medaille ist futsch. Das Wertungssystem in der Dressur ist streng. Kein Wunder, schließlich scheint das oberste Ziel für Dressurreiter unerreichbar …

Geht auch in Tryon an den Start: Dressurqueen Isabell Werth und ihre Bella Rose, hier beim CHIO Aachen 2018.

… nämlich die einhundert Prozent, absolute Perfektion. Schauplatz: Die USA, Bundesstaat South Carolina. Genauer gesagt das 20 mal 60 Meter große Dressurviereck im Tryon Equestrian Center. Am 12. September startet der Mannschaftswettbewerb der Dressurreiter. Für die Mannschaftswertung zählt der Grand Prix, der sich wegen des großen Starterfeldes auf zwei Tage verteilt. Der Grand Prix ist außerdem der Qualifikation für die Einzelwertungen im Grand Prix Special und in der Grand Prix Kür.

Im Grand Prix und im Grand Prix Special reiten alle Paare dieselbe Aufgabe. Die Mannschaften im Grand Prix bestehen aus mindestens drei, maximal vier Reitern. Die drei besten Ergebnisse eines jeden Teams j zählen für die Mannschaftswertung. Besteht eine Mannschaft aus vier Reitern, gibt es ein Streichergebnis. Das ist der schwächste Ritt der Mannschaft, der nicht in die Bewertungen einfließt. Fünf internationale Richter bewerten die gezeigten Ritte. Für Piaffen, Traversalen, Pirouetten und den Schritt des Pferdes gibt es doppelte Punkte, der Rest wird einfach bewertet. Die Mannschaft mit der höchsten Gesamtpunktzahl gewinnt Gold.

Die insgesamt 30 besten Paare aus dem Grand Prix dürfen sich am 14. September im Grand Prix Special messen und um die erste Einzel-Medaille reiten. Die Anforderungen im Special sind ähnlich im Grand Prix. Besondere Beachtung gilt zum Beispiel den Übergängen zwischen den einzelnen Lektionen. Auch die Aufgabe ist eine andere. Beginnen muss das schwächste Pferd-Reiter-Paar aller 30 qualifizierten Paare. Daher starten die heißen Medaillen-Favoriten oft erst zum Ende der Prüfung und dicht nacheinander.

Die Kür: Punkte für Risikofreudige

Die dritte und letzte Medaille für die Dressurreiter gibt es bei den Weltreiterspielen am 16. September. Dann zeigen die besten 15 Paare aus dem Grand Prix Special ihre Kür. Pech hat hier der vierte Reiter einer Nation mit dem schlechtesten Ergebnis, wenn alle vier unter den Top 15 sind, denn er darf nicht mehr an den Start gehen. Es rückt der nächstbeste Reiter einer anderen Nation nach. Die Lektionen, die im Grand Prix und im Special geritten werden, finden sich auch in der Kür wieder. Allerdings kann der Reiter die Reihenfolge in seiner Kür beliebig auswählen. Der Reiter hat die Chance, sein Pferd von der besten Seite zu zeigen und seine Stärken in den Vordergrund zu stellen. Und wo sonst die Regeln vorgeben, was wann gezeigt wird, darf man nun kreativ werden.

Die Richter bewerten die vorgestellten Lektionen wieder einzeln: Galopp-Pirouetten, Passagen und Piaffen zählen wieder doppelt. Die Summe dieser Noten macht die Bewertung für die technische Ausführung aus. Eine zweite Gesamtnote gibt es für die künstlerische Ausführung. Die Bewertungskriterien sind hier unter anderem der Schwierigkeitsgrad der gezeigten Lektionen und das eingegangene Risiko. Höhere Punkte gibt es da zum Beispiel für fliegende Wechsel auf gebogenen Linien oder Passagen in denen Verstärkung und Versammlung kurz aufeinander folgen. Wichtig in der Kür: passende Musik zu den jeweiligen Lektionen. Die Kunst dabei ist es, immer im Takt der Musik zu reiten, auch dafür gibt es Noten. Am Ende zählt die technische und die künstlerische Gesamtnote jeweils zur Hälfte zum Gesamtergebnis. Der Reiter mit der höchsten Note nimmt die Goldmedaille mit nach Hause.

Wer sich übrigens schon einmal gefragt hat, warum manche Reiter mit Helm und manche Reiter mit Zylinder starten: Helmpflicht besteht für die Reiter bis zum 26. Lebensjahr auf allen internationalen Reitplätzen und in der Prüfung. Ältere Reiter dürfen ihren Helm frühestens auf dem Vorbereitungsplatz unmittelbar vor der Prüfung gegen einen Zylinder tauschen und müssen danach wieder eine Reitkappe tragen.