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Deutschland holt sich den FEI Nationenpreis der Vielseitigkeitsreiter

Das deutsche Team gewann in Boekelo das Nationenpreisfinale. In der Einzelwertung musste man dieses Mal den Sieg Laura Collett aus Großbritannien überlassen. Michael Jung holte Platz drei.

Michael Jung war als Dritter bester deutscher Starter in der Einzelwertung.

Boekelo/NED - Die deutschen Vielseitigkeitsreiter haben nach den Nationenpreisen in Houghton Hall/GBR, Strzegom/POL und Waregem/POL auch das im Olympiamodus 2020 ausgetragene Nationenpreisfinale im niederländischen Boekelo gewonnen. Mit Abstand verwiesen Sandra Auffarth, Michael Jung, Ingrid Klimke und Reservereiterin Anna Siemer die Teams aus Australien und Japan auf die Plätze. „Vier Starts – vier Siege, was wollen wir mehr. Im Grunde sind es sogar sechs Starts und sechs Siege, wenn man Aachen und die Europameisterschaften mitrechnet“, sagte Bundestrainer Hans Melzer strahlend nach dem Erfolg seiner Mannschaft. In der Gesamtwertung der Serie, die insgesamt sieben Stationen umfasste, belegt Deutschland Platz vier.

Bis zur letzten Starterin sah es in Boekelo sogar nach einem deutschen Doppelsieg aus. Sandra Auffarth (Ganderkesee), die nach Waregem zum zweiten Mal den früher von Marina Köhncke gerittenen Holsteiner Let’s Dance (v. Lancer II) in einem Nationenpreis vorstellte, lag nach Dressur und Geländeritt in Führung. Ein Abwurf im Aussprung der dreifachen Kombination, dem vorletzten Sprung, kostete sie jedoch die Spitzenposition. Sie wurde mit 28,9 Minuspunkten Vierte. Am selben Hindernis hatte es zuvor schon ihren Teamkollegen Michael Jung (Horb) mit Teampferd fischerRocana FST (v. Ituango xx) erwischt, in der Endabrechnung wurde er Fünfter (30,1). Und auch Doppeleuropameisterin Ingrid Klimke, die wie ihre Teamkollegen mit ihrem Nachwuchspferd SAP Asha P (v. Askari) das Gelände fehlerfrei absolviert hatte, kam nicht ganz ungeschoren aus dem Parcours. Sowohl am Einsprung in die dreifache Kombination, als auch am letzten Sprung fiel die Stange. 35,1 Minuspunkte bedeuteten Platz 18 für Klimke und ihre Vorjahresweltmeisterin der jungen Vielseitigkeitspferde. Dank des gewaltigen Vorsprungs des deutschen Trios nach Dressur und Gelände spielten die Strafpunkte im Parcours jedoch keine Rolle. Mit nur 94,1 Minuspunkten war der Mannschaft der Sieg nicht zu nehmen. Australien folgt mit 123,5, Japan mit 124,2 Minuspunkten.

Das Podium in der Einzelwertung wurde besetzt durch die Britin Laura Collett und den Australier Chris Burton, die beide mit Holsteinern an den Start gingen und jeweils 26 Minuspunkte erzielten. Wegen des besseren Geländeergebnisses ging der Sieg an die Britin und ihren Landos-Sohn London, Burton wurde mit Clever Louis (v. Cyrkon) Zweiter. Auf dem dritten Platz landete Michael Jung mit Creevagh Cooley (28,1). Jung, der mit insgesamt drei Pferden in Boekelo am Start war, belegte darüber hinaus Platz zwölf mit Highlighter.

„Es ist gut, dass wir hier waren. Die Prüfung war mit 97 Starten und zwölf Mannschaft topbesetzt. Mit den Leistungen können wir jetzt deutlich entspannter ins kommende Olympiajahr schauen“, sagte Hans Melzer. Mit ihren Ergebnissen konnten sich nicht nur fischerRocana FST, Creevagh Cooley, Highlighter, Let’s Dance und Asha P die notwendige Qualifikation für einen Fünf-Sterne- und Championatsstart sichern, sondern auch Anna Siemers Betel’s Bella. Als Reservereiterin kam die Salzhausener EM-Teilnehmerin zwar nicht zum Einsatz. Mit nur Zeitfehlern in Gelände und Springen hätte allerdings auch ihr Ergebnis von 36,2 Minuspunkten (Platz 21) am Ende zum deutschen Mannschaftssieg gereicht.

Die Vielseitigkeitsprüfung in Boekelo, die seit Jahrzehnten zu den Veranstaltungs-Klassikern der Disziplin gehört, war in diesem Jahr nicht nur wegen des Nationenpreisfinales besonders spannend. Getestet wurde hier auch der neue olympische Modus. Danach starten nur noch drei Reiter pro Nation fürs Team, ein Streichergebnis gibt es nicht mehr. Allerdings gibt es einen Reservereiter, der bei Bedarf gegen 20 Strafpunkte eingewechselt werden kann. In Boekelo machten Neuseeland im Gelände, Frankreich und Irland im Springen davon Gebrauch. Ein Ausfall in Dressur und Springen kostet jeweils 100, im Gelände 200 Strafpunkte. Dabei kann ein im Gelände ausgeschiedenes Paar fürs Springen wieder zugelassen werden – allerdings starten sie dann nur noch fürs Team. Auch diese Fälle wurden Boekelo getestet. Lediglich in der Einzelwertung bleibt im Grunde alles beim Alten.

„Aus unserer Sicht ist der Modus keine gute Lösung, aber das wird nun eben so gemacht. Der Deal mit dem IOC ist es, mehr Nationen am Start zu haben. Wer allerdings eine Medaille haben will, für den spielt das Reglement im Grunde keine Rolle. Dafür braucht man drei Reiter im Ziel – und das möglichst fehlerfrei. Das neue Reglement ist nur entscheidend, wenn es darum geht, bei Problemen ein Team ins Ziel zu bringen“, sagte Prof. Dr. Jens Adolphsen, Vorsitzender des Vielseitigkeitsausschusses des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR) und Equipechef der deutschen Mannschaft in Boekelo. „Die Gespräche unter den Chefs d‘Equipe hier in Boekelo war sehr konstruktiv. Es wurden alle Eventualitäten durchgespielt und noch vorhandene Unklarheiten beseitigt. Bis Ende des Jahres soll das Reglement entsprechend angepasst werden.“ Einig sei man sich gewesen, dass die Möglichkeiten, das neue Reglement taktisch zu nutzen, minimal seien, so Adolphsen: „Wir wollen keine solchen Boxenstopp-Strategien haben wie in der Formel eins.“

Das Nationenpreisfinale war zuletzt auch die letzte Möglichkeit, sich als Mannschaft für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren. Drei Nationen – Belgien, die Niederlande und die Schweiz – konnten sich aufgrund ihres Rankings in der Serie Hoffnungen machen. Als "Sieger" gingen die Schweizer hervor. Sie beendeten die Serie auf dem fünften Platz. Der Seriensieg ging nach Schweden vor Italien, Großbritannien und Deutschland.

- fn-press -