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Christian Kukuk im Interview: „Bis in die Haarspitzen motiviert“​

Christian Kukuk ist Teil des Teams „Riesenbeck International“, das bei der Global Champions League die Tabelle anführt. Heute steht die elfte Etappe an. Im Interview mit Reiter Revue spricht er über die Bedeutung, „zu Hause“ zu starten, Mumbais Barhuf-Umstellung, den Spirit im Team und den größten Fan, seine Oma.​

Christian Kukuk

Riesenbeck – Die Mannschaft „Riesenbeck International“ führt derzeit im Teamwettbewerb Global Champions League die Tabelle an. Zum Team gehören die drei Riesenbecker Reiter aus dem Stall von Ludger Beerbaum Christian Kukuk, Philipp Weishaupt, Eion McMahon. Patrick Stühlmeyer, Jane Richard und U25-Reiter Philipp Schulze Topphoff machen es komplett. 16 Etappen hat die Springsportserie, erstmals macht sie an diesem Wochenende auch in Riesenbeck inmitten der Landschaft um Schloss Surenburg halt. Abseits des Turniertrubels hat sich Christian Kukuk, der bisher einen großen Anteil an dem Teamerfolg hatte, Zeit für ein Interview genommen.

Christian, was ist das für dich für ein Gefühl, wenn hier mit dir, Philip Weishaupt und Eoin McMahon gleich drei Reiter an den Start gehen, die in Riesenbeck nicht nur zum Bäcker gehen, sondern auch die Eisdiele bestens kennen?

Das ist tatsächlich ein besonderes Gefühl. Die Vorfreude ist seit Monaten da. Für mich ist das Besondere, dass so viele Menschen daran teilhaben können, die sonst immer nur vor dem Fernsehen zuschauen können und die jetzt die Emotionen, die ja auch unseren Sport ausmachen, hautnah miterleben. Das ist zumindest für mich das Besondere an einem „Heimspiel“.

Zwei Tüftler am Werke: Christian Kukuk (r.) mit seinem Chef Ludger Beerbaum.

Die Etappen der Global Champions Tour finden an sehr exquisiten Orten statt, in Paris vor dem Eifelturm, in Miami am Strand, zuletzt in Monaco direkt am Hafen – was zeichnet Riesenbeck als Tour-Standort aus?

Ganz einfach: Die Bedingungen für die Pferde sind hier einzigartig. Das fängt mit der Anreise an, geht mit den luftigen, festen Stallungen und großen Boxen weiter. Wir haben hier viel Platz, können auf vielen unterschiedlichen Plätzen reiten, die Pferde longieren, sie grasen lassen. Für die Pferde ist das hier einzigartig und eine willkommene Abwechslung zu den namentlich klangvollen Standorten wie Monaco, Paris, London, Rom. Die haben alle ihren Charme, aber ich würde mal behaupten, die Pferde fühlen sich hier am wohlsten.

Würdest du dir wünschen, dass das Wohl des Pferdes auf diesen Turnieren noch mehr in den Vordergrund rückt?

Unser Augenmerk liegt ja grundsätzlich drauf und auch das der Global Tour. Es wird sicherlich auf der Tour das Beste aus den Möglichkeiten gemacht. Platzmäßig sind wir nun mal in Monaco vor dem Hafen und in Paris vor dem Eifelturm begrenzt, das ist nun mal so. Das Gegenteil ist hier der Fall. Hier haben wir Natur pur, unendlich Platz für Pferd und Reiter und da ist es am Ende deutlich einfacher.

Trotzdem ist es schon so, dass der Blick noch mehr auf die Bedingungen für unsere Pferde gelegt werden muss. Da gilt es immer, auch ein bisschen vorausschauend zu gucken und hier und da zu überlegen, was man noch besser machen kann.

Zur Teamwertung der Global Tour: Dort sind die Teams immer in unterschiedlichen Zweier-Konstellation am Start – was macht euer Team aus? Aktuell führt ihr nach zehn Etappen die Tabelle an.

In erster Linie haben wir Top-Pferde im besten Alter. Dann sind wir reiterlich und vor allem auch menschlich ein richtig starkes Team. Gerade jetzt mit Philipp und Patrick (Anm. d. Red.: U25-Reiter Philipp Schulze Topphoff und Patrick Stühlmeyer). Das ist eine coole Truppe. Wir sind plus minus zehn Jahre ein Alter und es macht einfach Spaß mit den Jungs aufs Turnier zu fahren. Wir sind alle bis in die Haarspitzen motiviert, wir Reiter und das ganze Team drumherum, wenn ich an Patricks Frau, seine oder Philipps Eltern denke, oder an die Pfleger, meine Schwester oder meine Oma, die der größte Fan ist. Das hat dieses Jahr so eine Energie freigesetzt!

Wertet dieser Teamspirit die League ein Stück weit auf?

Definitiv. Ich finde, das war immer der Grundgedanke der Global Tour und wir leben diesen Gedanken gerade in Perfektion. Wir versuchen Jahr für Jahr das Grundgerüst des Teams, das sind nun mal wir aus Riesenbeck, zu halten und dann zu gucken, wer da noch reinpasst.

Christian Kukuk mit seiner Nummer eins: Mumbai.

Du reitest auch hier deine Nummer eins, Mumbai. Der geht seit einigen Monaten ohne Eisen, was war der Anlass dazu?

Im Dezember war für ihn die Saison vorbei und ich habe mir von zu Hause aus Genf mit dem Top Ten-Finale und dem Großen Preis angeguckt und da mal wieder gesehen habe, wie die Pferde von Henrik von Eckermann, Simon Delestre, Julien Epaillard ohne Eisen mit so einer Leichtigkeit durch den Parcours geflogen sind. Ich hatte immer mal darüber nachgedacht, aber in diesem Moment hat es für mich Klick gemacht und ich wollte es ausprobieren. Ich hatte die Zeit und habe das mit meinem Tierarzt und meinem Hufschmied besprochen – sie finden beide grundsätzlich, dass das für manche Pferde eine gute Sache ist. Wir habe es probiert und Mumbai hat sich vom ersten Moment an gut angefühlt. Ich hatte den Eindruck, dass er sich wohlfühlt und die Ergebnisse haben zudem recht gegeben.

Aachen ist deswegen für dich ausgefallen.

Ich hatte schon zwei Gras-Turniere dieses Jahr, Mexiko und Madrid. Beide Male hat er Eisen draufbekommen und es hat auch beide Male gut geklappt. In Mexiko haben wir die Teamwertung mit Doppelnull gewonnen und am nächsten Tag ging er das schwere Springen mit Doppelnull. Aber ich hatte das Gefühl, dass dieser ständige Wechsel nicht ideal ist: Für Mexiko waren die Eisen zehn Tage drauf, dann wieder runter, dann wieder drauf für Madrid... Ich wollte ihn nicht mehr weiter im Wochenrhythmus umstellen und wenn ich das nochmal mache, dann so kurzfristig wie möglich, so wie hier. Mein Schmied ist vor Ort, macht die Eisen hier drauf und am Sonntag nach dem Großen Preis wieder runter. Dann hat Mumbai 48 Stunden Eisen getragen. Am Ende ist aber auch das ein Versuch, um herauszufinden, ob das eine gute Regelung für ihn ist.

In Aachen wäre das so nicht möglich gewesen, da geht das Turnier allein schon länger und als Erstpferd hätte er jeden zweiten Tag einen Grand Prix springen müssen. Wissentlich, dass zwei Wochen später Riesenbeck ist, habe ich in den sauren Apfel gebissen und bin Monaco geritten. Ich glaube, es kann sich keiner vorstellen, wie schwer mir diese Entscheidung gefallen ist. Denn letztes Jahr, den Nationenpreis zu gewinnen, war der schönste Tag meines Lebens. Aber ich wollte eben auch das Beste für mein Pferd entscheiden und er fühlt sich einfach wohler ohne Eisen.

Vielen Dank fürs Gespräch.