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Im Interview: Meredith Michaels-Beerbaum

„Calle ist mein nächster Star“

2005 gewann Meredith Michaels-Beerbaum den Großen Preis von Aachen. 13 Jahre später setzt sie auf ein Nachwuchspferd, das „in den großen Sport hineinwächst“. Ein Gespräch über eigene Ziele und die Träume eines achtjährigen Mädchens

Meredith Michaels-Beerbaum sprach im Interview über ihre Saisonziele.

Frau Michaels-Beerbaum, zurück in Aachen. Was bedeutet der CHIO für Sie?

Es ist keine Frage, dass Aachen für mich das Sahnehäubchen ist. Es ist ein unglaubliches Event und wenn man sich umschaut, weiß man, warum. Und dann diese atemberaubende Arena. Für mich ist es das Highlight des Jahres. Hierher zu kommen und sich mit den besten Reitern der Welt zu messen. Das ist schon immer wieder traumhaft.

Auf welches Pferd setzen Sie?

Ich habe Calle dabei. Meinen Upcoming Star. Er ist ein neunjähriger Westfalenwallach. Ich habe ihn seit einem guten Jahr und bin im vergangenen Jahr hier schon mit ihm in der Jungpferdetour gestartet. Da wurde er Zweite im Finale. Das war ein großer Schritt. Er ist in diese wahnsinnige Arena gekommen und hat sich toll gezeigt. Nun habe ich ihn wieder dabei und er wächst langsam in die große Tour hinein. Das ist eine enorme Entwicklung. Ich weiß zwar, dass er gut genug ist, auf diesem Niveau zu springen, aber zwischen Können und es wirklich abrufen, ist eine große Spanne. Man weiß nie, wie die Pferde mit dem Druck umgehen.

Tauschen Sie denn gelegentlich auch mal die Pferde im Training mit Ihrem Mann Markus?

In den großen Zeiten von Shutterfly und Checkmate war ich die einzige, die sie geritten ist. Aber Markus und ich sind mittlerweile so gut aufeinander abgestimmt, dass ich ihm erlaube, mir zu helfen (lacht). Aber ich muss sagen, dass ich meine Pferde passend für mich aussuche. Wir besprechen alles und planen das Training gemeinsam durch. Aber normalerweise bleiben auf unseren eigenen Pferden und tauschen sehr selten.

Trainieren Sie denn auch Ihre Tochter Brianne?

Brianne hat vor einem Jahr so richtig mit dem Reiten begonnen. Und zwar in Wellington in Florida. Dort hatte sie einen amerikanischen Trainer. Als wir zurück nach Deutschland kamen, hat sie realisiert, dass sie keinen Trainer hier hat und hat dann akzeptiert, dass Mami es übernimmt. Seit sie entschieden hat, mich als Trainer zu akzeptieren, war ich jedes Mal an ihrer Seite, wenn sie geritten ist. 90 Prozent der Zeit ist sie ein toller Schüler und hört auf ihre Mutter. Manchmal will sie lieber diskutieren und meint, sie wüsste es besser als ich (lacht). Aber das ist ja normal. Sie ist unglaublich motiviert. Sie kennt jedes Pferd und jeden Reiter und hat ihre Favoriten. Wenn sie nicht auf ihren Ponys sitzt, springt sie mit Steckenpferden oder ganz einfach zu Fuß ihre eigenen Parcours. Sie ist total fit. Sie startet hier in Aachen im CHIO Kids Club, wo Kinder selbst Parcours springen. Sie ist die stolze Gewinnerin der letzten beiden Jahre und hat auch dieses Jahr den ersten Wettbewerb gewonnen.

Ist denn ihr Ziel, mal im internationalen Ponysport mitzumischen?

Es ist ihr Ziel, bei Olympia zu starten. Sie würde die Pony-Zeit am liebsten direkt überspringen (lacht). Sie hat sich hohe Ziele gesetzt. Wenn ich sehe, wie sie rennt und springt, habe ich schon gesagt, ob sie nicht Leichtathletik machen will. Aber sie sagt: Mami, ich werde ein Reiter. Momentan gehört ihr Herz dem Reiten. Sie ist aber ja erst acht. Es kann sich alles noch verändern.

Vor 13 Jahren gewann Meredith Michaels-Beerbaum mit Shutterfly den Großen Preis in Aachen.

Was ist denn Ihr Saisonziel?

Mein Saisonziel ist tatsächlich diese Woche hier in Aachen. Calle aufzubauen. Er hat meiner Meinung nach eine große Zukunft vor sich. Er ist dieses Jahr noch etwas zu jung für die Weltreiterspiele. Aachen ist mein Highlight des Sommers. Ich habe noch ein zweites Pferd, Daisy, die im selben Alter ist wie Calle. Sie hat sich Anfang des Sommers verletzt, ist zwar jetzt wieder fit, aber Aachen wäre noch etwas zu früh für sie gewesen.

Und wie sieht es mit Ihrem Mann für die Weltreiterspiele aus?

Auch Markus Pferde sind noch etwas zu jung für die WEG. Wir schauen in die Zukunft und hoffen, dass wir nächstes Jahr Richtung Championat arbeiten können.

Macht es Sie nicht traurig, dass Sie als gebürtige US-Amerikanerin nicht bei den Weltreiterspielen in den USA dabei sein können?

Es ist natürlich etwas traurig, dass ich in den USA nicht dabei bin. Aber ich habe ein gutes Gefühl mit den jungen Pferden. Wir haben ein gutes Gespür dafür, talentierte Pferde zu erkennen und bringen sie in den internationalen Sport. Das ist unser Job als Profi. Zu sehen, wie sich die jungen Pferde entwickeln, gibt uns genauso viel, wie eine Medaille auf einem Championat zu gewinnen.

Sind Sie eigentlich noch nervös vor einem Start?

Oh ja. Ich glaube, das hört auch nie auf. Wenn ich hier ins Aachener Stadion einreite und die Leute mit anfeuern, bekomme ich Gänsehaut. Ich fühle mich wirklich geehrt, hier starten zu dürfen und bin hochmotiviert. Aber der Tag, an dem ich nicht mehr nervös bin, ist der, an dem ich aufhöre (lacht).