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Europameisterschaften 2019

Blog IV aus Luhmühlen: Fan-Liebe bei Reitern

Der Geländetag bei der Busch-Europameisterschaft ist nicht nur sportlich gesehen ein Highlight. Am Rande der Strecke gibt’s auch einiges zu sehen. Von Hunde-Trends, sportlichen Zuschauern und Fan-Liebe bei Reitern.

Fan-Plakate gibt's nicht nur beim Konzert von Robbie Williams, sondern auch in der Heide.

Luhmühlen – Gestern habe ich noch verwundert festgestellt, dass der Schrittzähler in meinem Handy in der Lage ist, eine fünfstellige Zahl anzuzeigen. Heute hat er jeden bislang dagewesenen Wert gesprengt: 25.714 Schritte lautet meine Bilanz nach dem Geländetag bei der Busch-EM in Luhmühlen. Bereits um elf Uhr am Vormittag schickte mein Handy mir die frohe Botschaft, dass ich mein Tagesziel erreicht hatte: die 10.000.

Da wundert es einen nicht, dass man am Rande der Trasse alle möglichen Gefährte antrifft, die einen schnell und vor allem komfortabel von A nach B bringen. Neben dem klassischen Mountainbike nämlich auch E-Scooter, E-Mountainbikes und Fatbikes, also solche mit extrem dicken Reifen. Wahlweise auch mit elektronischer Unterstützung. Die Besitzer eines solches Gefährts konnten ganz bequem von Hindernis zu Hindernis fahren, wenn sie ein bestimmtes Pferd-Reiter-Paar mehrfach im Gelände sehen wollten. Alle anderen mussten laufen. Und mit laufen meine ich nicht etwa einen gemütlichen Spaziergang durch die wunderschöne Westergellerser Heide. Nein, ich meine laufen.

Besonders eindrücklich zu beobachten war das beim Ritt von Michael Jung und fischerChipmunk FRH. Ich habe mich bei seinem Start am Beginn der Strecke positioniert. Kaum ist er an mir vorbeigerauscht und nach Hindernis drei in den Wald verschwunden, hab ich mich strammen Schrittes querfeldein zur Wellenbahn aufgemacht. Dort war bereits gut was los. Vor allem die Schattenplätze, von denen es an diesem Hindernis nur wenige gab, waren bei über 30 Grad Celsius heiß begehrt. Kaum hatte Michael Jung auch dieses Hindernis bravourös gemeistert, sprangen mit mir plötzlich mindestens 30 Leute auf und rannten so schnell sie konnten rüber zum letzten Wasserkomplex. Ich kam mir ein bisschen vor wie beim Schlussverkauf. Und das alles, um Michael Jung nach circa 500 Metern Sprint nochmals zujubeln zu können. So geht Fan-Liebe bei Reitern!

Dieses britische Fan-Grüppchen ließ sich nicht lumpen, was die Fan-Ausstattung anging.

Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, kommt man sicherlich auch auf die knapp sechs Kilometer, die Pferd und Reiter in diesem Kurs zurücklegen mussten. Doch nicht jeder, der heute die EM-Geländeritte live verfolgen wollte, hatte solch sportliche Ambitionen. Viele machten es sich richtig gemütlich am Rande der Trasse: mit Picknickdecken, Campingstühlen, Sonnenschirmen und Bollerwagen. Ich habe ja gestern von Must-Haves auf einem Geländeturnier berichtet. Hunde gehören auf jeden Fall auch dazu. Wenn ich hier einen Trend ausmachen sollte, würde er lauten: der Jack-Russel kommt nie aus der Mode. Beliebter Treffpunkt aller Hundehalter war heute ein mit Wasser gefüllter Graben zwischen der Wellenbahn und dem letzten Wasserkomplex. Der war heute mehr ein Hunde-Swimmingpool. Ich hab die Vierbeiner für diese Abkühlung zwischendurch echt beneidet.

Was einem am EM-Geländetag auch immer wieder begegnet, sind illustre Fan-Grüppchen, die sich mit Flaggen der Nation ausgestattet haben, die sie anfeuern. Die Schweden setzten eher zurückhaltend auf kleine Papierfähnchen, die sie wild schwenkten, wenn einer ihrer Reiter vorbeirauschte. Die Franzosen hingegen waren eher verbal unterwegs, mit Schlachtrufen, die sie ihren Landsleuten auf der Schlusslinie hinterherbrüllten. Optisch am besten gefiel mir eine Gruppe Briten, die nicht nur glitzernde Hüte trugen, sondern sich den XXL-Union-Jack auch noch um die Schultern geworfen hatten.

Ein deutsches Fan-Grüppchen, das mir am Rande der Strecke begegnet ist, hatte sogar Plakate gemalt. Die galten zwar vorrangig EM-Nachrücker Christoph Wahler und seinem Carjatan S, aber zwei weitere mit den Aufschriften „#clearroundthenparty“ und „Team Germany go for Gold“ waren dafür universell einsetzbar. Die Reiter heute waren jedenfalls allesamt begeistert von den Massen an Zuschauern, vom Massen-Daumendrücken, Massen-Mitfiebern und Massen-Feiern. Es gab wirklich kaum einen Teil an der Strecke, an dem keine Zuschauer standen. Es muss ein wahnsinns Gefühl sein, hier durchs Gelände zu rauschen, umjubelt und gefeiert zu werden. Die Reiter haben es sich definitiv verdient.