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Europameisterschaften der Dressurreiter 2021

Blog aus Hagen: Medaillen-Schnack und Flaschenöffner-Ersatz

Warum Carl Hester und Charlotte Dujardin Osnabrücker Eis lieben, Francois Kasselmann seinen Ehering zweckentfremdet und Jessica von Bredow-Werndls Sohn gar nicht so beeindruckt von Medaillen ist.

Charlotte Dujardin berichtet auf Facebook von ihrem Sightseeing-Trip nach Osnabrück.

Hagen a.T.W. – Ich bin waschechte Osnabrückerin. Und im Grunde habe ich schon am Eisbecher erkannt, wo Charlotte Dujardin und Carl Hester gestern während des Tages Sightseeing gemacht haben. „So viele wunderschöne Städte und Dörfer in der Nähe des Showgeländes“, schrieb die Britin auf Facebook und postete Bilder vom Osnabrücker Dom, vom Rathaus und vom Hegertor. Da die beiden Team-Olympiasieger von 2012 gestern Abend erst im letzten Drittel der Prüfung starteten, hatten sie ausgiebig Zeit, die Altstadt und das Osnabrücker Eis zu genießen. Die 15 Kilometer zurück bis zum Hagener Borgberg waren da ein Katzensprung. Ist also jedem zu empfehlen, der das Turniergelände mal für ein paar Stunden verlassen will. Ein britischer Fan gab Charlotte Dujardin auch gleich den guten Tipp, deutsches Spaghettieis mal auszuprobieren. Das darf man sich als Mannschafts-Silbermedaillengewinner durchaus gönnen, wobei Carl Hester nach der Team-Entscheidung am Mittwochnachmittag mit britischer Begeisterung bekundete, am Dienstag ja durchaus auf Goldkurs gewesen zu sein. Abends hätten er und Charlotte schonmal über Gold philosophiert, sagte er und grinste keck. Danach lächelte er süffisant, winkte ab und gab zu, dass Großbritannien lange überhaupt nur von Medaillen geträumt habe, ohne in Treppchennähe gewesen zu sein. Insofern sei er mit Silber absolut zufrieden.

Weniger beeindruckt von Mamis zweiter EM-Goldmedaille in diesen Tagen war übrigens Jessica von Bredow-Werndls vierjähriger Sohn Moritz. Er war am Donnerstagabend aufgeblieben und hatte fest die Daumen gedrückt, als Dalera unter Flutlicht ins Viereck galoppierte. Nach dem Ritt war er einfach nur froh, dass Mama nun wieder Zeit für ihn hatte, Gold hin oder her. Das hoffe sie doch, dass sie wichtiger sei als die Medaille, lachte die 35-Jährige. „Ich hab‘ auch in Tokio zu meinem Mann gesagt: Egal ob ich mit oder ohne Medaille nach Hause komme, Moritz liebt mich genauso.“ Mama ist halt die Beste – momentan übrigens auch im Viereck.

Dass es dort in Hagen für das deutsche Team generell super läuft, freut auch die Veranstalter, die sich natürlich vor allem für den guten Sport begeistern, der für die Kür morgen wirklich Spannung erwarten lässt. Im Special lagen die Ränge zwei bis vier gerade einmal zwei Prozent auseinander. In der Kür kommt natürlich noch die gestalterische Note dazu, aber wie man schon auf den vergangenen Championaten zu sehen bekam, kann man einiges erwarten. Bei Jessica von Bredow-Werndls La La Land-Choreographie angefangen über Cathrine Dufours Les Misérables-Auswahl bis hin zu Isabell Werths Schlagermedley, das ihr mit Weihegold 2020 bei der Deutschen Meisterschaft Kür-Gold einbrachte, mischen sich die musikalischen Stilrichtungen so sehr, dass jeder Zuschauer an der ein oder anderen Stelle wahlweise andächtig lauscht oder verächtlich schnaubt. Soll aber ja vor allem zu den Pferden passen und der persönliche Geschmack darf da zumindest bei den Richtern keine Rolle spielen. Karten für die Kür gibt es leider keine mehr. Ausverkauft. Aber vor dem Bildschirm sieht und hört man auch gut.

Übrigens nahmen an den Pressekonferenzen der Hauptprüfungen bislang entweder Ehrenpräsident Karl-Theodor zu Guttenberg oder Event Director Francois Kasselmann teil. Bei der ersten PK, als zwar die Getränke auf dem Tisch standen, aber noch die Flaschenöffner fehlten, nahm Letzterer schnell und simpel seinen Ehering zur Hilfe, um Jessica von Bredow-Werndl eine Limonade zu öffnen. Praktiker, der Mann. Wenn's nur das ist.

Wer sich übrigens fragt, wo Co-Bundestrainer Jonny Hilberath dieser Tage ist, wird mit Bedauern hören, dass er aufgrund eines positiven Corona-Tests nicht anreisen konnte. Quarantäne ist angesagt - und sicherlich viel Livestream gucken.