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Im Interview: Springreiter Rodrigo Pessoa

„Baloubet hatte das gewisse Etwas“

Rodrigo Pessoa zählte lange zu den besten Springreitern der Welt. Heute ist der Brasilianer Trainer der irischen Springreiter. Der Rolex Round Table gab ich Aachen Gelegenheit, dem 46-Jährigen auf den Zahn zu fühlen. Denn seit 20 Jahren ist er Partner der Marke für Luxus-Uhren.

Rodrigo Pessoa, irischer Nationaltrainer, Springreiter und Rolex-Partner.

Es ist 25 Jahre her, dass Sie Ihren Vater im Großen Preis von Aachen besiegt haben. Welche Erinnerungen haben Sie an Aachen generell?
Schon als ich ein Kind war, war Aachen das beste Turnier und ist es auch heute noch. Es ist das Wimbledon des Pferdesports. Ich hatte schon als Kind das Ziel, hier einmal zu gewinnen. Mit 18 bin ich zum ersten Mal hier geritten, mit 21 konnte ich das erste und einzige Mal den Großen Preis gewinnen. Jedes Mal, wenn ich den ersten Tag hier bin, kommen all diese Erinnerungen wieder hoch. Ich hatte hier einige ganz besondere Momente.


Früher waren Sie als Reiter hier, heute sind Sie Equipechef. Wie fühlt es sich für Sie an, hier ein Team zu coachen?
Etwas anders, aber am Ende des Tages ist es doch ähnlich, weil man das gleiche Ziel anvisiert. Man möchte, dass die Reiter gut abschneiden. Wir sind mit einer guten Mannschaft angereist und haben auch einige gute Platzierungen geholt. Im Nationenpreis lief die zweite Runde nicht nach Plan. Aber so ist der Sport.


Sind Sie als Equipechef nervöser oder als Reiter?
Es ist eine andere Art von Nervosität. Sobald der Reiter im Parcours ist, kann ich nicht mehr eingreifen. Ich kann nur hoffen, dass alles gut geht. Als Reiter habe ich mehr Einfluss auf das Ergebnis. Aber wenn man nervös ist, bedeutet das ja, dass es dich interessiert und du das Beste für das Team erreichen willst.


War der Nationenpreis ein Test für die Europameisterschaften im August in Rotterdam?
Die Voraussetzungen sind etwas anders. Hier ist es ein großes Stadion mit Grasboden, bei den Europameisterschaften ist der Platz kleiner und wir reiten auf Sandboden. Aber in der Frage, wie man mit dem Druck umgeht, im Team zu reiten, ist Aachen sehr hilfreich, weil es ein prestigeträchtiger Wettbewerb ist. Diese Feuerprobe musste Peter Moloney nun bestehen und hat sich gut geschlagen.

Wie kam es zum Trainer-Amt bei den Iren?
Es war für mich eine große Enttäuschung, nicht an den Olympischen Spielen 2016 in meinem Heimatland teilnehmen zu dürfen. Ich brauchte eine Pause und etwas Zeit. Durch Zufall habe ich danach mit einigen Iren zusammengesessen und sie fragten mich, ob ich daran interessiert sei. Ich dachte, warum nicht? Ich war bereit, den Sport aus einer anderen Perspektive zu betrachten und mir als Reiter eine Auszeit zu nehmen. Ich habe die Entscheidung wirklich nicht bereut.


Ist Ihr einstiges Top-Pferd Baloubet du Rouet von all Ihren Pferden immer noch der Beste?
Ich denke schon. Ich hatte großes Glück, viele sehr gute Pferde zu haben, aber er hatte das besondere Etwas. Wir hatten auch schlechte Zeiten, aber ein so gutes Pferd erleichtert dem Reiter die Arbeit. Der Springsport hat sich im Laufe der Jahre geändert, aber ich glaube, dass er auch heute noch gewinnen könnte. Er war so schnell und wendig und extrem vorsichtig.


Sie haben derzeit ein neues, vielversprechendes Pferd …
Ja, ein zehnjähriges Pferd, das noch reifen muss. Es hat viel Potenzial und ist sehr vorsichtig, aber braucht noch Zeit. In ein paar Wochen starten wir beim Fünf-Sterne-Turnier in Dinard. Ich hoffe, dass er im kommenden Jahr soweit sein wird, dass wir in den Großen Preisen antreten können.


Sind die Olympischen Spiele ein Ziel?
Ich sehe es realistisch. Das ist nur möglich, wenn ich ein Pferd habe, das in der Lage ist, ein gutes Ergebnis zu erzielen und wettbewerbsfähig ist. Wenn eines meiner Pferde bis dahin so weit ist, werde ich um einen Platz kämpfen.


Bleiben Sie denn dann Nationaltrainer der Iren?
Ich weiß nicht, ob es kompatibel bleibt. Erst einmal richtigen wir unseren Blick auf die Europameisterschaften in Rotterdam. Anschließend planen wir weiter. Wenn wir uns für Olympia qualifizieren, schauen wir, ob wir einen Weg finden, mit dem alle zufrieden sind.

Sie sind seit 20 Jahren Partner von Rolex. Wie hat sich das entwickelt?
Es ist eine große Ehre, mit einer Marke wie Rolex zusammenzuarbeiten. Es ist verrückt. Vor 20 Jahren habe ich auf dem Turnier in Genf einen Anruf von der Marketingabteilung von Rolex bekommen, habe sofort zugesagt und seither haben wir es nie bereut. Rolex war eine unglaubliche Unterstützung für den Pferdesport und andere Sportarten. Ich persönlich habe ich im Laufe der Jahre viele Freundschaften geschlossen, es ist wirklich wie eine große Familie.