Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Unsere Kolumne über Reiter-Typen

Wer bin ich und wenn ja wie viele?

Der Titel des Kompakt-Philosophie-Studiums im Buchformat von Autor Richard David Precht hat zwar nichts mit Pferden zu tun, doch die Frage aller Fragen stellt sich auch auf der Stallgasse. Welcher Typ Reiter bin ich? Da gibt es nämlich große Unterschiede, wie unsere Kolumne zeigt.

Symbolbild

Bin ich Hobbyreiter? Oder Turnierreiter? Oder beides? Naja, ich weiß nicht. Das Turnierjackett hängt noch immer in der hintersten Ecke des Kleiderschranks. Es zu verkaufen, bringe ich nicht übers Herz. Es könnte ja doch irgendwann noch einmal zum Einsatz kommen. Ein ähnliches Schicksal teilen die weiße Reithose und die Kandare in der Sattelkammer. Sagen wir mal so: Der Wille ist noch immer ungebrochen, doch die moderne Zeitmessung passt einfach nicht zu meinem Ehrgeiz. Welcher Typ Reiter bin ich dann also?

Noch mehr Anekdoten aus dem Stall und der Reithalle lesen Sie monatlich in unsere Kolumne. Außerdem finden Sie viele praktische Tipps für gutes Reiten und gesunde Pferde in jeder Ausgabe. Jetzt Abo abschließen und die Reiter Revue jeden Monat als Print-Magazin oder als E-Paper genießen.

Man kann die Reiterschar tatsächlich unterteilen. Sie werden staunen, wie einfach es ist, die einzelnen Typen zu analysieren.

Da wären zum einen die schon erwähnten Hobbyreiter, gerne auch Freizeitreiter genannt. Eigentlich ein Oberbegriff für alle, die sich erst nach Feierabend um ihre Pferde kümmern können. Im geläufigen Sprachschatz unter Reitern steckt er einen aber gerne in die Schublade der Bodenarbeit-liebenden-seltener-im-Sattel-anzutreffenden Pferdefreunde. Für sie gelten die drei Fs zum vollkommenen Glück: Führen, Füttern, Fertig!

Dann gibt es die Sonntagsreiter, die sich tatsächlich nur am Wochenende eine gemütliche Runde durchs Gelände gönnen. Entweder auf einem geliehenen Pferd oder dem eigenen, das unter der Woche verliehen wird. Eine Unter-Spezies dieser Gruppe sind übrigens die Schönwetter-Reiter, die sich mit ihren Aktivitäten nicht unbedingt aufs Wochenende beschränken, diese aber von Temperatur und Wolkendichte abhängig machen. Bei manch einem erscheint es allerdings so, als werde das Wetter eher als Begründung genutzt, warum man gerade nicht reiten kann. Im Winter ist es zu kalt und der Boden draußen prinzipiell zu matschig oder zu hart. Im Herbst ist es zu gefährlich,wenn die Stürme Blätter und Zweige über den Reitplatz wehen oder die Äste am Hallendach kratzen. Im Sommer wird es zu warm und die Bremsen sind eine Qual für die Pferde. Das schmale Zeitfenster im Frühling zwischen den Eisheiligen und den ersten Hitzeschüben lässt dann vielleicht zwei Ausritte zu. Für die Schönwetter-Reiter die härteste Zeit des Jahres.

Wenn Sie im Sommer morgens um Fünf einmal zufällig auf einen Reiter treffen sollten, gehört er garantiert zur nächsten Gruppe: die Passions-Reiter! Dazu zählen sowohl Amateur-Turnier- als auch bereits beschriebene Irgendwann-wieder-Turnierreiter, die das Reiten zwar nicht als Beruf, aber als Berufung verstehen. Sie sind der Beweis dafür, dass der frühe Vogel ein Reiter ist. Sie stehen um halb vier auf, um sich am Sonntagmorgen um sieben Uhr mit ihresgleichen in der A-Dressur zu messen. Aber auch, um ihr Pferd im Sommer vor lästigen Bremsen und zu starker Hitze zu bewahren, ohne auf das Training zu verzichten. Diese Reiter beißen hartnäckig die Zähne zusammen, wenn ihnen der Regen bereits in die Stiefel läuft und sie das Gefühl haben, nicht im Sattel, sondern in der Badewanne zu sitzen – einer mit kaltem Wasser, versteht sich. Wenn sie anschließend durch Fieber und Husten doch zu einer Reitpause gezwungen sind, plagt sie tage-, wenn nicht sogar wochenlang das schlechte Gewissen. Ihr Pferd hat schließlich ein Trainingsdefizit – unaufholbar! Die Saison ist quasi gelaufen!

Das sehen selbst die meisten Zugehörigen der Spezies Profi etwas lockerer. Die haben allerdings gut lachen. Sie haben ja meistens schon am Vormittag Zeit zu reiten und müssen sich nicht abends noch nach einem stressigen Bürotag zu vierzig Minuten Konzentration zwingen, um zwei müde Beine und zwei müde Arme irgendwie mit den Bewegungen des Pferdes in Einklang zu bringen. Die Profis sind nämlich die, die sich in der überfüllten Halle um sieben Uhr abends nur noch zum Unterrichten blicken lassen. Sie wissen schon, warum ...

Natürlich steckt ein bisschen von allem in jedem von uns und diese Kurz-Definitionen sind ohne Frage eine ziemliche Vereinfachung von dem, was die einzelnen Typen ausmacht. Eine Ähnlichkeit zwischen allen findet sich aber definitiv: Sind wir nicht alle ein bisschen seltsam? Nicht-Reiter (übrigens ein weiterer Typus) würden da definitiv nicken. Aber geben Sie es zu: Wir sind es doch gern!