Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Warendorf: Goldenes Reiterkreuz für Dr. Manfred Giensch, Silber für Dieter Kröhnert, "Fahrmeister" Eckardt Meyer

Neben den Ehrungen für die Besten in den unterschiedlichen Reitsport-Disziplinen wurden in Warendorf im Rahmen des Championatsballes weitere Auszeichnungen für besondere Verdienste vergeben.

Hohe Auszeichnung für den langjährigen DOKR-Mannschaftsarzt Dr. Manfred Giensch beim Championatsball 2022.

Warendorf/GER - Unter Standing Ovations der Reiter, Fahrer und Voltigierer ist Dr. Manfred Giensch beim traditionellen Championatsball des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) in Warendorf mit dem Deutschen Reiterkreuz in Gold ausgezeichnet worden. Von 2006 bis zu den WM in Herning in diesem Jahr begleitete der Hamburger als Mannschaftsarzt die deutschen Reiter zu Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. „Du hast das vielzitierte ‚24/7‘ wirklich gelebt und warst bei großen und kleinen Wehwehchen für jeden von uns – egal welcher Disziplin – immer erreichbar“, bedankte sich Vielseitigkeitsreiter Andreas Dibowski im Namen der Aktiven für Gienschs langjährige Unterstützung.

„Man muss auch Glück haben im Leben“, gab „Manne“ Giensch den Dank zurück. „Als mich Herr Wendt 2005 in Luhmühlen gefragt hat, ob ich Mannschaftsarzt werden wolle, haben für mich fantastische 18 Jahre begonnen“. Er schloss mit der Hoffnung, dass die entstandene Freundschaft innerhalb des „Teams behind the Team“ auch künftig halten werde. Seinen beiden Nachfolgern – Dr. Katharina Egeling-Oeßel und Dr. Timm Schlummer vom Josephs-Hospital in Warendorf – wünschte er bei ihrer neuen Aufgabe „so viel Spaß, wie ich es hatte“.

Dr. Manfred „Manne“ Giensch hat Medizin und Sportmedizin in Hamburg und Innsbruck studiert, promovierte in der Klinik für Innere Medizin des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Harburg und absolvierte die Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie und Schwerpunktweiterbildung Unfallchirurgie am Allgemeinen Krankenhaus Harburg und an der Endoklinik Hamburg. 1978 macht er sich in Hamburg-Harburg mit einer eigenen chirurgischen Praxis selbständig, kümmerte sich als Unfallchirurg um gebrochene Arme und Beine, um Arbeits-, Schul-, und Sportunfälle. Mitte der 80er Jahre war er dann Mitbegründer des Berufsverbands der niedergelassenen Chirurgen und war von 2000 bis Ende 2002 dessen Vorsitzender. 2005 zog Giensch mit seiner Praxis in das nach seinen Ideen entwickelte Gesundheitszentrum in Harburg um, in der viele Fachrichtungen unter einem Dach eng zusammenarbeiten, und baute das medizinische Angebot unter dem Namen „Chirurgie Süderelbe“ als Gemeinschaftspraxis aus.

Mitte der 2000er Jahre erhielt Dr. Giensch die Gelegenheit, seine zweite Leidenschaft – die Reiterei – mit seinem Beruf zu verbinden. In frühen Jahren selbst aktiver Reiter und Anfang der 1960er Jahr im Vielseitigkeitspitzensport hoch erfolgreich sowie Sieger der deutschen Hochschulmeisterschaften in Springen (1962) und Dressur (1964) übernahm er 2006 die Funktion des Mannschaftsarztes für die deutschen Kaderreiter und begleitete diese zu Welt-, Europameisterschaften und Olympischen Spielen. Von 2010 bis 2014 war er darüber hinaus Mitglied im Medical Committee der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI).

Silber für Dieter Kröhnert

Der langjährige DOKR-Mannschaftshufschmied Dieter Kröhnert wurde mit dem Silberne Reiterkreuz ausgezeichnet.

Mehr als 30 Jahre lange hat der bekannte Hufschmied Dieter Kröhnert aus Ellerhoop dafür gesorgt, dass die deutschen Pferde bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften „gut zu Huf“ sind.

In seiner Laudatio erinnerte Otto Becker, Bundestrainer der Springreiter, an den Werdegang des „Medaillen-Schmieds“, der zunächst lieber Jockey oder Springreiter geworden wäre. „Seiner Kunst hat der deutsche Pferdesport in den vergangenen Jahren mehr als eine Medaille zu verdanken“, sagte Becker und schloss seine Rede mit den Worten: "Lieber Dieter, Du hast dich immer im Hintergrund gehalten, aber warst immer da, wenn du gebraucht wurdest. Vielen Dank für alles, was du für uns und unsere Pferde in 32 Jahren getan hast."

Seinen ersten Einsatz hatte Dieter Kröhnert 1990 in Stockholm, insgesamt war er bei acht Weltreiterspielen dabei, rechnet man in diesem Jahr Herning und Pratoni dazu, sind es sogar neun Weltmeisterschaften sowie acht Olympische Spiele, bei deinen Kröhnert mit seiner mobilen Schmiede überall zur Stelle war, „wo Not am Pferdehuf“ herrschte. Nur einmal mussten die Reiter und ihre Pferde auf ihn verzichten. Die Weltreiterspiele in Tryon 2018 mussten krankheitsbedingt ohne ihn stattfinden, doch schon bei den Europameisterschaften Vielseitigkeit 2019 in Luhmühlen ließ er es sich nicht nehmen, wieder selbst für die Pferde da zu sein.

Auch privat bestimmen die Vierbeiner sein Leben und das seiner Familie, er hat auch selbst Pferde gezüchtet und ist geritten, bis vor acht Jahren war er noch selbst in Springprüfungen platziert. Auch Ehefrau Susan war früher erfolgreiche Springreiterin und fungiert heute als Stallmanagerin. Während der Weltreiterspiele 2004 in Den Haag wurde sein jüngerer Sohn Timothy geboren, während der Olympischen Spiele feierte er seinen 18. Geburtstag. Er tritt in die Fußstapfen seines Vaters und hat in Österreich eine Ausbildung zum Hufschmied gemacht und betreibt mit seinem Vater gemeinsam die Hufbeschlagschmiede in Ellerhoop. Auch der ältere Sohn Alexander George ist gelernter Hufschmied, arbeitet heute allerdings als Tierarzt in der Tierklinik Lüsche.

Inzwischen ist Dieter Kröhnert auch begeisterter Opa. Seinen ein Jahr alten Enkel nimmt er auch schon gerne mal auf dem Trekker mit. Denn neben Pferden interessiert sich der Schmied für alles, was fährt und PS hat – egal ob motorisiert oder elektrisch. Vom E-Bike, Segway, E-Scooter, VW-Käfer, Porsche, Oldtimer-Traktor steht alles in der Garage.

Für seine Verdienste wurde Dieter Kröhnert bereits 2015 mit dem bronzenen Reiterkreuz ausgezeichnet. Nun verlieh ihm Hans-Joachim Erbel, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), das Deutsche Reiterkreuz in Silber.

Eckardt Meyer ist "Fahrmeister"

Beim Championatsball 2022 wird Eckardt Meyer zum Fahrmeister ernannt. Hier mit Fritz Otto-Erley (l.) und FN-Präsident Hans-Joachim Erbel.

Fahrlehrer, Richter und Parcourschef ist er bereits, nun darf sich der langjährige Bundestrainer der Ein- und Zweispännerfahrer, Eckardt Meyer, auch „Fahrmeister“ nennen.

Der Titel Fahrmeister kann laut Ausbildungs-Prüfungs-Ordnung (APO) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) an Persönlichkeiten verliehen werden, die sich durch langfristiges, nachhaltiges Wirken als Ausbilder von Pferd und Fahrer mit überregional herausragenden Ergebnissen hervorgetan und herausragende eigene Leistungen im Fahrsport erbracht haben sowie sich vorbildhaft für Pferdesport und Pferdehaltung engagiert haben. Eckardt Meyer ist erst der vierte Trainer nach Bernhard Duen, Michael Freund und dem im Jahr 2020 verstorbenen Ewald Meier, der diesen Titel tragen darf. Die Laudatio übernahm Fritz Otto-Erley als Fahrsport-Koordinator des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR). „Es ist mir eine Ehre“, sagte er und an Meyer gewandt: „Du hast es verdient!“

Eckardt Meyer war schon als Springreiter hoch erfolgreich, bevor er sich dem Fahrsport widmete. 1991 wurde er Deutscher Meister der Zweispännerfahrer und in den Jahren 1990 und 1994 Vize-Meister. Bei den Weltmeisterschaften in dieser Disziplin errang er 1991 die Silbermedaille in der Einzelwertung. Zwei Jahre später konnte er gemeinsam mit der deutschen Mannschaft ebenfalls Silber gewinnen.

1995 übernahm der gelernte Landwirt das Amt des Bundestrainers für die Ein- und Zweispänner. In den darauffolgenden Jahren sammelten die von ihm betreuten Ein- und Zweispänner sechs Gold-, fünf Silber- und sechs Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften. Für seinen großartigen Einsatz um den Fahrsport wurde Eckardt Meyer daraufhin 2012 das Deutsche Reiterkreuz in Silber verliehen.

Seit 2019 steht er als DOKR-Honorartrainer wieder zur Verfügung und kümmert sich entweder um die Ein- oder um die Zweispänner, je nachdem für welche Anspannungsart eine Weltmeisterschaft in der Saison bevorsteht und fügte seither seiner Trainerbilanz fünf weitere Medaillen hinzu, darunter auch die in diesem Jahr gewonnene Mannschaftsbronze der Einspänner in Le Pin au Haras in Frankreich.

- fn-press -