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Studie: Siegerehrungen belasten Pferd und Reiter

Siegerehrungen nehmen viele Pferde und Reiter als stressig war, das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage, die Helena Linnenbrügger vom Studiengang Pferdewissenschaften und die Universitätsprofessorin Dr. Heidrun Gehlen von der Pferdeklinik der Freien Universität Berlin im Rahmen einer Bachelorarbeit durchgeführt haben.

Viele Pferde tänzeln in Siegerehrungen, weichen zurück oder wollen einfach nicht stillstehen. Auch die Reiter sind häufig angespannt.

Berlin - Gerade auf Turnieren ist neben der sportlichen Leistung auch die mentale Stärke von Pferd und Reiter gefordert. Stillstehen, warten, entspannt bleiben und das trotz Musik und Schleife an der Trense – nicht für jeden etwas. Um mehr über Belastung, Verletzungsrisiken, Unfälle sowie Alternativen zur „klassischen“ Durchführung von Siegerehrungen herauszufinden, wurde im Juli 2019 eine Online-Befragung durchgeführt. 700 Turnierreiter aus den Sparten Dressur und Springen gaben ihre Erfahrungen, Einstellungen und Empfindungen an.

An der Umfrage im Rahmen einer Bachelorarbeit war die Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen war am häufigsten vertreten. Es folgten die 31- bis 40-Jährigen und 41- bis 50-Jährigen. Mit 89,4 Prozent mehrheitlich Amateurreiter und 10,3 Prozent Berufsreiter.

Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:

31,3 Prozent der Reiter sind in Siegerehrungen angespannt. Mehr Anspannung herrscht jedoch auf dem Abreiteplatz und in der Prüfung. Pferde sind laut ihren Reitern in Siegerehrungen am angespanntesten, das bestätigen 48 Prozent. Die meiste Unruhe zeigen sie als Reaktion auf die Ehrenrunde, Applaus und das Warten. Am häufigsten wurde Rückwärtsgehen, Tänzeln und unkontrolliertes Angaloppieren oder Antraben der Pferde beobachtet. Zwischen der Anspannung von Pferd und Reiter in Siegerehrungen konnte ein hochsignifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden.

Erhöhtes Verletzungsrisiko in Siegerehrungen

Laut 60,6 Prozent der Umfrageteilnehmer birgt die Siegerehrung ein erhöhtes bis hohes Verletzungsrisiko. Nur der Abreiteplatz wird von 66,6 Prozent als noch riskanter eingeschätzt. 7,4 Prozent der befragten Reiter erlitten im Laufe ihrer Turnierkarriere einen Unfall während einer Siegerehrung. 7,6 Prozent gaben einen Unfall des gerittenen Pferdes an. Stress des Pferdes ist laut Umfrage die Hauptursache für Unfälle. Tritte werden als häufigste Unfallursache beschrieben. Geschlossene Weichteilverletzungen sind die meist genannten Verletzungsart.

Pferde sind der Umfrage zufolge deutlich verletzungsanfälliger als Reiter: Während 42,3 Prozent der Reiter bei einem Unfall keine Verletzungen davontrugen, erlitten 83 Prozent dabei eine Verletzung. 50,9 Prozent von ihnen lahmten in Folge des Unfalls.

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Andere Regeln für die Siegerehrung gewünscht

Die Umfrage ergab, dass viele Reiter sich andere Regelungen für die Siegerehrung wünschen. Besonders die Aberkennung der Platzierung bei Nichtteilnahme und die Teilnahmepflicht mit dem höchstplatzierten Pferd wurden negativ bewertet. Zwar sprachen sich 54,9 Prozent für die verpflichtende Teilnahme mit Pferd aus, im Zuge dessen wollen sie aber auch, dass Ausnahmen von Richtern zugelassen werden.

Die Vorschläge, Siegerehrungen in den unteren Klassen ohne Pferd stattfinden zu lassen, ein anderes Pferd reiten zu dürfen oder nach dem Schleifenempfang ohne Teilnahme an der Ehrenrunde wieder hinausreiten zu können, wurden besonders positiv bewertet.

Grundsätzlich würden 19,4 Prozent aller Befragten am liebsten zu Fuß an Siegerehrungen teilnehmen. Eine freiwillige Teilnahme mit Pferd befürworten 40,1 Prozent. Dadurch könnten laut Umfrage Individualentscheidungen getroffen und einigen Pferden übermäßige Anspannung erspart sowie stressbedingte Unfälle vermieden werden.