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Aktuelle Meldung

Rückzahlung von 1,6 Mio. Euro wegen arglistiger Täuschung im Fall Insterburg

Vor knapp acht Jahren wechselte der Trakehner-Hengst Insterburg für 1,6 Mio. Euro nach Schweden, um einer ambitionierten jungen Reiterin eine internationale Turnierkarriere auf Grand Prix-Niveau zu ermöglichen. Beraten wurde die Käuferfamilie seinerzeit vom Reitlehrer der Tochter, der beim Millionendeal selbst 310.000 Euro von den Verkäufern als Provision einstrich. Dies, so die Richter am Oberlandesgericht Celle, hätte die Verkäuferseite offenlegen müssen, da der Reitlehrer eine besondere Vertrauensstellung genoss. Nach einem jetzt rechtskräftigen Urteil muss der Hengst zurückgenommen und der Kaufpreis nebst Zinsen zurückerstattet werden.

Celle - Der Prozess um den inzwischen 19-jährigen Insterburg legt offen, wer alles im Top-Pferdehandel mitverdient. So bekam der damalige Eigentümer als Verkäufer von den 1,6 Mio. Euro „lediglich“ 1,04 Mio. Euro, also 65 Prozent. Die restlichen 560.000 Euro teilten sich der vom Verkäufer beauftragte Vermittler (130.000 Euro), der schwedische Reitlehrer als Berater der Käuferfamilie (310.000 Euro) und ein deutscher Grand Prix-Trainer (120.000 Euro), der den Kontakt zwischen Vermittler und dem schwedischen Reitlehrer herstellte.
 
Rechtsanwalt Dr. Burkart Fischer aus Verden vertrat die Käuferfamilie und betont die grundlegende Entscheidung des Urteils: „Im Pferdehandel werden vielfach Provisionen an Berater, Reiter, Ausbilder oder Trainer gezahlt – oftmals ohne Wissen der Käufer. Dieser Unsitte schiebt die jetzige Entscheidung einen Riegel vor.“ Neben der Tatsache, dass die Provisionszahlungen an den Reitlehrer – als Vertrauensperson der Käufer – selbigen verschwiegen wurde, kritisierte das Gericht auch deren Höhe. Insgesamt flossen 35 Prozent der 1,6 Mio. Euro an Berater und Vermittler. Anders gerechnet wurde auf die Einnahme des Verkäufers in Höhe von 1,04 Mio. Euro knapp 54 Prozent aufgeschlagen. 10 bis 20 Prozent werden laut Gutachter als branchenüblich angesehen.
 
Der Trakehner Insterburg von Hohenstein x Giorgio Armani wurde 1999 von Hans Derlin in Schleswig-Holstein gezogen und war 2002 Prämienhengst seiner Körung. Er beendete 2004 seinen 70-Tagetest als Gesamtsieger mit einem Dressurindex von 135,81. Als Sechsjähriger wurde er jeweils Dritter auf dem Bundeschampionat und bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde. Unter Carola Koppelmann reifte er bis zum Grand Prix-Sieger und war 2009 das erfolgreichste Trakehner Dressurpferd weltweit. 2010 wechselte er nach Schweden, wo er seine Sportkarriere gesundheitsbedingt nicht fortsetzen konnte. Seit 2013 steht er als Vererber über das Landgestüt Zweibrücken zur Verfügung. Geschäftsführer Alexander Kölsch versichert gegenüber Reiter Revue, dass Insterburg die gesamte Zuchtsaison 2018 den Züchtern über Frischsamen zur Verfügung stehen wird. Mit einem FN-Zuchtwert von 140 Punkten in der Dressur gehört er zu den besten Vererbern Deutschlands. – wm –