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In eigener Sache

Meredith Michaels-Beerbaums Kolumne (Teil 2)

Mit Volldampf steuert Meredith Michaels-Beerbaum nun auf das Weltcup-Finale Ende April in Leipzig zu. Im zweiten Teil ihrer Kolumne lässt Deutschlands Top-Amazone die vergangenen Wochen Revue passieren.

Thedinghausen. Das erste Weihnachten mit Kind ist vorüber, voller Zuversicht blickt Meredith Michaels-Beerbaum jetzt auf ihre sportliche Karriere. Im Visier: Das Rolex FEI Weltcup-Finale Ende April in Leipzig. Wie sie sich vorbereitet und wie es ihren Pferden geht, beschreibt „MMB” exklusiv für die Leserinnen und Leser von Reiter Revue International in ihrer Kolumne, unterstützt von ihrem Sponsor Rolex.

„Weihnachten 2010: Meine Tochter und ich waren über Weihnachten bei meiner Familie in den USA. Wir hatten einen typisch amerikanischen gigantischen Weihnachtsbaum, der über und über mit Schleifen, Bällen und Kerzen dekoriert war. Für Brianne Viktoria war Weihnachten das Größte, was sie bisher gesehen hat. Ich war mir nicht sicher, wie weit sie Weihnachten überhaupt verstehen würde, weil sie da ja erst zehn Monate alt war. Aber sie war von ihren Geschenken total begeistert und natürlich von all der Aufmerksamkeit, die wir ihr gegeben haben.

Zurück in Deutschland machte uns der Schnee das Leben schwer. Reisen war ein echtes Problem, aber es war auch schon schwierig genug, die Pferde aus den Stallungen zu bekommen. Ich selber bin ja in Kalifornien groß geworden und kenne Schnee kaum, aber dennoch ist Schnee für mich immer etwas ganz Wunderbares.

Sportlich ging das Jahr 2010 sehr gut zu Ende. In Genf war ich mit meinem vierten Platz im Rolex FEI Weltcup mehr als zufrieden. Mein Ziel war es, mich für das Weltcup-Finale im April bereits Ende 2010 zu qualifizieren. Dass mir das gelang, hat viel Druck von mir genommen. Aber ich schaue natürlich weiter in die Zukunft. Deutschlands Team-Gold bei den Weltreiterspielen in Kentucky bedeutet, dass das Team automatisch für die Olympischen Spiele 2012 in London qualifiziert ist. Aber auch wenn eine deutsche Mannschaft gesetzt ist, heißt das nicht, dass wir Reiter automatisch wieder dabei sind. Ein Platz im Team basiert einzig auf den Leistungen und Erfolgen, die man im Verlauf des Jahres zeigt. Nach dem Weltcup-Finale geht es also für mich darum, bei der Europameisterschaft in Madrid wieder dabei zu sein.

Mir ist schon klar, dass meine beiden besten Pferde Shutterfly und Checkmate für künftige Championate zu alt sind. Aber ich habe ein Nachwuchspferd mit enorm viel Potenzial im Stall. Es ist die achtjährige Stute Oak Grove's Beirut, eine Holsteinerin von Baldini-Calido II. Im vergangenen Jahr habe ich sie unter anderem in der Youngster Tour des CHIO eingesetzt. Ich hoffe, dass sie sich gut weiter entwickelt. Bis zu den Olympischen Spielen in London 2012 ist es zwar noch ein langer Weg, aber Olympia ist auch mein erklärtes Ziel. Eine olympische Medaille fehlt mir noch in meiner Sammlung. Wenn meine Stute weiter so macht wie bisher, denke ich, dass sie ein Hoffnungsträger für London ist.

Doch zurück zu meinen beiden alten Jungs Shutterfly und Checkmate. Sie waren beide in der letzten Saison sehr erfolgreich. Das macht mich stolz. Ich war überglücklich, dass ich nach meinem Weihnachtsurlaub beide frisch und erholt vorfand. Shutterfluy und Checkmate werden seit zehn Jahren einzig und alleine von ihrer Pflegerin Anu betreut, wenn ich nicht da bin. Sie hat sie über die Ferien gepflegt und geritten und mich immer informiert, wie es ihnen geht. Als ich zurückkam, waren sie in großartiger Verfassung. Es ist eine wunderbare Bestätigung, dass wir diese beiden ungewöhnlichen Pferde schon so lange fit und gesund halten.

Insbesondere Shutterfly ist fast zu so einer Art Rock Star geworden. Die Zuschauer gaben ihm beim Weltcup in Verona und in Stuttgart stehende Ovationen. In Stuttgart hatte ich zu meiner großen Freude mit Shutterfly den German Master und damit einen Mercedes gewonnen. Das war sein fünfter Mercedes hintereinander (drei Grand Prix- und zwei Master-Siege). Großartig, zumal wenn man bedenkt, dass Shutterfly jetzt 18 Jahre alt ist. Er hatte letzte Woche Geburtstag und erhielt mehr Geburtstagskarten von seinen Fans, als ich jemals bekommen habe.

Überhaupt hat Shutterfly eine unglaubliche Karriere über eine sehr lange Zeit hinter sich. Für mich ist er das beste Springpferd aller Zeiten. Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die mit mir dieser Meinung sind. Alleine mit Blick auf die Preisgelder gibt es nicht viele Pferde, die an ihn herankommen. Seine Beständigkeit, seine Talent, seine Geschwindigkeit und seine positive Einstellung machen ihn zu einer Ausnahmeerscheinung in unserem Sport. Ich fahre sehr gerne mit ihm zum Turnier, und es macht mich stolz, wenn ich sehe, wie begeistert die Leute sind, ihm zu begegnen. Er ist eine echte Berühmtheit, und es ist eine große, große Ehre für mich, seine Reiterin zu sein. Er macht mich jeden Tag glücklich!

Bei meinem ersten Turnier 2011 in Basel fühlte ich mich, wie ich zugeben muss, noch ein wenig eingerostet von meinen Weihnachtsferien. Anfang Februar werde ich sechs Wochen nach Kalifornien reisen. Ich möchte das erste Mal seit 20 Jahren auf einem Turnier in meiner Heimat starten und meine jungen Nachwuchspferde auf die Saison vorbereiten. Meine beiden alten Jungs bekommen eine wohl verdiente Pause. Ihr nächster Start ist Ende März beim Rolex FEI Weltcup Springen in ‘s-Hertogenbosch. Dort will ich beide auf das Rolex FEI Weltcup-Finale in Leipzig vorbereiten.

Die Konkurrenz ist groß: Kevin Staut ist in großartiger Form, aber auch Christian Ahlmann, Rolf-Göran Bengtsson, und natürlich Titelverteidiger Marcus Ehning. Es gibt zurzeit im Rennen für das Weltcup-Finale sehr viele gute Reiter und Pferde. Es wird ein großartiger und sicherlich einzigartiger Wettkampf werden. Ich finde auch uns Reiterinnen dieses Jahr sehr stark. Wir machen unseren männlichen Kollegen viel Druck. Besonders Penelope Leprevost aus Frankreich hat ihre Stärke bei den Weltreiterspielen gezeigt.

Mein Mann Markus und ich sind sehr zufrieden. Wir haben zurzeit viele junge Reiter bei uns in der Ausbildung. Das gibt uns für 2011 die neue Perspektive, Talente für die Zukunft des Springreitens zu fördern. So können wir diesem großartigen Sport etwas zurückgeben.

Herzliche Grüße

Meredith Michaels-Beerbaum

Zu Teil 1 der Kolumne geht´s hier...

Zu Teil 3 der Kolumne geht´s hier...