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Olympische Spiele 2012

London lacht

Nieselregen war angekündigt, doch die Sonne will den zweiten Tag der Olympischen Spiele wohl nicht verpassen. Mal sehen, wer nach dem zweiten Teil der Vielseitigkeits-Dressur mitlacht ...

London/GBR – Die Greenwich Station ähnelt heute morgen einem Ameisenhaufen. Aus allen Türen der "National rail" – des Zuges, der die Innenstadt Londons mit dem Greenwich Park verbindet – kommen die Zuschauer und pilgern in einer langen Schlange quer durch das alt britische Städtchen Richtung Eingang zum Wettkampf-Gelände. Von den Organisatoren der Spiele ist auch das letzte Detail durchgeplant. Die Hauptstraße ist mit Kunststoffabtrennungen in der Mitte geteilt, damit die Menschenmassen ungehindert auf der einen Seite laufen und die Autos auf der anderen Seite fahren können. In den U-Bahn-Schächten sind Schleusen errichtet, die bei Überfüllung für Ordnung sorgen sollen. In verschiedenen Etappen sind die Wartezeiten zu lesen, die im Falle einer Menschenschlange ab diesem Punkt zu erwarten sind.
Das erinnert stark an die Minutenpunkte, die die deutschen Reiter seit gestern für die Geländestrecke bekommen haben. An Hindernis 20 befindet sich der erste Sechs-Minuten-Punkt, errechnet nach dem 570-Meter-Tempo. Theoretisch, denn die Rechnung hat einen Haken: Bis zu diesem Punkt geht es ausschließlich bergauf. "Hier ist viel Gefühl von den Reitern gefordert", sagt Bundestrainer Hans Melzer. Denn auch am Schluss geizt die Geländestrecke nicht mit anspruchvollen Hindernissen. Sich die Strecke individuell einzuteilen, ist deshalb die oberste Regel für die Reiter. Hindernis 20 hat beim Abgehen der Strecke bei vielen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. "Ein old-fashion-Tiefsprung", nennt es Melzer. Allerdings sei ein ähnlicher Sprung in Burghley noch schwieriger. Ob er gelingt oder nicht, entscheidet aller Voraussicht nach der Schwung. Lassen sich die Pferde einfach "von der Kante rutschen", kommen sie passend zum Schmalsprung, springen sie runter, wird es schwierig. "Die Landestelle ist nicht kalkulierbar", so Melzer.
Neben den Vielseitigkeitsreitern sind gestern übrigens auch die Dressurreiter ins Olympische Dorf und die Pferde in die Stallzelte des Greenwich Parks gezogen. Circa eine halbe Stunde dauert der Shuttle vom Olympischen Dorf in Stratford nach Greenwich, was die Sportler gerne in Kauf nehmen, wie Dirk Schrade erzählte. Die große Olympia-Familie aus Sportlern aller Disziplinen ist einfach ein Erlebnis für sich. Im Dorf gebe es eine Mensa, die einfach riesig sei, berichtet Joachim Jung, der seinen Sohn Michael bislang einmal dorthin begleitet hat. Die habe selbst ein eigenes Mac Donalds. Fast Food für Deutschlands Goldhoffnung? Bundestrainer Hans Melzer – selbst bekennender Fan des englischen Frühstück (aber ohne Würstchen, sondern mit Pilzen!) – sieht es pragmatisch und grinst: "Solange er reitet, wie er reitet, ist es mir egal, was er isst." Da gibt es wohl nichts hinzuzufügen. -schn-