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Karneval: Leitlinien-Entwurf fordert Kilo-Grenze für Reiter

Das NRW-Umweltministerium hat einen Leitlinien-Entwurf für den Umgang mit Pferden in Karnevalsumzügen verfasst. Die Karnevalsvereine sollen die Vorschläge nun testen. Es geht um Kilo-Grenzen für Reiter, Rauch-, Alkohol- und Handyverbot und Dopingkontrollen.

Das NRW-Umweltministerium möchte, dass betroffene Karnevalsvereine seine Vorschläge für Pferde bei Festumzügen in diesem Jahr testen.

Düsseldorf/Köln – Mitte Dezember hat der Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in einer Sitzung über den Einsatz von Pferden in Karnevalsumzügen diskutiert. Das Ergebnis hat Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Ursula Heinen-Esser nun an den Landtagspräsidenten André Kuper weitergeleitet. In Form eines Entwurfs der „Leitlinien zum Umgang mit Pferden in Karnevalsumzügen“, der Reiter Revue vorliegt.

Es handelt sich dabei um Handlungsempfehlungen, die die Ministerin den Karnevalsvereinen an die Hand gibt. Sie sollen diese bei ihren diesjährigen Karnevalsumzügen testen und danach ein Feedback geben. Man wolle im Anschluss noch einmal zusammenkommen und besprechen, was gut lief und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt, teilte das Ministerium auf Anfrage von Reiter Revue mit. Mit den Leitlinien möchte man die Pferde, sowie alle Beteiligten und Zuschauer bei Festumzügen bestmöglich schützen.

Alternativrouten für Pferde

So sollen Pferde in Umzügen idealerweise an den Anfang oder ans Ende gesetzt werden und nicht unmittelbar hinter oder vor eine Musikkapelle, heißt es in dem acht Seiten langen Entwurf. In der Streckenplanung sollen Alternativrouten für Pferde geschaffen werden, um Engpässe zu vermeiden. Eine tierärztliche Betreuung soll innerhalb von zehn Minuten möglich sein. Unmittelbar vor und nach dem Zug sollen die Pferde Wasser und Raufutter bekommen.

Reiter, Fahrer und Begleitpersonen sollen entsprechende Qualifikationen vorweisen können, wie den Reitpass und mindestens 30 Stunden Reitpraxis im vergangenen Jahr – zehn Reitstunden davon bei einem qualifizierten Trainer mindestens vier Monate vor dem Umzug – beziehungsweise den Kutschenführerschein. Für sie alle gilt ein Alkohol-, Rauch- und Handyverbot. Ein Tierarzt soll vor dem Umzug die Eignung der Pferde feststellen – mittels Sedierung ruhiggestellte Pferde dürfen nicht teilnehmen. Deshalb soll es stichprobenartige Dopingkontrollen geben. Außerdem dürfen nur Pferde teilnehmen, die drei Monate vor dem Umzug eine Gelassenheitsprüfung bestanden haben.

Kilo-Grenze für Reiter

Für Reiter soll eine Kilo-Grenze gelten: Sie dürfen maximal 15 Prozent des Pferdegewichts auf die Waage bringen. Fahrpferde wiederum dürfen maximal das Doppelte ihres Gesamtgewichts ziehen. Auch sogenannte „Paukenpferde“, also solche, die mit Musik- oder anderen vergleichbaren Geräuschquellen ausgestattet sind, soll es laut dem Entwurf nicht geben. Ob das alles auch praxistauglich ist, sollen die betroffenen Vereine in diesem Jahr testen.

In der Karnevals-Hochburg Köln begrüßt man einheitliche Richtlinien, sagt Tanja Holthaus, Pressesprecherin beim Festkomitee Kölner Karneval, auf Nachfrage von Reiter Revue. „Bereits 2017 und 2018 haben wir gemeinsam mit Experten Richtlinien entwickelt, um Pferde, Beteiligte und Zuschauer besser zu schützen. Deshalb setzen wir einen Großteil der Vorschläge aus den Leitlinien bereits um.“ In Köln liegt die Kilo-Grenze für Reiter bei 20 Prozent des Pferdegewichts, inklusive der kompletten Ausrüstung und Kamelle. Ob die Reiter dies einhalten, soll in diesem Jahr mit mobilen Waagen stichprobenartig kontrolliert werden. Aber auch das Handy-, Alkohol- und Rauchverbot sei in Köln bereits gelebte Praxis. Ebenso fordert man hier einen Nachweis über die Eignung der Pferde und Qualifikationen von Reitern, Fahrern und Begleitpersonen.

2018 hatte es beim Rosenmontagszug in Köln einen Unfall mit einer Kutsche gegeben, bei dem insgesamt vier Personen verletzt wurden. Damals soll Fremdeinwirkung ursächlich für den Unfall gewesen sein. Dennoch wurde nach diesem Vorfall über Maßnahmen diskutiert, die das Stressniveau der Tiere während des Umzugs weiter senken sollten. Im vergangenen Jahr hatte es wegen einer Sturmwarnung keine Pferde im Kölner Karnevalsumzug gegeben.

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