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Im Interview: Martin Richenhagen

„Ich freue mich, dass viele Aktive sich mich in dieser Position wünschen“

Martin Richenhagen kandidiert für das Amt des Vorsitzenden des Dressur-Komitees des Weltreiterverbandes (FEI). Neben ihm stehen bei der FEI-Generalversammlung am 17. November noch zwei weitere Kandidaten zur Wahl: Ulf Helgstrand, Vorsitzender der dänischen Föderation, und die internationale Dressurrichterin Maribel Alonso de Quinzanos aus Mexiko.

Martin Richenhagen

Martin Richenhagen saß bis 2018 als Richter bei internationalen Vier-Sterne-Grand Prix-Prüfungen am Viereck. Er ist FEI-Steward und begleitete das deutsche Team als Equipe Chef zu den Olympischen Spielen in Hongkong 2008. Wir haben mit dem Herausgeber von Reiter Revue International über seine Ambitionen gesprochen, das einflussreiche Amt beim Weltreiterverband zu übernehmen.

Herr Richenhagen, die Veranstalter von internationalen Dressurprüfungen haben sich ebenso wie der Vorstand des internationalen Reiter-Clubs Dressur, zwei wichtige Stakeholder für Sie als neuen Vorsitzenden ausgesprochen. Das Nominierungs-Komitee der FEI allerdings für Maribel Alonso de Quinzanos. Verwirrend aus Ihrer Sicht?

Ich verstehe es nicht so richtig. Ich weiß aber, dass Prozesse so funktionieren und sehe es mit großer Gelassenheit. Ich bin von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) nominiert worden. Die Bewerbungsunterlagen sind entsprechend rausgegangen und ich habe mich den Fragen der Stakeholder in Videokonferenzen gestellt. Wie nun diese Empfehlung der FEI zustande kommt, ist schwer nachzuvollziehen. Mit mir hat keiner gesprochen. Ich habe aber alles getan, um zu überzeugen und freue mich, dass viele Aktive sich mich in dieser Position wünschen.

Wenn Sie Vorsitzender des FEI-Dressur-Komitees werden: Was muss sich aus Ihrer Sicht dringend im internationalen Dressursport verändern?

Für die breite Öffentlichkeit ist das Tierwohl von großer Bedeutung. Wir müssen hier proaktiv tätig werden, um sicherstellen, dass wir unseren Sport auch in Zukunft ausführen dürfen. Der wichtigste Schwerpunkt ist aus meiner Sicht der Tierschutz. Da müssen wir noch intensiver klare Regeln definieren, um ihn vollumfänglich zu gewährleisten. Dann benötigen wir eine substanzielle Verbesserung in der Richterei. Die FEI-Stewards haben einige Anliegen formuliert, denen wir Gehör schenken müssen. Und es gibt viel zu tun, um die Länder zu unterstützen, in denen der Dressursport noch in der Entwicklung ist. Ein weiterer wichtiger Punkt ist außerdem, einen neuen Hauptsponsor für den FEI-Weltcup zu finden.

Sie sprachen es gerade an und auch bei den Europameisterschaften in Hagen a.T.W. gab es Kritik am Richten. Liegt es an den Richtern selbst oder am System?

Ich denke, das System ist, so wie es ist, in Ordnung. Ich persönlich finde, dass die Fußnoten wieder eingeführt gehören, aber das wurde bislang abgelehnt. Ich denke, die Probleme liegen in der Ausbildung der Richter. Dort müssen wir ansetzen, damit alle, die dort am Viereck sitzen, auch den gleichen Blick auf das haben, was dort gezeigt wird.

Stichwort: Fake-Schaum. Es wurde in den vergangenen Wochen viel diskutiert, dass der Einsatz von Marshmallow-Paste verboten werden soll. Wie stehen Sie dazu?

Ja, ich bin definitiv für ein Verbot. Die Stewards haben sich in der Vergangenheit oft geärgert, dass sie diesbezüglich keine Handlungsmöglichkeiten hatten. Diese Paste zu benutzen, ist so, als würde man falsche Schuhe tragen, um entstandene Blasen zu verdecken, aber Pflaster benutzen, anstatt passende Schuhe anzuziehen. Man bekämpft das Symptom, aber nicht die Ursache. Wer korrekt reitet, benötigt diesen Schaum nicht. Man betrügt damit sich, die Richter, Stewards und die Zuschauer. Das ist nicht der richtige Weg für den Sport.