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Im Interview: Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu

„Ich bin pingelig“

Monica Theodorescu hat mit uns über Corona, den besonderen Reiz der Dressur, die Pest und eine ganz besondere Meise gesprochen, die den Grundstein für ihr Leben mit und für die Pferde gelegt hat. Eine Leseprobe aus unserer aktuellen Mai-Ausgabe.

Seit Oktober 2012 ist Monica Theodorescu Bundestrainerin der Dressurreiter. Uns hat sie von ihrer Passion berichtet.

Wie beeinflusst die Corona-Pandemie Ihren Alltag?

Alles ist nun deutlich ruhiger. Es finden keine Turniere oder Lehrgänge statt und ich kann mit den Kaderreitern nur Ferntraining, beziehungsweise Videoanalysen machen. Die aktuelle Situation bietet sich an, um sich mehr mit der Technik zu beschäftigen, als wir es bisher getan haben. Eigentlich wäre Olympia-Jahr.

Nun finden die Spiele erst 2021 statt. Was bedeutet das für Sie?

Das bedeutet erst einmal, dass die Planung für dieses Jahr genau ein Jahr später durchzuführen ist. Ich wünsche mir nur, dass wir heile durch diese Pandemie kommen und es bald sicherere Zeiten gibt. Der Saisonauftakt der Reiter ist ebenfalls über den Haufen geworfen worden.

Wie planen Ihre Reiter um?

Die Reiter hängen genau wie alle anderen in der Warteschleife. Bis dahin werden die Pferde fit gehalten. Jeder ist nun gefragt seinen Betrieb so zu organisieren, dass man die Vorgaben einhalten kann. Natürlich fehlen uns allen die Turniere, aber zurzeit gibt es wichtigeres.

Wie viele Wochenenden pro Jahr sind Sie normalerweise unterwegs?

Puh, ich habe sie nie gezählt. Sicherlich zwischen 20 und 30. Wahrscheinlich eher 30. Mein Mann hat mal überschlagen, dass es so 180 bis 200 Reisetage pro Jahr sind. Aber dieses Jahr werden es ja definitiv schon einmal weniger (lacht).

Sind Sie gerne auf dem Turnier?

Es gehört zu meinem Beruf. Ich bin über 30 Jahre Turnierreiter und Leistungssportler gewesen. Das führe ich nun als Bundestrainerin weiter. Es ist aber nicht so, dass ich zu Hause nicht weiß, was ich machen soll und deshalb so viel unterwegs bin.

Was machen Sie daheim am liebsten?

Dann reite ich meine Pferde und freue mich auch, wenn ich einfach ein wenig Privatleben haben kann.

Wie oft kommen Sie zum Reiten?

Wenn ich zu Hause bin, täglich. Dann vereinbare ich meinen Unterricht und die Trainingsbesuche so, dass genug Zeit zum Reiten bleibt.

Nehmen Sie Unterricht?

Leider nicht (lacht).

Weil die Zeit fehlt?

Da ich ja keine Turniere mehr reite, sehe ich nicht so viel Sinn darin. Außerdem müsste zu Jonny Hilberath fahren, aber er lebt zu weit weg.

Gibt es denn einen Trainer, bei dem Sie gerne einmal geritten wären?

Ich habe viele tolle Lehrmeister erlebt. Allen voran meinen Vater. Ich habe auch von Willi Schultheis lernen dürfen, Bubi Günther habe ich kennengelernt und durfte auch mal ein Pferd von ihm reiten. Meine Familie hatte engen Kontakt zu Herbert Rehbein. So habe ich viel von den alten Meistern, den wirklichen Meistern, gelernt. Und natürlich lerne ich nach wie vor weiter, mit den Augen. Ich habe die ganz Großen des Dressursports erleben dürfen, Reiner Klimke, Ann-Kathrin Linsenhoff, mit Isabell Werth bin ich lange zusammen geritten. Uns verbinden 30 Jahre Turnierreiterei, genau wie bei Hubertus Schmidt, den ich schon ewig kenne und mit dem ich mich stets auf Turnieren austausche. Heute sind natürlich auch jüngere Reiter im Kader, was sehr gut ist. Auch durch sie lerne ich immer wieder Neues dazu, denn auch der Unterrichtende lernt, nicht nur der Schüler. Es hört nie auf.

Offen zu bleiben, ist für Ihren Beruf entscheidend?

Natürlich. Das gehört dazu, nur so kann ich mich immer wieder auf junge Paare, neue Pferde oder aufstrebende Reiter einstellen. An alten Mustern festzuhalten, ist keine Lösung.

Welchen Reiter würden Sie gern einmal unterrichten?

Ich arbeite grundsätzlich gerne mit jedem Reiter, der ernsthaft weiter kommen möchte. Es macht mir unheimlich viel Freude mit jüngeren, talentierten Reiter mit Perspektive zusammenzuarbeiten und diese dabei zu unterstützen aus ihrem gewohnten Milieu in den Grand Prix Sport zu kommen.

Isabell Werth und Hubertus Schmidt sind Reiter, mit denen Sie in Ihrer aktiven Zeit geritten sind. Nun sind Sie Trainerin, Bundestrainerin. Wie hat sich das Verhältnis verändert?

Eigentlich gar nicht. Sagen wir mal so, wir hatten immer einen sehr guten Draht zueinander, obwohl wir Konkurrenten waren. Wir haben in der Sache ein sehr vertrautes Verhältnis. Wir haben viel gemeinsam erlebt, wissen viel übereinander und ticken ganz ähnlich. Da braucht es nicht viele Worte.

Wie kann man es sich vorstellen, wenn Sie einen der beiden trainieren?

Das sind nicht nur diese beiden Reiter, auch Dorothee Schneider oder Helen Langehanenberg und einige mehr. Es ist immer ein Austausch über das jeweilige Pferd. Welche Probleme gibt es vielleicht, wo kann man ansetzen? Ich bin der Optimierer von unten. Es geht um die Verbesserung der Pferde und die Ausbildung, das Training, aber auch um die entsprechende Planung der Turniere und Championate. Da bin ich diejenige, die von unten das halbe Pünktchen mehr rauskitzeln will. Es geht um Kleinigkeiten, um Details. Wir bewegen uns da auf sehr hohem Niveau.

Wie pingelig sind Sie?

Schon pingelig. Das muss ich gestehen. Ich habe sehr viele Prüfungen geritten und durch meine langjährige Erfahrung auf Championaten und Turnieren mit vielen verschiedenen Pferden wird meine Kompetenz nicht infrage gestellt, und da wir möglichst immer gewinnen wollen, arbeiten wir daran, uns stets weiter zu verbessern.

Haben Sie eine Trainingsphilosophie?

Da kann ich mich den alten Meistern nur anschließen und gebrauche auch öfter den Satz von Herrn Stecken: „Richtig reiten reicht.“ Das sagt eigentlich alles. Ihr Leben ist dem Reitsport komplett verschrieben.

Was ist das Faszinierendste für Sie an der Dressur?

Die Zusammenarbeit mit dem Pferd und dass es möglich ist, mit einem Pferd eine solche Symbiose, auch was die Leistung betrifft, einzugehen. Am Tag x, dem Tag des Championats, punktgenau eine perfekte Leistung abzuliefern, zeugt von einer hervorragenden Partnerschaft. Das gelingt vielleicht ein paar Mal im Leben, und das auch längst nicht jedem. Bei weitem nicht jedem. Es gelingt besonderen Reitern mit ganz besonderen Pferden.

Ist das für Sie der besondere Reiz?

Ja, wenn man es in Aachen oder bei einem Championat schafft, Bestleistungen zu zeigen, ist das ein besonderes Gefühl. Das ist ein wunderbarer Moment, auch wenn ich unseren Reitern nur zuschaue. Dafür muss ich nicht selbst im Sattel sitzen. Die Faszination greift auf mich über.

Wann haben Sie diesen besonderen Moment erlebt?

Beim Grand Prix in Seoul mit Ganimedes 1988, in Atlanta mit Grunox bei einer sehr guten Kür. Mir ist das ein paar Mal gelungen, beim wichtigsten Turnier des Jahres die beste Prüfung zu reiten. So auch der letzte Sieg 2012 mit Whisper in Aachen. Da bekommt man Gänsehaut, weil es so schön ist.

Können das einem nur die Pferde bescheren?

Das kann ich nicht beurteilen, mir aber vorstellen, dass auch Politiker nach einer eindrucksvollen Rede ein solches Hochgefühl haben oder Musiker, Tänzer, Schauspieler die eine tolle Premiere feiern durften. Natürlich auch Sportler die mit großartigen Leistungen große Siege feiern konnten. Wer dort das Beste zeigen konnte, wird sich wahrscheinlich ähnlich fühlen. Ein Glück, das man spürt, wenn man mit viel Fleiß, Schweiß und vielleicht auch Tränen auf ein Ziel hingearbeitet hat und es dann erreicht. Genau. Aber dabei geht es nicht um das nackte Ergebnis. Die Medaille um den Hals ist nicht entscheidend, sondern das Gefühl mit dem Pferd. Es geht um das gerade Erlebte, wenn man mit dem Pferd das Viereck verlässt. Das gemeinsame Erleben – darauf kommt es an.

Das komplette Interview mit Monica Theodorescu lesen Sie in unserem aktuellen Heft. Sie können es ganz bequem online bestellen und sich versandkostenfrei liefern lassen. Neben persönlichen Geschichten wichtiger Persönlichkeiten aus dem Reitsport ewarten Sie jede Menge Ausbildungs- und Praxistipps. Hier geht es zum Online-Shop.