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Fohlen vom Wolf gerissen?

In Schleswig-Holstein könnte ein Fohlen einem Wolf zum Opfer gefallen sein. Auf einem Pensionsbetrieb im Landkreis Pinneberg wurde am Montag ein Warmblut-Fohlen mit Anzeichen eines Kehlbisses und weiteren wolfstypischen Fraßspuren tot gefunden.

Der Wolf ist in Schleswig-Holstein angekommen. Jetzt könnte erstmals ein Fohlen dem Raubtier zum Opfer gefallen sein.

Pinneberg - Der Wolf geht in Schleswig-Holsteins Pferdeweiden um. Auf der Holsteiner Hengststation in Haselau zwischen Elmshorn und Wedel hat es in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli vermutlich den ersten Wolfsriss eines Warmblut-Fohlens gegeben in Schleswig-Holstein gegeben, berichtet der Holsteiner Verband auf seiner Homepage. Bilder des Fundes zeigen Bissspuren an Kehle und in den Weichteilen des Tieres (Anmerkung der Redaktion: Fotos liegen vor, von einer Veröffentlichung wurde abgesehen).

Betriebsinhaber Gunnar Mohr sei am Montag auf seine Koppel gegangenen, um zwei Stuten mit ihren Fohlen für eine Trächtigkeitsdiagnose auf den Hof zu holen, heißt es weiter vom Holsteiner Verband. Dabei bemerkte er das Fehlen eines Hengstfohlens, circa drei Monate alt. Gunnar Mohr fand das tote Fohlen nach längerem Suchen in der Nähe des Weidezauns mit erheblichen Rissverletzungen und informierte den zuständigen Wolfsbetreuer, der entsprechende Proben nahm und das tote Tier mit zu weiteren Untersuchungen ins Landesbüro nahm.

„Nun wird es drei Wochen dauern, bis uns ein Ergebnis vorliegt. Aber die Verletzungen waren so gravierend und erheblich, dass es ein ziemlich großes Raubtier gewesen sein muss“, so Gunnar Mohr. Das Fohlen stand in einer Herde mit 13 Stuten, auf einer Wiese circa 500 Meter vom Betrieb entfernt, eingezäunt mit zwei Mal Vier-Zentimeter Breitband-Litzen. In der betreffenden Nacht muss es zu großer Unruhe gekommen sein, weil auch der Zaun an einigen Stellen größeren Schaden genommen hatte, einige Zaunpfähle waren abgebrochen. Bis zu dem Vorfall standen Stuten und Fohlen Tag und Nacht auf der Koppel, nun hat der Holsteiner Züchter seine eignen und die Pensionsstuten alle in den Stall gebracht – insgesamt 23 Tiere. Gunnar Mohr ist ratlos: „Ich weiß nicht, wie genau es jetzt weitergehen soll. Wir müssen eine praktikable Lösung finden. Ich kann die Stuten mit ihren Fohlen nicht den Rest der Saison im Stall lassen.“

Das Umweltministerium in Schleswig-Holstein ist inzwischen bemüht, den Wolf aus der Schusslinie zunehmen. Joschka Touré aus der Presseabteilung des Ministerium sagt gegenüber Reiter Revue, dass eine erste Untersuchung ergeben haben sollen, dass die Fraßspuren post mortem zugefügt worden seien und das Fohlen bereits "zwei Tage tot gewesen sei". Angesprochen auf das heiße Wetter mit Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius und den damit einhergehenden günstigen Voraussetzungen für einen Verwesungsprozess wird die Aussage auf "circa zwei Tage" relativiert. Gunnar Mohr ist im Telefonat mit Reiter Revue entsetzt über die Aussagen des Ministeriums und sieht sich diffamiert: "Das Fohlen war am Sonntagnachmittag noch lebendig!" Der Betriebsleiter schaue täglich mehrfach nach der Gruppe und hole immer wieder einzelne Stuten zur Besamung oder Trächtigkeitsuntersuchung von der Weide, so auch am Sonntag, also nur einem Tag vor dem schrecklichen Fund.

Eine Untersuchung soll jetzt Gewissheit bringen, wer sich an dem Fohlen zu schaffen gemacht hat und ob es sich eventuell um den bereits auffälligen Rüden mit der Kennung GW924m handelt. Dieser hat nachweislich bereits mehrere Nutztiere, hauptsächlich Schafe und Rinder, gerissen und dabei vermeintlich "wolfssichere" Einzäunungen überwunden. Daher hatte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) Ende Januar den Abschuss des Wolfes genehmigt, was bis jetzt aber nicht gelang. Im 70 Kilometer entfernten Kreis Lauenburg wurde Ende letzter Woche eine Fähe mit vier Welpen gesichtet. Der Wolf scheint also in Schleswig-Holstein angekommen zu sein. Bisher bezweifelten Wolfsbefürworter, dass sich Wölfe in dem nicht sehr waldreichen Bundesland dauerhaft ansiedeln würden.