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Bornavirus auch für Menschen gefährlich

Das klassische Bornavirus stand bisher vor allem in Zusammenhang mit einer Erkrankung von Pferden und Schafen. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bestätigten nun eine durch das Virus verursachte tödliche Gehirnentzündung beim Mensch.

Der natürliche Wirt des Bornavirus ist die Feldspitzmaus.

Erlangen – Das klassische Bornavirus (BoDV-1), das bisher als Auslöser für die Bornasche Krankheit bei Pferden und Schafen bekannt war, kann auch bei gesunden Menschen tödliche Gehirnentzündungen hervorrufen. Das fand eine Forschergruppe der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg heraus, nachdem sie die Gewebeproben von zwei an einer schweren Gehirnentzündung verstorbenen Patienten untersucht hatten. Bei einem von ihnen wiesen die Wissenschaftler große Mengen der Erbsubstanz des klassischen Borna-Disease-Virus 1 nach. Warum die Patienten erkrankten, ist nicht bekannt. Von einer anderen Forschergruppe konnte das Bornavirus auch bei drei Empfängern von Spenderorganen eines postmortalen Organspenders nachgewiesen werden, der als Virusüberträger gilt. Zwei der Organempfänger verstarben im weiteren Verlauf, der Dritte überlebte mit schweren Gehirnschäden.

„Die von uns untersuchten tödlichen Krankheitsfälle zeigten das Krankheitsbild einer schweren Gehirnentzündung, die eindeutig von einer Bornavirus-Infektion ausgelöst wurde“, sagt Forschungsgruppenleiter Prof. Ensser vom Virologischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen. Das untersuchte Krankheitsbild habe große Ähnlichkeit mit der Bornaschen Krankheit bei Pferd und Schaf sowie mit den sehr seltenen Bornavirus-Infektionen bei Haltern exotischer Bunthörnchen in Deutschland.

Infektion durch Feldspitzmäuse

Als Überträger des Bornavirus gilt die Feldspitzmaus, die bei einer Infektion selbst keine Symptome zeigt. Über den Urin und Speichel scheidet sie das Virus aus, das dann von anderen Säugetieren, sogenannten Fehlwirten, aufgenommen wird. Bei Pferden äußert sich die Bornasche Krankheit durch Verhaltensauffälligkeiten wie Unruhe und Aggressivität, Kopfschütteln, einen unsichereren Gang, Schläfrigkeit und Veränderungen des Fressverhaltens.

Verbreitung des Bornavirus

Das ursächliche Bornavirus ist nach heutigem Wissensstand regional begrenzt in Teilen Ost- und Süddeutschlands, Österreichs, der Schweiz und Liechtensteins verbreitet. „Bei Patienten mit schweren neurologischen Erkrankungen sollte daher das Bornavirus insbesondere in diesen Risikogebieten als möglicher Erreger berücksichtigt werden“, sagt Prof. Ensser. „Die Dunkelziffer von Bornavirus-Infektionen bei tödlichen Gehirnentzündungen ist unbekannt, da die Infektion bislang bei Routineuntersuchungen nicht in Betracht gezogen wurde.“ Wie häufig Bornavirus-Infektionen beim Menschen tatsächlich sind, wie das Virus rechtzeitig diagnostiziert und der tödliche Infektionsverlauf verhindert werden kann, sollen weitere Forschungen nun aufklären. Derzeit gibt es noch keine zugelassene antivirale Therapie.

Zu den Ergebnissen der Studie

Quelle