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Kolumne

Lachfaktor: TG-Sperma-Gespräch

Kotwasser, Tiefkühl-Sperma und Co. sind für Nicht-Reiter befremdliche Themen. Chefredakteurin Sarah Schnieder ist schon häufiger auf Nicht-Reiter gestoßen, die sich über die Gespräche von Reitern köstlich amüsieren konnten.

Oft hilft nur, einfach mitzulachen.

Eltern werden es kennen: Wer bei seinem Baby oder Kleinkind noch regelmäßig die Windeln wechseln muss, macht gelegentlich den Po-an-Nase-Test. Baby kurz hochgehoben, an seinem Allerwertesten geschnuppert und je nach Geruchsergebnis entspannt genickt und Baby wieder abgesetzt oder Nase gerümpft und direkt nach der Windeltasche gegriffen. So machen Eltern das. Ihnen selbst fällt vermutlich kaum auf, wie witzig diese international angewendete Windelwechsel-Kontrolle für Menschen aussieht, die keine Kinder haben.

Ungefähr so geht es uns Reitern. Und zwar bei verschiedenen Themen. Kürzlich besprach ich mit meiner Tierärztin am Telefon, dass es sinnvoll wäre, bei einem meiner Pferde den Sandtest zu machen, weil es an Kotwasser leidet. Ich stand dabei vor dem Supermarkt und erst hinterher kam mir die Erklärung dafür in den Sinn, warum einige Teenager in meiner Nähe hysterisch gackerten. Ob es die detaillierte Besprechung der Pferdeapfel-in- Einmachglas-mit-Wasser-Analyse war (Umrühren nicht vergessen!) oder der mehrfach gefallene Begriff „Kotwasser“. Ich hörte jedenfalls ein junges Mädchen kichern: „Reiter sind schon komische Leute.“

Es ist nicht so, dass wir Pferdemenschen uns nicht gelegentlich auch fragen, wo wir anders abgebogen sind als diejenigen, die am Sonntag nicht vor elf Uhr aus dem Bett kommen. Ich schaffe es nicht einmal mehr im Urlaub, die Füße bis nach acht Uhr unter der Bettdecke zu behalten. Frage ich meine nicht reitenden Freunde gelegentlich nach ihrem Sonntag, kommt besonders in der Winterzeit gar nicht so selten die Antwort: „Wir haben lange geschlafen, schön gefrühstückt und haben den Tag dann gemütlich auf dem Sofa verbracht.“ Auf meine automatische Frage: „Ja, und dann?“ folgt ihr Unverständnis in der Antwort: „Ja, nichts und dann.“ Spätestens dann ist mir wieder bewusst, dass wir in unserem Alltag auf verschiedenen Planeten leben.

Das wird dann noch getoppt, wenn diese Freunde auf gelegentlichen Feiern auf andere Reiter treffen und sich mit einer Selbstverständlichkeit die Geschichten von Tiefgefrier-Sperma, Natursprüngen und der richtigen Besamungszeit anhören müssen. Je nach Alkoholpegel fangen sie dann ähnlich hysterisch an zu gackern, wie die Jugendlichen vor dem Supermarkt.

Es gibt aber auch Freunde, die nichts von Pferden verstehen und trotzdem nichts Absurdes an dieser Art Unterhaltung finden: die Hundefreunde. Das sind die, die keinen Gedanken mehr daran verschwenden, dass sie täglich mit der Plastiktüte die Hinterlassenschaften ihres Hundes aufsammeln. So ein Sandtest bringt sie definitiv nicht aus der Ruhe. Nichtreitende Freunde, die Kinder haben, übrigens auch nicht mehr. Alles eine Frage der Abhärtung.

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