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Hengsthaltung: Raus aus der Box

Pferde sind Herdentiere. Hengste auch. Eigentlich klar, aber keine gelebte Praxis. Ob das Verletzungsrisiko in Hengstgruppen tatsächlich höher ist und unter welchen Voraussetzungen Hengste in Gruppen leben können.

Ein pferdegerechtes Sozialleben muss auch Hengsten ermöglicht werden.

Kürzlich haben die Wissenschaftlerinnen Heidrun Gehlen, Katrin Krumbach und Christ Thöne-Reineke geschaut, ob die gängigen Bedenken gegenüber dem Verletzungsrisiko in der Hengstherde berechtigt sind. Nach Analyse von 50 wissenschaftlichen Arbeiten rund um das Thema Hengsthaltung ist klar: Hengste können in der Herde leben, wenn die Bedingungen stimmen.

Es dürfen also keine Stuten in der Nähe sein, die Fläche muss groß sein, mehrere Futterplätze und Tränken, entsprechende Ruhe- und Liegebereiche müssen vorhanden sein. Außerdem sollte es eine Gruppenzusammensetzung geben, die die Charaktere der Tiere berücksichtigt. Moment mal, das heißt, genauso wie in einer guten Herdenhaltung? Exakt. Untersuchungen ergaben, dass das Aggressionsverhalten in der Hengstherde nach vier Tagen signifikant sank. Allerdings stellten die Forscherinnen auch fest, dass nicht jeder Hengst für die Gruppenhaltung geeignet ist. Für Tiere, die lange in Isolation gelebt hätten, sei der Wechsel schwer. Oder auch in Ställen, in denen häufig Pferde wechseln, sei eine Gruppenhaltung nicht ideal.

Dennoch solle über eine artgerechtere Haltungsform als die reine Einzelhaltung nachgedacht werden, beispielsweise Weidezeiten mit einem Wallach tagsüber und Einzelhaltung in der Nacht. Die Boxen sollten Sozialkontakt ermöglichen, am besten ist, wenn der Hengst sogar den Kopf zum anderen in die Box strecken kann. Solche sogenannten Sozialboxen gibt es unter anderem im Schweizer Nationalgestüt.

Dieser Artikel ist in unserer Oktoberausgabe 2021 erschienen.