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Was tun beim Hufgeschwür

Das Pferd geht von heute auf morgen stocklahm? Oft steckt dahinter ein Hufgeschwür, das meist harmloser ist, als der Lahmheitsgrad vermuten lässt. Dennoch gibt es einiges, was man beachten sollte, erklärt Tierärztin Lisa-Marie Hermans von der Tierklinik Telgte in Nordrhein-Westfalen.

Den Huf abzudrücken, ist die erste Maßnahme auf der Suche nach dem Hufgeschwür.

Was genaus ist ein Hufgeschwür und wie kommt es zustande?

Ein Hufgeschwür ist kein Geschwür im eigentlichen Sinne, sondern eine eitrige Entzündung im Inneren des Hufes zwischen Horn und Lederhaut. Die Lederhaut gehört zum lebenden Teil des Hufes und ist dementsprechend sensibel. In den meisten Fällen entsteht es durch Eintreten von Steinchen oder Schmutz, aber auch Eintreten anderer Fremdkörpern in die weiße Linie. Außerdem kann zum Beispiel auch eine zu feuchte Umgebung und das Aufweichen des Hufes dafür sorgen, dass sich Bakterien im Huf verbreiten.

Wie erkennt der Pferdehalter ein Hufgeschwür, wie äußert es sich?

Da der eitrige Prozess auf die Huflederhaut drückt, verursacht dies Schmerzen und das Pferd zeigt in vielen Fällen sehr plötzlich eine hochgradige Lahmheit. Der betroffene Huf ist warm und an der Fessel fühlt man eine Pulsation. In manchen Fällen sucht die Entzündung zusätzlich einen Weg nach oben, wodurch das Bein anläuft und man ein Sehnenproblem vermuten könnte, obwohl es sich lediglich um ein Hufgeschwür handelt.

Was kann der Pferdehalter tun? Wann sollte er einen Tierarzt hinzuziehen?

Wenn das Pferd eine plötzliche Lahmheit zeigt, so dass es nicht mehr auftreten will und auf der Zehenspitze steht, sollte man vorsichtshalber den Tierarzt dazu ziehen. Es muss nämlich ausgeschlossen werden, ob es sich um eine Fraktur, einen Haarriss oder vielleicht um ein ganz anderes Problem handelt. Der Tierarzt kontrolliert dann die Funktion, Pulsation und Wärme. Zusätzlich überprüft er mit einer Hufzange die Druckempfindlichkeit an verschiedenen Stellen. Ein Röntgenbild kann einerseits ausschließen, dass es sich doch um eine Fraktur oder Fissur handelt und andererseits zeigen, ob es Lufteinschlüsse im Huf gibt. Letzteres kann auf ein Hufgeschwür hindeuten.

Was ist bei der Behandlung zu beachten?

Das Hufgeschwür sollte breit genug eröffnet werden, damit der Eiter gut abfließen kann. Hierdurch wird der Druck von der Huflederhaut genommen und es geht dem Pferd direkt besser. In manchen Fällen eröffnet sich ein Hufgeschwür sogar spontan nach unten zur Sohle oder nach oben zum Kronrand. Wenn der Prozess nach oben wandert, steigt das Risiko, dass sich eine Hornsäule bildet. Daher ist es wichtig, ein Hufgeschwür zu öffnen und gründlich zu versorgen. Es kommt vor, dass das Hufgeschwür noch nicht vollständig gereift ist und man den Abszess nicht öffnen kann. In solchen Fällen sollte ein feuchter Hufverband angelegt werden. Feuchtigkeit sorgt dafür, dass Horn und Sohle weicher werden und der Abszess weiter reift. Danach lässt es sich leicht öffnen. Nach Eröffnung sollte der Stichkanal desinfiziert und sauber gehalten werden. Am besten stopft man einen mit Jodlösung getränkten Tupfer in das Loch und schützt den Huf mit einem trockenen Hufverband. Dabei muss man darauf achten, dass man den Verband mit nicht zu viel Druck wickelt, weil dies sonst wieder Schmerzen bereiten kann. Andererseits darf man aber auch nicht zu wenig Druck verwenden. Wenn nicht genug Druck auf der Lederhaut ist, könnte die Lederhaut vorfallen und muss im schlimmsten Fall abgetragen werden.

Wie sollte die Genesung verlaufen und wie lange dauert es, bis ein Pferd wieder voll belastbar ist?

Die Heilung des Hufgeschwürs ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Der Hufverband sollte so lange drauf bleiben, bis eine neue Schicht Horn über die Huflederhaut gewachsen ist. Von dem Moment an, wo der Defekt ordentlich verhornt ist, kann in Absprache mit dem Tierarzt das Pferd wieder normal bewegt werden.

Welche langfristigen Folgen kann ein Hufgeschwür haben, wenn es nicht rechtzeitig behandelt wird?

Wenn ein Hufgeschwür nicht ordentlich behandelt wird, kann es zu einer Hornsäule oder sogar zur Entzündung des Hufbeins kommen. Immer ist auch zu beachten, dass das Pferd Tetanus geimpft ist, da auch ein Hufgeschwür die Eintrittspforte für ein entsprechendes Bakterium sein kann.