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Neun Fakten zum Fesselbehang

Für die einen ist der Kötenzopf ein Schmuckstück, für die anderen ein guter Grund zur Schere zu greifen. Doch was hat es mit dem Haar am Fesselgelenk eigentlich auf sich? Neun spannende Fakten über den Fesselbehang.

Er rückt bei vielen Pferdebesitzern besonders in der Winterzeit in den Fokus: der Fesselbehang.

1. Allerlei Namen

Welche ist denn nun die richtige Bezeichnung für das herabhängende Haar am rückwärtigen Fesselgelenk – Fesselbehang, Kötenbehang oder Kötenzopf? Alle sind richtig! Das rührt daher, dass auch das Fesselgelenk als Kötengelenk bezeichnet wird – früher allerdings mehr als heute.

2. Wasserschutzpolizei

Wofür ist der Fesselbehang überhaupt da? „Der Fesselbehang ist eine Art Regenrinne. Er leitet Feuchtigkeit ab und hält die Fesselbeuge trocken“, erklärt Dr. Inka Kreling-Boysen, Fachtierärztin für Pferde mit Praxis in Ingelheim. Allerdings nur, wenn die Feuchtigkeit von oben kommt. Steht das Pferd im Wasser oder Schlamm, bleibt keine Fesselbeuge der Welt trocken.

3. Abschneiden erlaubt?

Keine Sorge! „Den Fesselbehang abzuschneiden ist nicht tierschutzrelevant“, sagt Dr. Inka Kreling-Boysen und erklärt, wie es richtig geht: „Wenn man ihn abschneidet oder schert, dann in Haarwuchsrichtung. Denn so lässt sich die Funktion der Wasserableitung immer noch ein wenig erhalten.“ Wie sehr Sie den Kötenzopf nun kürzen, ist (auch) Geschmacksfrage. „Man kann ihn theoretisch sehr kurz abschneiden oder scheren“, meint Kreling-Boysen. Und das ist aus tiermedizinischer Sicht manchmal sogar notwendig, etwa bei Mauke. Die gute Nachricht: Das Haar wächst nach. Bis zur vollen Pracht dauert es allerdings ein paar Monate. „Das sollte man in Kauf nehmen, ehe man es mit chronischer Mauke oder Warzenmauke zu tun hat, die man kaum mehr loswird“, findet die Tierärztin.

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4. Ungebetene Gäste im Haar

Keime, Parasiten, Hautschuppen fressende Milben – sie sind jedem Pferdebesitzer ein Dorn im Auge. Aber sie kommen, sobald sie feuchtwarmes Milieu erahnen. Besonders Pferde mit starkem Fesselbehang – und vor allem jene Pferde mit weißem Behang – haben oft mit Mauke zu tun. Das schöne lange Haar wird dann zum schützenden Deckmantel für Bakterien, die die Haut angreifen, sie zum Jucken und Schmerzen bringen, bis hin zu Lahmheiten und schlimmen Schwellungen führen. „Das Problem bei Mauke ist, dass sie oft zu spät erkannt wird“, sagt Dr. Inka Kreling-Boysen und rät deshalb: „Gerade bei Pferden mit starkem Behang sollte man täglich die Stellen gründlich durchtasten. Oft sind bei diesen Pferden auch die Hautfalten im Bereich der Fesselbeuge ausgeprägter und wulstiger, sodass sich hier Feuchtigkeit und Wärme stauen kann.“ Bei Mauke muss das Langhaar ab, daran führt aus tierärztlicher Sicht kein Weg vorbei. Denn nur so lässt sich die betroffene Stelle richtig therapieren. Je früher man damit beginnt, desto besser sind die Heilungschancen. Vor allem muss der Auslöser gefunden werden: der kann vielfältig sein. Hauptursache für Erkrankungen in der Fesselbeuge sind Winterpaddocks, die nicht befestigt sind und schlechte hygienische Bedingungen haben: Die Pferde stehen im Schlamm, hinzu kommen Pferdekot und Urin. Aber auch die Fütterung, ein schwaches Immunsystem oder eine genetische Veranlagung können eine Rolle spielen. Einmal Mauke, immer Mauke – ist da was dran? „Bei betroffenen Pferden mit starkem Behang kann man das tatsächlich so drastisch sagen“, sagt die Expertin.

5. Pflege für schönes Fesselhaar

„Die wichtigste Pflegemaßnahme für den Fesselbehang ist eine saubere Haltung“, beschreibt Dr. Kreling-Boysen die Hauptursache für Erkrankungen in der Fesselbeuge. Ansonsten genüge es, den Behang täglich zu bürsten. Mit einer Wurzelbürste und bei starkem Behang mit einer handelsüblichen Haarbürste für den Menschen. Ist eine Stelle verfilzt, dann ab damit – Dreadlocks braucht kein Pferd. Von häufigem Waschen rät die Tierärztin ab, genauso warnt sie vor der Anwendung von Ölen oder Melkfett: „Die verschließen den Bereich luftdicht, darunter haben wir Feuchtigkeit, die nicht wegkann, und noch dazu haftet der Dreck besonders gut an den Haaren – das ergibt den perfekten Infektionsnährboden!“ Also besser nach dem Motto: Weniger ist mehr.

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6. Rubbel die Katz – aber nicht die Fesselbeuge!

Wichtige Regel bei der Pflege des Fesselbehangs: Auf keinen Fall rubbeln! Sonst entstehen kleine Risse oder gar Blutungen in der so dünnen und empfindlichen Haut der Fesselbeuge, vor allem, wenn sie durch Wasser „aufgeweicht“ ist. Denn Hautrisse sind eine willkommene Einladung für Bakterien.

7. Der mysteriöse Sporn

Ertastet man mit den Fingerspitzen den Fesselbehang, fühlt man einen hornigen Knubbel: Den Sporn. Ein Relikt sehr, sehr lang vergangener Zeiten, als das Pferd noch als Eohippus, klein wie ein Hase, durchs Unterholz streunerte. Da hatte es noch keinen kräftigen Huf, den es erst später in der weiten Steppe entwickelte, sondern Zehen. Der Sporn ist wie die Kastanie der letzte Rest einer verkümmerten Zehe. Einen stark ausgeprägten Sporn darf der Hufschmied durchaus abknipsen.

8. Eisklumpen im Fesselbehang – und nun?

Besitzer von stark behangenen Pferden können ein Lied davon singen – bei Winterwetter sammeln sich Eisklumpen im Fesselbehang. „Ich weiß nicht, ob Eisklumpen das Pferd stören. Aber man kann sie selbst bei befestigtem Auslauf nicht ganz verhindern“, sagt Dr. Inka Kreling-Boysen. Sie rät, zu warmem Wasser zu greifen und die Eisklumpen damit aufzulösen. „Und dann vorsichtig mit einem Handtuch trocknen. Den Behang würde ich vorher mit einem extra Handtuch auswringen.“

9. Der Haarwuchs an der Fessel

Die Haare des Fesselbehangs zählen wie die des Schweifs und der Mähne zum Langhaar des Pferdes. Sie wachsen dauernd und fallen nicht im Rhythmus des Haarwechsels aus. Manche Pferderassen sind mit besonders viel Langhaar ausgestattet, eben auch im Bereich des Fesselgelenks. Tinker, Friesen, Welsh Cob Ponys oder die riesigen Shire Horses zum Beispiel haben einen sehr üppigen Behang. Je voller der Behang, desto glücklicher der Tinker-Züchter, kann man sagen. In der Sportpferdezucht hat man es dagegen lieber minimalistisch, was den Haarwuchs an der Fessel angeht – Warmblüter, Vollblüter und Sportponys haben von Natur aus eher ein Zöpfchen als einen Behang.