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Neuer Vorstoß: Geteilte Hufeisen

Eine Studie an der Universität Gent hat gezeigt, dass ein geteiltes Eisen eine deutlich höhere Hufkontraktion zulässt, als ein gängiger Beschlag. Ob das wirklich stimmt? Wir haben beim Ersten Deutschen Hufschmiedeverband nachgefragt.

Ein YouTube-Video zeigt, wie das Eisen am Huf angebracht wird.

Ein spezielles Hufeisen mit zwei Zehenkappen und dazwischen zersägt. Ungefähr so könnte man eine Entwicklung beschreiben, die den natürlichen Hufmechanismus trotz Beschlag weitestgehend erhalten soll. Eine Studie an der Universität im belgischen Gent hat gezeigt, dass ein geteiltes Eisen im Vergleich zum normal beschlagenen Pferd eine deutlich höhere Hufkontraktion zulässt. Ein unbeschlagener Huf ist ganz anders in der Lage, Stöße und Erschütterungen abzufangen als ein beschlagener. Anhand von acht Warmblütern testeten die Forscher mithilfe eines Sensors am Ballen die Hufbeweglichkeit barhuf, mit normalen Eisen und mit den sogenannten Split-Toe-Eisen. Sie kamen zu dem Schluss, dass das geteilte Eisen den Hufmechanismus tatsächlich besser erhält als ein herkömmliches Eisen.

Wir haben beim Ersten Deutschen Hufschmiedeverband nachgefragt, wie diese Entwicklung einzuschätzen ist. Vorstandsmitglied Jan Gerd Rhenius antwortet: „Als Hufmechanismus wird die physiologische Verformung der Hornkapsel bezeichnet. Diese dient zur Stoßdämpfung und zum Schutz der Zehengelenke, wenn Bodenunebenheiten zu schiefem Auffußen führen. Oft wird der Hufmechanismus auf die Erweiterung und Verengung des Trachtenbereiches bei der Be- und Entlastung des Hufes reduziert, was der eigentlichen Komplexität aber nicht gerecht wird. Unter einem klassischen Hufeisen wird die Verformbarkeit teilweise außer Kraft gesetzt, denn der Huf kann sich weder vertikal verformen, noch verwinden. Der horizontale Hufmechanismus, also die beschriebene Weitung des Trachtenbereiches, wird jedoch nicht eingeschränkt. Er kann sogar das natürliche Maß überschreiten, wenn Hufsohle und Strahl mangels Bodengegendruck stärker absinken können. Dies ist dann an stark ausgeprägten hufseitigen Scheuerrinnen an den Eisenschenkeln eines alten Beschlages zu erkennen.

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Die Idee dieses vorgestellten Hufeisens ist nicht ganz neu, es hat in der Vergangenheit bereits Modelle mit Scharnieren oder elastischen Kunststoffverbindungen im Zehenbereich gegeben, die sich aber nicht etablieren konnten. Die innere und die äußere Hufhälfte sollen sich dadurch unabhängig voneinander bewegen können. Die in diesem Beispiel empfohlene Verwendung von acht Hufnägeln und seitlichen Aufzügen ist tatsächlich unproblematisch, weil das Eisen den Huf ja nicht einengen kann. Aber natürlicherweise verwindet sich die Hornkapsel bei Bedarf wie eine Spiralfeder, während unter diesem Hufeisen zwei fixierte Hufseiten mit einem Scharnier in der Zehenmitte entstehen.

Diese Art der Mechanik erscheint unphysiologisch, und die Spannungen, die dadurch im Horn auftreten können, sind vermutlich sogar nachteiliger als die Beweglichkeitseinschränkung, die ein normales Hufeisen mit sich bringt.“

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in Reiter Revue 11/2020.