Neunkirchen-Seelscheid (kia) – „Eine Grippe ist eine viral bedingte Erkrankung der oberen und unteren Atemwege. Eine Erkältung beim Pferd aufgrund von Kälte gibt es nicht“, klärt Fachtierarzt und Praxisinhaber Dr. Stephan Lübke zunächst auf. Gleichzeitig beruhigt er besorgte Pferdebesitzer, die sich mit Schniefnase auf dem Weg zum Stall machen: „Influenzaviren sind sehr wirtsspezifisch. Menschen und Pferde können sich damit nicht gegenseitig anstecken.“ Das liegt daran, dass diese Viren in ihrer Bauart auf bestimmte Zellen eingerichtet sind, um sich dort zu vermehren. Ein auf menschliche DNA ausgerichtetes Virus kann sich also nicht in die Pferde-DNA einnisten, dort vermehren und für eine Grippe sorgen und umgekehrt.

„Natürlich passiert es immer wieder, dass Viren sich verändern und unter Umständen auch für andere Individuen empfänglich werden“, erklärt Dr. Stephan Lübke und nennt als Beispiel das H5N1-Virus, das als Vogelgrippe bekannt ist oder das West-Nil-Virus, das eigentlich nur bei Vögeln vorkommt, aber auch für den Menschen gefährlich werden kann. Weil auch Influenza-Viren sich verändern, muss der Pferdebesitzer bei der Impfung seines Pferdes darauf achten, dass der Impfstoff auch aktuelle Virenstämme beinhaltet. „Das ist nicht bei allen Herstellern der Fall“, sagt er.

„Aktuell gibt es bei uns keine relevanten Krankheiten, mit denen Mensch und Pferd sich gegenseitig anstecken können“, gibt der Pferdetierarzt Entwarnung, fügt aber hinzu, dass eine Ansteckung mit Tollwut beispielsweise denkbar ist, in Deutschland aber aktuell keine Fälle bekannt seien. Doch zurück zur Grippe: Sollte es Sie erwischt haben, können Sie also ruhigen Gewissens Ihrem Pferd einen Besuch abstatten – warm eingepackt und mit einer Ladung Taschentücher ausgestattet. Krankenbesuch mal anders herum.