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Hitze: Gefährlich für Pferde?

Die aktuellen Temperaturen machen nicht nur uns Menschen, sondern auch unseren Pferden ganz schön zu schaffen. Und sie können sogar richtig gefährlich werden.

Heiße Temperaturen können auch Pferden ganz schön zu schaffen machen.

Steyerberg – Sind Pferde bei heißen Temperaturen der prallen Sonne länger schutzlos ausgeliefert, droht ein Hitzschlag. Tierärztin Anika Hilgefort von der Tierärztlichen Klinik Kosuch in Steyerberg schildert die Symptome: „Die Pferde werden schwach und taumelig. Sie wirken orientierungslos und träge. Sogar Krämpfe oder kolikartige Symptome können auftreten. Leider wird das oft erst bemerkt, wenn das Pferd von der Wiese geholt wird. Oft trifft es ältere Pferde, Jungtiere oder Fohlen“, erklärt Anika Hilgefort. Achtung: Auch beim Reiten kann das Pferd überhitzen. Bei Verdacht muss man auf jeden Fall den Tierarzt rufen. „Ein Hitzschlag kann zur Ohnmacht führen“, warnt die Tierärztin. Und im Extremfall kann er sogar tödlich enden.

Bei einem Hitzschlag gilt es zunächst die Temperatur des Pferdes zu messen. Die normale Körpertemperatur eines Pferdes liegt zwischen 37,5 und 38 Grad Celsius. Dabei sind Werte ab 39 Grad Celsius bei einem ruhenden Pferd kritisch. Bei erhöhter Temperatur aufgrund eines Hitzschlags muss der Körper des Pferdes behutsam auf eine normale Körpertemperatur heruntergekühlt werden. Begonnen wird mit leicht angewärmten, zumindest nicht eiskaltem Wasser an den Hinterbeinen. Dort kühlt sich das Blut durch die dünne Haut schnell ab und senkt die gesamte Körpertemperatur, wenn es durch den Körper fließt. Auf den Rücken kann man ein nasses Handtuch legen. Feuchte Bandagen kühlen die Beine zusätzlich.

„Eigentlich können Pferde die heißen Temperaturen gut ab“, beruhigt die Tierärztin besorgte Pferdebesitzer. „Vorausgesetzt, es gibt Schatten und genügend Wasser. Wird mit großen Kübeln getränkt, sollte das Wasser regelmäßig gewechselt werden, sonst vermehren sich Keime. Das trinken die Pferde dann auch nicht mehr gern“, so die Tierärztin. Gibt es für die Pferde keinen schattigen Platz, sind zwei Stunden in der Sonne die absolute Obergrenze. Vorsicht geboten ist auch bei Fliegendecken, mit denen viele Pferde im Sommer auf der Weide stehen. Die halten zwar Insekten ab, sollten aber möglichst luftdurchlässig sein, sonst wird es dem Pferd darunter schnell zu warm.

Bei 30 Grad noch reiten?

Je nach Wetterlage können Pferde auch bei 30 Grad Celsius noch locker bewegt werden. Sofern sie gesund und fit sind. Jedoch darf das Training dann nicht zu anstrengend werden. Beim Reiten in praller Sonne und unter starker Belastung kann sonst ein Hitzestau entstehen. Dem Pferd wird zu warm und es kann sich nicht mehr durch den eigenen Schweiß abkühlen, mit ähnlichen Folgen wie bei einem Hitzeschlag. Deswegen sollte das Training bei Hitze auf die kühlen Morgen- oder Abendstunden verlegt werden.

Die Abkühlung danach genießen viele Pferde sehr – wenn man es richtig macht: „Auf keinen Fall sollen Pferde nach dem Reiten direkt kalt abgespritzt werden“, mahnt die Tierärztin. „Das kann zu Kreislaufproblemen führen.“ Zunächst einmal wird so lange Schritt geritten, bis sich Puls und Atmung normalisiert haben. Auf der Stallgasse kann der Reiter zunächst ein wenig Ordnung schaffen, sein Equipment verstauen und den Putzplatz fegen, bevor es mit dem Pferd in die Waschbox geht. So bekommt das Pferd Zeit, sich zu akklimatisieren. Wieder beginnt die Dusche an den Hinterbeinen. Von da aus kann man sich langsam nach vorne arbeiten. Ein mit Wasser getränkter Schwamm sorgt für sanfte Abkühlung oberhalb der Beine. Bei sehr warmen Wetter muss dabei nichts ausgespart werden.

Wenn es bei Hitze am Wochenende aufs Turnier geht, heißt es abwägen, ob das Pferd fit genug für diese Aufgabe ist oder man doch besser auf den Start verzichtet. Strapazierend für das Pferd ist besonders die Zeit auf dem Anhänger. „Die heizen schnell auf und können bei diesen sehr hohen Temperaturen nicht ausreichend belüftet werden“, sagt Dr. Anika Hilgefort. „Auch bei großen Transportern ist das manchmal der Fall. Ab 30 Grad Celsius wird es auf Dauer belastend für das Tier.“