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Serie: Pferde-Massage mit Josefa Sommer

Folge III: Den Rücken aufwölben

Pferde-Physiotherapeutin Josefa Sommer zeigt in unserer Serie, wie Sie mit einfachen Handgriffen Entspannung und Wohlbefinden Ihres Pferdes fördern können. In Folge drei sorgt sie mit einem einfachen Handgriff für nachhaltige Entspannung.

Der Griff in die Gurtlage führt dazu, dass das Pferd den Rücken aufwölbt. Eine Yoga-Übung fürs Pferd.

Josefa Sommer ist international erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin, Physiotherapeutin für Mensch und Pferd und betreibt auf dem Gut Waitzrodt das Therapiezentrum GEKE Equivital. Bei uns zeigt sie jeden Monat einen Massagegriff fürs Pferd zum Nachmachen! www.physiotherapie-sommer.de

Warum ist der Rücken häufig beansprucht?

Es gibt viele Gründe, warum der Rücken des Pferdes beansprucht sein kann. Der Hauptgrund sind unpassende Sättel, die verhindern, dass das Pferd seinen Rücken aufwölben kann. Das Pferd nutzt dann seine Bauchmuskulatur nicht, drückt den Rücken weg und trägt den Reiter allein mit seinem Rückenmuskel. Es ist nicht losgelassen. Auf Dauer ist das schädlich. Generell muss der Reiter in der Lage sein, sein Pferd korrekt über den Rücken zu reiten. Er darf nicht versuchen, dessen Kopf mit Schlaufzügeln oder anderen Methoden in eine bestimmte Position zu zwingen. Für einen starken Rücken braucht das Pferd eine starke Bauchmuskulatur. Nicht nur um den Reiter zu tragen – auch die Gedärme des Pferdes sind an der Wirbelsäule aufgehängt und wiegen eine Menge.

Sie wollen mehr Infos und Tipps rund um die Muskulatur des Pferdes, wie man diese korrekt aufbaut, trainiert, wie man sie gezielt entspannen und Verspannungen vorbeugen kann? Dann melden Sie sich an zu unseren #fragdenprofi-Webinar mit Josefa Sommer am 20. April. Hier gehts zur Anmeldung.

Welche Probleme treten häufig auf?

Kissing Spines, also sich berührende Dornfortsätze, sind im schlimmsten Fall Ursache für Rückenschmerzen. Aber auch Muskelverspannungen oder Blockaden, beispielsweise im Iliosakralgelenk, also dem Kreuz-Darmbein-Gelenk, kommen oft vor.

Woran kann man Rückenprobleme erkennen?

Häufig zeigt das Pferd Taktfehler. Aber auch Kopf- und Schweifschlagen, Herausheben oder auf die Hand legen, Zähneknirschen, Zungenfehler, Unzufriedenheit beim Reiten oder Rittigkeitsprobleme wie Losrennen oder extreme Triebigkeit können auf Rückenschmerzen hindeuten. Es kann auch andere Ursachen haben. Aber das Pferd zeigt einem so, dass etwas nicht stimmt. Was das ist, muss man dann herausfinden.

Wie kann man dem Rücken etwas Gutes tun?

Indem man ihn sich aufwölben lässt. Das ist wie eine Yoga-Übung fürs Pferd. Es wölbt den Rücken und senkt den Kopf. Das spreizt die Dornfortsätze und dehnt das Nackenband sowie die Rückenmuskulatur, die schräge Bauchmuskulatur spannt sich an. Muskelverspannungen werden gelöst, die Atmung wird tiefer, die kleinen Rippengelenke werden geöffnet, die Faszien in der Rückenmuskulatur und im Brustkorb lösen sich.

Welchen Effekt hat das?

Die Pferde finden das super, weil es total entspannend für sie ist. Sie kauen dabei, manche schlafen sogar ein. Bei dieser Übung müssen die Pferde alle vier Beine gleichmäßig belasten und die Bauchmuskulatur anspannen. Man kann sich das Pferd wie eine Brücke vorstellen mit Vor- und Hinterhand als deren Pfeiler. Sollen schwere Lkw über eine Brücke fahren, muss die Spannung stimmen. Beim Pferd ist das die Bauchmuskulatur. Wenn es diese nicht nutzt, hängt die Brücke durch und wird instabil. Die Übung ist aber auch super für Pferde mit Atemwegserkrankungen. Sie können so tief durchatmen und mit gesenktem Kopf besser abhusten.

Wie funktioniert die Übung?

Man ertastet die Stelle in der Gurtlage direkt unter dem Bauch zwischen den beiden Bauchmuskeln, mittig vom Brustbein. Mit zwei Fingern übt man zunächst leichten Druck aus und wartet die Reaktion des Pferdes ab. Wenn man es richtig macht, senkt das Pferd den Kopf und wölbt den Rücken auf. Wenn es nicht reagiert, braucht es etwas mehr oder punktuelleren Druck. Zeigt es die gewünschte Reaktion, kann man diese Position bis zu fünf Minuten halten. Die Übung lässt sich über Wochen langsam steigern, bis das Pferd irgendwann den Rücken maximal aufwölbt. Reagiert das Pferd gar nicht oder zeigt Schmerzreaktionen, sollte man abbrechen und einen Profi draufschauen lassen.

Worauf muss man dabei achten?

Man sollte die Übung an einem ruhigen Ort machen, zum Beispiel unter dem Solarium, wo das Pferd sich gut entspannen kann. Man muss sich genug Zeit dafür nehmen und die Übung langsam machen, damit das Pferd sich entspannt.

Wie häufig macht man das?

Die Übung kann man täglich vor dem Training machen, um das Pferd darauf vorzubereiten. Das ist vergleichbar mit Dehnübungen für den Reiter.

Dieser Text ist erstmals erschienen in Reiter Revue 12/20.