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Leseprobe: Mein erstes Fohlen

Die Fohlengeburt – Willkommen, Junior!

Es bleibt ein Wunder der Natur, wenn ein gesundes Fohlen zur Welt kommt. Seine Geburt ist spannend, vor allem für den Züchter. Im zweiten Teil unserer Serie blicken wir darauf, was rund um den Lebensstart passiert und klären die wichtigsten Fragen.

Ein emotionaler Moment für Mama, Junior und jeden Pferdezüchter: der erste Kontakt zwischen Stute und Fohlen.

Wie merke ich, wann’s losgeht?

„Das sehe ich vor allem an der Vorbereitung der Stute“, sagt Prof. Dr. Christine Aurich, Leiterin der Besamungs- und Embryotransferstation an der Vetmeduni Wien, und beschreibt, was in den letzten Tagen und Wochen vor der Geburt zu beobachten ist: „Das beste Zeichen ist die Vorbereitung des Euters. Etwa acht Wochen vor der Geburt beginnt es zu wachsen. Bei einer jungen Stute, die noch kein Fohlen hatte, kann man besonders gut sehen, wie sich die Drüsen entwickeln, die später die Milch bilden.“ Zur Geburt hin wird das Euter immer praller, an den Zitzen setzt sich eingetrocknetes Sekret in Form von Harztropfen ab. „Die kann man dann auch mit einem kleinen Strahl abmelken. Das ist nur ein Vorsekret“, sagt die Gynäkologin für Pferde. Die Stute lagert jetzt außerdem vermehrt Wasser ins Gewebe ein, unterm Bauch, im Nabelbereich, im Bereich des Euters und der Scham. Der Kruppenbereich wird weich und schwabbelig. Bald ist es soweit.

Was muss alles in die Hebammenkiste?

Ein Eimer mit Wasser und Seife und ein paar saubere Handtücher sind auf jeden Fall gut. Denn falls man doch bei der Geburt eingreifen muss oder auch wenn man das Fohlen anfasst, sollten die Hände sauber sein. Für die Nabeldesinfektion halten Sie Jodtinktur oder eine Jodlösung parat – „am besten eine frische Flasche, nicht die eingestaubte aus der Sattelkammer. Und kein Blauspray oder Holzkohleteer. Habe ich alles schon gesehen und erlebt“, erzählt Christine Aurich. Auch die Kiste, die Sie als Hebammenkiste verwenden, sollte sauber sein. Stellen Sie sie dort ab, wo sie nicht einstaubt.

Was in jede Hebammenkiste gehört, ist ein Fläschchen, falls das Fohlen gefüttert werden muss. „Gut sind Babynuckelflaschen für Menschen aus dem Drogeriebedarf. Die sollte man samt Nuckel vorher einmal in der Spülmaschine reinigen “, erklärt die Expertin. Achtung: „Es gehen nicht die Nuckelflaschen für Lämmer oder Kälber. Diese Nuckel sind nicht passend fürs Pferd !“ Es gibt auch fertige Erste-Hilfe-Packs mit geeigneten Nuckelflaschen und Milchersatz. Diese Milch ist jedoch kein Kolostrum-Ersatz.

Warum ist Kolostrum so wichtig?

Es ist zäh, gelblich und das wichtigste Lebenselixier in Juniors ersten Stunden: Kolostrum, Biestmilch oder auch Erstmilch. Das Kolostrum steckt voller Antikörper, schützt das Fohlen in den ersten Wochen vor Krankheitserregern, bis es ein eigenes Immunschild aufgebaut hat. Die Stute bildet zwei bis drei Liter Kolostrum, das Fohlen sollte es in den ersten acht Lebensstunden trinken, weil der Dünndarm die Antikörper in dieser Zeit am besten aufnehmen kann. Mit einem Zucker-Refraktometer, der 15 bis 20 Euro kostet, kann man die Dichte an Antikörpern messen, der Wert sollte über 25 liegen.

Trinkt das Fohlen nicht, hat die Stute zu wenig Kolostrum oder ist
dieses nicht gut genug,
braucht das Fohlen ein Ersatz-Kolostrum. Einige Zuchtbetriebe haben abgemolkenes Kolostrum tiefgefroren vorrätig, es gibt Präparate, die bei Bedarf angemischt werden können, oder die Antikörper werden dem Fohlen per Bluttransfusion in Form eines Hyper-Immun-Serums verabreicht, das es in Tierkliniken gibt. Alles besser als ein Fohlen in intensivmedizinischer Behandlung. Aufgepasst: „Das Kolostrum von Rindern ist bei Pferden nicht wirksam“, erklärt Dr. Christine Aurich. Sinnvoll findet sie, beim Fohlen nach 24 Stunden die Antikörper-Konzentration im Blut messen zu lassen, um festzustellen, ob es genügend gegen Krankheiten geschützt ist. ...

„Mein erstes Fohlen“ heißt unsere Serie. Darin beantworten wir gemeinsam mit der erfahrenen Tierärztin Prof. Dr. Christine Aurich viele Fragen, die vielen frisch gebackenen Züchtern unter den Nägeln brennen. Im zweiten Teil dreht sich alles rund um die Geburt – kompaktes Wissen von Biestmilch bis Wehen. All das lesen Sie in unserer Februar-Ausgabe, die Sie hier versandkostenfrei bestellen können.