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Drei Fragen zur Hufbeinrotation

Der Gefäßinfarkt im Huf

Bei einer Hufbeinrotation verändert sich die Position des Hufbeins in der Hornkapsel des Hufs. Tierarzt Dr. Mark Kaminski erklärt, wie das passieren kann und welche Behandlungsmöglichkeiten es bei Hufrehe gibt.

Symbolbild

Tierarzt Dr. Mark Kaminski erklärt, was es mit der Hufbeinrotation auf sich hat.

Was ist eine Hufbeinrotation?

Dr. Mark Kaminski: Eine Hufbeinrotation, eher bekannt als „Rehe“, ist in erster Linie eine Veränderung der Position des Hufbeines innerhalb der Hufhornkapsel. Das Hufbein wird am gesunden Huf fest durch circa 600 Lamellenpaare je Huf mit der Hornkapsel verbunden. Dieses Lamellensystem benötigt für seine Stabilität und Elastizität eine extrem starke Durchblutung. Diese sehr feinen Gefäße können sich durch kleine Gerinnsel verschließen. Es kommt zum „Gefäßinfarkt“. Das umliegende Gewebe wird nicht mehr mit Blut versorgt und stirbt ab.

Welche Tiere sind gefährdet?

Bei Pferden mit Stoffwechselerkrankungen gibt es eine deutlich höhere Risikowahrscheinlichkeit, an „Rehe“ zu erkranken. Bei diesen Pferden kann die Aufnahme von geringen Mengen Invertzucker, das ist ein Gemisch aus stoffmengengleichen Teilen Traubenzucker und Fruchtzucker, oder als harmlos geltende Kortisongaben schon eine „Rehe“ auslösen. Bei der sogenannten „Fütterungsrehe“ ging man lange Zeit von der giftigen Wirkung hoher Eiweißgehalte im frischen Gras im Frühjahr aus. Heute scheinen aber die giftigen Auswirkungen der sogenannten Invertzucker als gesichert. Auch durch übermäßige und zu lange Belastung, vor allem auf zu hartem Boden, kann dieses Krankheitsbild entstehen.

Wie wird die Hufbeinrotation behandelt?

Die Pferde müssen absolute Stallruhe haben. Die Hufe sollten, wenn möglich, mehrmals täglich mit Eiswasser gekühlt werden. Dazu eignen sich Hufverbände. In diesen Hufverbänden wird im Bereich der Tracht eine Erhöhung um einige Zentimeter mit Hilfe von festem Styropor, Gummieinlagen oder Gipseinlagen eingebaut. Sehr bewährt haben sich auch komplette Hufgipse, die mit einem äußeren Verband verstärkt werden. Später können diese Verbände oder Gipse durch zehenoffene Eisen mit breitem Steg im Trachtenbereich und fester Polsterung unter dem Steg ersetzt werden. Das Pferd sollte in einer Box mit tiefem Sand oder tiefer trockener Einstreu stehen. So kann es die Zehe möglichst tief stellen. Behandlungen mit Laser oder Akupunktur sind nicht ausreichend erfolgversprechend. Der Tierarzt wird dem Pferd noch Blut verdünnende Medikamente verabreichen. Acepromacin, ein schwaches Beruhigungsmittel, verstärkt zusätzlich durch Weitstellung der Gefäße die Durchblutung der geschädigten Bereiche. Der positive Nebeneffekt hierbei ist, dass sich die Pferde dann auch hinlegen. Im liegenden Zustand können die geschädigten Hufe maximal zur Ruhe kommen. Die Heilung kann mehrere Wochen bis Monate dauern. So lange die Pferde im Schritt nicht lahmfrei laufen, haben sie strikte Boxenruhe.

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