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Schnelle Hilfe bei Haarlingen, Milben und Co.

Der Feind im Fell

Vor Milben, Haarlingen und Co. sind selbst die gepflegtesten Pferde nicht sicher. Und nicht immer ist ein Befall sofort zu erkennen. Dennoch ist schnelles Handeln gefragt.

Unter dem Fell liegt das, was Ektoparasiten wie Milben und Co. wollen: Blut, Hautschuppen und Gewebsflüssigkeit.

Sie sind fast unsichtbar für das menschliche Auge und richten dennoch großen Schaden an. Die Rede ist von Ektoparasiten. Sie befallen das Pferd, also ihren Wirt, leben im Fell und auf der Haut und ernähren sich von Blut, Gewebsflüssigkeit und Hautschuppen. Haben sich die kleinen Untermieter erst einmal im Fell eingenistet und fühlen sich so richtig wohl, werden sie für das Pferd zur Qual. Der Juckreiz kann so stark sein, dass das Pferd sich blutig scheuert. Offene Wunden können sich entzünden. Mit der Lebensqualität des Pferdes geht’s rapide bergab.

Dabei sind Ektoparasiten keinesfalls nur ungepflegten und vernachlässigten Pferden zuzuordnen. Schnell bringt ein neuer Einsteller im Pensionsstall ungebetene Gäste mit. Dr. Katharina Raue vom Institut für Parasitologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover betont: „Natürlich sind kranke, geschwächte und ungepflegte Tiere prinzipiell anfälliger. Doch Haarlinge beispielsweise wandern auch auf völlig gesunde Tiere über und verbreiten sich rasant. Besonders wenn die Pferde im Stall dicht beieinander stehen.“

Milben können bis zu drei Wochen ohne Wirt überleben – Hygiene ist das A und O. 
Decken, Putzzeug aber auch Reithose und 
-jacke müssen gewaschen und desinfiziert werden.

Wer bei seinem Pferd Parasiten bemerkt, sollte sofort handeln. Auch wenn das Pferd sich nicht großartig daran zu stören scheint. „Manche Pferde sind sogenannte symptomlose Träger“, erklärt Sylvia Wilhelm, Spezialtierärztin für Dermatologie. „Andere Pferde reagieren schon beim kleinsten Befall mit allergischen Reaktionen, haben starken Juckreiz und neigen zu Sekundärinfektionen. Weil Haarlinge, Läuse und Milben von Pferd zu Pferd wandern, müssen betroffene Pferde sofort behandelt werden – auch wenn es ihnen nicht schlecht geht“, so die Tier-Dermatologin weiter. Katharina Raue fügt hinzu: „Gerade bei diesen Parasiten ist es sehr wichtig, alle Pferde des Bestandes, die Kontakt miteinander hatten, parallel zu behandeln und auch Decken, Putzzeug und beliebte Scheuerstellen zu waschen und zu desinfizieren.“

Mit Parasiten geht häufig starker Juckreiz einher.

Nicht zu vergessen: Auch die Kleidung aller, die mit dem Pferd in Kontakt gekommen sind, gehört nach dem Besuch beim Pferd sofort in die Waschmaschine. „Milben beispielsweise können bis zu drei Wochen ohne Wirt überleben“, so Raue. Sie empfiehlt außerdem, die Behandlung in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. „Shampoos und Waschmittel beseitigen häufig nur erwachsene Parasiten, nicht aber deren Eier, die sogenannten Nissen", erklärt die Tier-Dermatologin. "Sobald die Larven geschlüpft sind, muss das Pferd erneut behandelt werden. Nur so wird man wirklich alle Parasiten dauerhaft los.“

Eine langwierige Angelegenheit. Damit es erst gar nicht so weit kommt, können Pferdehalter natürlich auch vorbeugend einiges tun. Wer täglich ein wenig Zeit in die Fellpflege investiert und die Ausrüstung seines Pferdes regelmäßig säubert, schränkt die Gefahr eines Befalls mit Milben, Läusen und Haarlingen bereits immens ein.

Hygiene und Sauberkeit bei Ausrüstung, Decken und Co. senken das Risiko eines Milbenbefalls deutlich.

Absoluten Schutz gibt es nicht

Eine Garantie für vollkommene Parasitenfreiheit gibt es allerdings nicht. Wen es dennoch trifft, kann es zunächst auch einmal mit Hausmittelchen versuchen, meint Sylvia Wilhelm, schränkt aber ein: „Es gibt keine Studien darüber, ob sich Parasiten auch mit Hausmitteln erfolgreich behandeln lassen. Manche Pferdehalter schwören auf Knoblauch als Futterzusatz oder Kokosöl, um Haarlinge und Läuse fernzuhalten. Andere wiederum bestätigen den Erfolg nicht“, so Wilhelm.

Knoblauch gegen Parasiten? Einige schwören drauf.

Die Laurinsäure im Kokosöl soll hingegen Milben, Herbstgrasmilben, Haarlinge und Läuse so sehr stören, dass sie damit eingeriebenen Pferden gänzlich aus dem Weg gehen. Bei Haarlingen sollen auch Waschungen mit Obstessig oder ein wenig Bohnenkraut aus dem Gewürzregal im Futter helfen. Ebenso soll Anisöl auf betroffenen Hautstellen Haarlinge, Läuse und sogar Räudemilben in Schach halten. „Man kann es probieren“, findet Tier-Dermatologin Sylvia Wilhelm. „Stellt man aber nach einer Woche keine Besserung fest oder hat sich der Befall sogar verschlimmert, sollte man doch einen Tierarzt dazu holen, der medizinische Präparate verschreiben kann“, sagt sie.