Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Leseprobe

Das Immunsystem des Pferdes stärken

Nur eine schlagkräftige Immunabwehr ist in der Lage, die Gesundheit des Pferdes vor Krankheitserregern und anderen Gefahren zu schützen. Wie kann man stärken kann und auf welche Strategien es dabei insbesondere im Winter ankommt, lesen Sie in der Reiter Revue 2/2022. Hier finden Sie einen Ausschnitt des Artikels.

Der Winter fordert das Immunsystem. Nicht nur bei uns Menschen, sondern auch bei den Pferden.

"Dem Immunsystem ist es egal, ob Sommer oder Winter ist“, sagt Constanze Röhm, Pferdewissenschaftlerin und unabhängige Fütterungsberaterin. Eine Aussage, mit der sie eine weit verbreitete Vorstellung geraderücken möchte: nämlich die, die frostigen Temperaturen seien der Grund dafür, dass die Stärkung der Pferde-Immunabwehr zur Winterzeit besondere Aufmerksamkeit verdient.

Denn zumindest bei gesunden Pferden lässt die Kälte, selbst wenn das Thermometer auf minus 20 Grad Celsius sinkt, die Abwehrkräfte kalt. „Aber“, so Constanze Röhm, „der springende Punkt ist, dass die Pferde je nach Haltungsform im Winter deutlich mehr drinnen und in vielen Ställen auf engem Raum zusammen sind. Das führt fast zwangsläufig zu einem höheren Keimdruck und erhöht die Ansteckungsgefahr.“ Dazu summieren sich leider meist weitere Mängel wie Bewegungsdefizite und Sauerstoff-Unterversorgung. „Im Winter werden die meisten Pferde deutlich weniger geritten, und oft findet das Training ausschließlich in der Halle statt“, gibt die Tierärztin und Fütterungsexpertin Dr. Daniela Camphausen zu bedenken. Fehlt dann nach Ende der Weidesaison auch noch jeglicher Auslauf an der frischen Luft, beispielsweise auf einem Paddock, ist das Maß voll. Insbesondere in schlecht belüfteten Ställen mit staubiger Einstreu entsteht enormer Stress für die Atemwege und mit ihnen für die Immunabwehr, der es so gesehen dann doch nicht „egal“ sein kann, ob gerade Sommer oder Winter ist.


Die Optimierung der Haltung ist folglich einer der wichtigsten Beiträge, die man dem Immunsystem seines Pferdes zuliebe leisten kann. Denn der oben angedeutete körpereigene Mechanismus der Thermoregulation, der Pferde neben großer Kälte auch länger anhaltenden Regen, Schnee und Wind standhalten lässt, bleibt nur bei entsprechendem Training funktionsfähig. Folglich ist es wichtig, Pferde auch im Winterhalbjahr Umwelt- und Temperaturreizen auszusetzen. Das schließt natürlich auch die angenehmeren Wettererscheinungen mit ein: „Ziehen Sie Ihrem Pferd, wenn die Sonne scheint, die Decke aus, und gehen Sie auch mal mit ihm spazieren“, rät Camphausen. Das tut der Psyche gut und kurbelt, ebenso wie Tageslicht im Allgemeinen, den Hormonhaushalt an.
Apropos Psyche: Für deren Stabilität und damit einhergehend die des Immunsystems sind auch Sozialkontakte unabdingbar. Und was die Bewegung betrifft: Sie ist die Grundvoraussetzung für eine gute Durchblutung und eine ausreichende Sauerstoffversorgung. Das bringt nicht nur den Stoffwechsel in Schwung: „Wenn das Blut schneller zirkuliert, können die Lymphozyten schneller an mögliche Krankheitserreger herankommen und diese unschädlich machen“, ergänzt Camphausen.


Immunorgan: Darm

Womit wir auch schon mittendrin wären in den Feinheiten und Finessen der Immunabwehr. Um Viren, Bakterien, Einzeller, Pilze, Parasiten und sonstige Angreifer, die der Gesundheit gefährlich werden können, am Eindringen zu hindern, setzt der Körper in einem ersten Schritt Fell und Haut als Barrieren ein. Weil das an den Körperöffnungen nicht möglich ist, kommen hier die Schleimhäute ins Spiel. Der von ihnen produzierte Schleim bekämpft die Krankheitserreger und befördert sie nach draußen. Eine Strategie, die auch bei der Tränenflüssigkeit und dem Speichel greift. Schweiß und Talg wiederum fungieren als Wachstumsbremsen für körperfremde Mikroorganismen. Und die aggressive Magensäure macht die Erreger, wenn sie dennoch in den Organismus eingedrungen sind, mit ihrem sauren pH-Wert unschädlich.
Das größte und wichtigste Immunorgan im Inneren des Körpers ist jedoch der Darm. Denn in ihm sind 70 bis 80 Prozent aller Zellen angesiedelt, die Lymphozyten produzieren – jene weißen Blutkörperchen, die über den Blutkreislauf und die Lymphbahnen im Körper patrouillieren, um Krankheitserreger zu erkennen und außer Gefecht zu setzen. B-Lymphozyten tun dies, indem sie Antikörper produzieren, die sich an die Erreger anhängen und diese als Futter für Fresszellen, sogenannte Makrophagen, sowie einen bestimmten Typ von T-Lymphozyten kenntlich machen. Aber auch auf die unzähligen „guten“, gesundheitsfördernden Bakterien, Hefen und Pilze in der Darmflora kommt es in entscheidendem Maße an: Solange sie deutlich in der Überzahl sind, gelingt es ihnen, die pathogenen Keime, die in jedem Darm leben, in Schach zu halten.

Damit ist klar, dass die Fütterung eine zentrale Rolle spielt. Mit welchen Futtermitteln man das Immunsystem des Pferdes unterstützen kann, lesen Sie in der Ausgabe 2/2022, die Sie hier direkt versandkostenfrei bestellen können.

Mit einem Abo sichern Sie sich nicht nur zwölf Ausgaben im Jahr mit wertvollen Tipps für gutes Reiten und gesunde Pferde, sondern auch tolle Rabatte und Vorteile bei unseren Online-Workshops und Webinaren. Hier geht's zum Abo.