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Für Sie getestet: Winterdecken selbst waschen

Winterdecken reinigen zu lassen, ist kostspielig. Aber noch teurer ist es, wenn die Decke in der eigenen Waschmaschine kaputt geht. Ob selbst waschen funktioniert, haben wir getestet.

Und rein damit! Reicht die Haushalts-Waschmaschine für Pferdedecken aus?

Eine Winterdecke professionell reinigen zu lassen, ist nicht ganz billig. Manchmal dauert es mehrere Wochen, bis man sie zurückbekommt. Diese beiden Argumente sprechen ganz klar dafür, die Decke einfach zu Hause zu waschen. Ungewiss ist allerdings, ob Decke und Waschmaschine dieses Experiment auch unbeschadet überstehen. Wir waren mutig und haben es ausprobiert! Aber nicht, ohne uns vorher einen Expertenrat einzuholen. Eine, die sich mit der Reinigung von Pferdedecken auskennt, ist Hildegard Figge. Seit 30 Jahren betreibt sie eine eigene Reinigung. Vor über zehn Jahren nahm sie die Reinigung und Reparatur von Tierdecken mit ins Programm auf. Sie weiß, worauf man achten sollte, wenn man eine Pferdedecke in der Haushalts-Waschmaschine waschen möchte. Ob das wirklich klappt, kann sie uns allerdings auch nicht versprechen.

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Das Testobjekt

Der zehnjährige Pony-Mix Pele hat auf dem Paddock ganze Arbeit geleistet und seine Outdoor-Decke ordentlich dreckig gemacht. Ein würdiges Testobjekt! Seine Decke ist 135 Zentimeter lang, wasserdicht und mit 50 Gramm gefüllt. Von innen ist sie mit Fleece gefüttert.

Die Vorbereitung

Mit einem Tierhaarentferner lösen sich Pferdehaare vom Fleece kinderleicht.

Wir haben die Decke im Freien über einen Zaun gehängt, mit der Innenseite nach außen. Denn zunächst gilt es das Fleecefutter von Pferdehaaren zu befreien. Mit einem speziellen Tierhaar-Entferner geht das ganz einfach, indem man den Block über das Fleece reibt und damit die Haare löst (gibt es zum Beispiel bei Krämer Pferdesport für 7,99 Euro). Wer so etwas nicht hat, kann es auch mit einem Gummistriegel versuchen. Klettverschlüsse lassen sich gut mit einer Drahtbürste reinigen. Schließen muss man sie fürs Waschen nicht. Achtung: den Sand an der Außenseite der Decke nicht abbürsten! So reibt man ihn nur tiefer ins Material und es bleiben nach der Wäsche Flecken zurück. Bei absoluten Härtefällen rät Hildegard Figge, die Decke vor der Wäsche mit einem Wasserschlauch abzuspritzen. „Je besser man vorgearbeitet hat, desto sauberer ist die Waschmaschine später“, sagt sie.

Socken schützen die Trommel der Waschmaschine vor den Schnallen der Decke.

Um zu verhindern, dass die Schnallen der Bauchgurte die Trommel beschädigen, kann man sie in Socken stecken und mit einem Bindfaden gut zubinden.

Rein damit

Hildegard Figge rät, ein paar Tropfen Spülmittel in die Waschtrommel zu geben, bevor man die Decke hineinlegt. „Das ist haar- und fettlösend“, begründet sie. Wie viel Wäsche in eine Maschine passt, hängt übrigens davon ab, für wie viel Kilogramm sie ausgelegt ist. „Diese Angabe bezieht sich auf das Gewicht der nassen Wäsche, das sie in der Lage ist zu schleudern“, erklärt die Expertin.

Man sollte jedenfalls nicht zu sehr stopfen müssen, um die Decke in die Maschine zu bekommen. „Die Decke sollte sich schon noch bewegen können“, sagt sie. Haushalts-Waschmaschinen haben sieben bis zehn Kilogramm Fassungsvermögen. Hildegard Figge nutzt Industriemaschinen, in die 17 Kilogramm Wäsche passen. In unserem Fall ist nicht mehr viel Platz in der Trommel. Wir fragen uns, ob die Decke so auch wirklich sauber wird.

Welche Knöpfe?

Hildegard Figge rät beim Waschen von Pferdedecken zu flüssigem Feinwaschmittel. „Das löst sich besser auf als Pulver.“ Noch besser sei ein spezielles Waschmittel für Sporttextilien. „Das ist gut für die Membran der Decke“, begründet sie. Sie weist außerdem auf spezielle Imprägnierwaschmittel hin, die manche Hersteller für das Waschen ihrer Decken empfehlen. „Man kann aber auch in der Drogerie ein flüssiges Imprägniermittel kaufen, das man ins Weichspülerfach kippt“, gibt sie als Tipp. Mit dem Waschmittel sollte man sparsam umgehen. „Viel hilft nicht viel“, warnt Hildegard Figge. „20 bis 50 Milliliter reichen aus.“

Weichspüler ist tabu! Zum einen, weil Pferde geruchsempfindlich sind. Zum anderen, weil dieser die Fasern der Decke zerstört. Wie heiß Pferdedecken gewaschen werden dürfen, steht auf dem Waschetikett. Hildegard Figge wäscht Decken bei 20 Grad. Wir haben uns an die Angaben auf dem Etikett gehalten und die Decke bei 30 Grad im Fein- waschgang gewaschen. Damit am Ende auch wirklich alles sauber ist, sollte der Waschgang aus Vorwäsche, Hauptwäsche und zwei extra Spülgängen im Nachgang bestehen. Schleudern darf man bei 800, maximal bei 1.000 Umdrehungen. „Sonst kann wie auch bei zu hohen Temperaturen die Borte einlaufen oder das Material beschädigt werden“, nennt Hildegard Figge die Folgen einer zu hohen Drehzahl.

Das Ergebnis

Selbst nach zwei Waschgängen sind noch Mistflecken auf der Innenseite der Decke zurückgeblieben. Auch bei eingetrocknetem Matsch scheiterte die Waschmaschine.

Eineinhalb Stunden später. Die Waschmaschine ist fertig, der erste Eindruck vielversprechend. Bei näherem Hinsehen fällt jedoch auf, dass angetrockneter Mist und Matsch auf dem Fleecefutter nicht vollends rausgegangen sind. Auch ein zweiter Waschgang mit gleicher Einstellung, bei dem wir die Decke mit den Flecken nach außen in die Trommel gelegt haben, konnte keine Besserung erzielen.

Für eine saubere Maschine sollte man nach dem Decken-Waschgang nochmals ein paar Spritzer Spülmittel in die leere Trommel geben, einen Kurzwaschgang, beziehungsweise bei sehr dreckigen Decken auch einen kompletten Waschgang starten und das Fusselsieb säubern. Nasse Decken trocknen am besten bei Raumtemperatur und faltenfrei aufgehängt, beispielsweise über einen ausgeklappten Wäscheständer gelegt. „Mit der Fleeceseite nach außen. Dann trocknet sie schneller“, rät die Expertin. Zwei bis drei Tage sollte man fürs Trocknen einplanen. Der Trockner ist ein No-Go!

Wir erkennen erst nach dem Trocknen, dass an der Außenseite der Decke noch ein deutlicher Grauschleier sichtbar ist. Besonders da, wo die Decke in Falten in der Maschine gelegen hat.

Imprägnieren

Sorgältiges Imprägnieren macht die Decke wieder wasserfest.

Ein Imprägnierspray soll dafür sorgen, dass die Decke auch nach der Wäsche wieder wasserdicht ist. Dazu haben wir sie nach dem Trocknen im Freien auf den Boden ausgebreitet und mit dem Mittel eingesprüht. Für lückenlose Flächendeckung arbeitet Hildegard Figge im Karomuster: „Einmal längs, einmal quer, zwei Durchgänge“, erklärt sie. Dabei hält sie etwa 50 Zentimeter Abstand zur Decke. Wie genau das Spray angewendet werden soll, steht jeweils auf der Flasche und ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Wir haben ein Imprägnierspray auf Wasserbasis verwendet, das mindestens drei Stunden, besser noch über Nacht trocknen soll.

Unser Fazit

Die Decke hat an manchen Stellen einen Grauschleier behalten.

Eine Winterdecke selbst zu waschen, zu trocknen und zu imprägnieren kostet Zeit. Der Dreck, den man zu Hause hat, ist nicht zu unterschätzen. Wer sich eine Waschmaschine mit anderen, womöglich nicht reitenden Menschen teilt, sollte keine allzu dreckigen oder haarigen Decken darin waschen oder aber die Maschine danach wieder gut säubern. Bei Deckengröße und -füllung stoßen Haushalts-Waschmaschinen schnell an ihre Grenzen. Dünne, nicht allzu große Decken, lassen sich noch relativ problemlos zu Hause waschen. Allerdings sollte man kein professionelles Ergebnis erwarten. Man muss damit rechnen, dass nicht alle Flecken rausgehen und ein Grauschleier auf dem Außenmaterial zurückbleibt. Wer also größere, dickere oder gleich mehrere Winterdecken waschen möchte und wem ein optimales Ergebnis wichtig ist, sollte sie doch besser in professionelle Hände geben. In unserem Fall hat die Waschmaschine den Einsatz problemlos gemeistert. Auch die Decke hat es gut überstanden. Ob sie noch komplett wasserdicht ist, wird sich allerdings erst beim nächsten Outdoor-Einsatz im Regen zeigen.

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in Reiter Revue 4/2020. Das Heft können Sie hier versandkostenfrei bestellen.