Leseprobe
Bitte gurten Sie gut!
Fehler bei der Begurtung oder dem Gurten selbst können dramatische Folgen haben und zum sogenanntem Gurtzwang führen. Das bedeutet, dass das Pferd eine Ablehnung gegen das Gurten zeigt und mehr oder weniger abweisend reagiert, wenn der Reiter den Sattelgurt um den Bauch des Pferdes schließen möchte. Erste Warnsignale können Unruhe oder Ohrenanlegen sein, sobald das Pferd merkt, dass der Gurt geschlossen werden soll. Später versuchen die Pferde dem Gurt durch seitliches Wegtreten auszuweichen, beißen beim Angurten in den Anbindebalken oder in die Luft.
„Der Gurtzwang kann sich soweit steigern, dass die Pferde mit dem Hinterbein gegen den Gurt treten oder sich umdrehen und nach ihm oder gar der gurtenden Hand schnappen. Andere Pferde halten die Luft an, um den Druck oder Schmerz durch den Gurt zu vermeiden“, erklärt die Sattelproduzentin Kriemhild Morgenroth. Beim Reiten verspannen sich diese Pferde stark, wollen nicht vorwärts gehen oder versuchen sogar durch Bocken oder Steigen, den Gurt loszuwerden.
Die Ursachenforschung
„Ein ganz klassischer Grund ist ein zu schnelles und vor allem ruckartiges Angurten. Das ist für das Pferd etwa so unangenehm, als wenn wir beim Anziehen den Gürtel direkt eng festzurren“, veranschaulicht die Expertin. Auch Scheuerstellen in der Ellenbogenbeuge können schuld sein. Sie kommen häufig vor und sind das Resultat einer falschen Gurtlage meist infolge zu knapp bemessener Kurzgurte. Sind zudem die Gurtschnallen nicht gut unterfüttert, können spitze Schnallendorne, wie sie bei preiswerten Gurten vorkommen, massiven Druck auf den Plexus intercostobrachialis ausüben. „Dieser zu Deutsch Zwischenrippenoberarmnerv stammt aus dem Plexus brachialis, ein großes Nervengeflecht, das etwa in der Mitte der Ellenbogenbeuge liegt und die Nerven für die Versorgung der Vordergliedmaßen sowie Teile der Schultergürtelmuskulatur und der Rumpfwand liefert“, erläutert Morgenroth.
Manchmal passt der Gurt schlichtweg nicht zum Körperbau des Pferdes. Bei einem schmalbrüstigen Pferd mit relativ eng zusammenstehenden Vorderbeinen etwa ist ein breiter voluminöser Gurt oder gar eine große Bauchplatte völlig ungeeignet, weil es beim Laufen ständig unangenehm dagegen stößt.