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Vorhandlastige Pferde richtig trainieren

Fällt das Pferd unter seinem Reiter auf die Vorhand, ist es aus dem Gleichgewicht geraten. Viele Reiter merken das nicht unbedingt. Auf Dauer bleibt das nicht ohne gesundheitliche Folgen für das Pferd. Unsere Experten zeigen, wie Sie Ihr Pferd in die richtige Balance bringen!

Hier stimmt die Balance: Ray Dance galoppiert unter Ann-Christin Wienkamp deutlich bergauf. Er trägt sich.

Wenn ein Pferd unter seinem Reiter auf die Vorhand fällt, kann es sich um eine Momentaufnahme handeln. Es kann aber auch ein Dauerzustand sein, der auf Bänder, Sehnen und Gelenke geht, Blockaden in der Wirbelsäule und sogar Arthrosen verursachen kann. Das Pferd verschleißt. Vermeintlich pferdefreundliches Reiten ist genauso ursächlich wie zu starke Handeinwirkung. Wer sein Pferd von der Vorhand wegbekommen möchte, muss woanders ansetzen: am Hinterbein.

Dass Pferde auf die Vorhand fallen, ist zunächst ganz natürlich. "Von Natur aus tragen Pferde etwa 60 Prozent ihres Gewichts auf der Vorhand und 40 Prozent auf der Hinterhand", sagt Pferde-Physiotherapeutin Claudia Schebsdat. Problematisch wird es erst dann, wenn sich ein Reiter in den Sattel setzt. Claudia Schebsdat führt weiter aus: "Von Natur aus sind Pferde Geradeausläufer. Die Hinterhand produziert Schub, die Vorhand fängt ihn auf."

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Was im kurzzeitigen Fluchtmodus durchaus effektiv ist, wird unter dem Reiter dauerhaft zum Problem. Die feinen Strukturen der Vorhand, wie Bänder, Sehnen und Gelenke, sind nicht dafür gemacht, solche Belastungen dauerhaft auszuhalten. Deshalb ist es der Job des Reiters im Sattel, sein Pferd in eine Körperspannung zu versetzen, die es ihm ermöglicht, das zusätzliche Gewicht gesundheitsschonend zu tragen - auch in Wendungen. Hier kommen nämlich die Scherkräfte hinzu, die schädlich auf die feinen Huf- und Krongelenke des Pferdes wirken.

Anzeichen, dass ein Pferd auf der Vorhand geht:
- Das Pferd lehnt sich auf den Zügel und sucht eine Stütze in der Reiterhand.
- Der Reiter kommt mit seinen treibenden Hilfen nicht durch. Das Pferd reagiert verzögert oder gar nicht auf die treibenden Hilfen oder läuft unter dem Reiter weg.
- Der Bewegungsablauf fühlt sich deutlich bergab an.
- Das Pferd stolpert häufig.
- Das Pferd zeigt Taktfehler.
- Der Reiter hat nicht das Gefühl, von seinem Pferd in der Bewegung mitgenommen zu werden.
- Der Rücken des Pferdes schwingt nicht, der Reiter kommt nicht zum Sitzen.
- Das Hinterbein des Pferdes fußt nicht weit genug unter den Körper.
- Vorhandlastige Pferde treten sich eher in die Fesselbeuge der Vorhand, weil diese zu lange am Boden bleibt.

Und so sollte es im Idealfall aussehen: Das Pferd fußt mit der Hinterhand möglichst weit unter die Körpermitte und senkt somit seine Kruppe ab, wodurch Zug auf die Rückenmuskulatur entsteht. Durch Anspannen der Bauchmuskulatur wölbt das Pferd seinen Rücken auf, hebt ihn gewissermaßen an. Und damit auch die Vorhand. Das entlastet die Rumpfträger, an denen die Vorhand aufgehängt ist.

Ein positiver Spannungsbogen muss also her. Das hat keineswegs etwas damit zu tun, das Pferd zusammenzuziehen. Vielmehr muss der Reiter diese Körperspannung im Pferd aufbauen, indem er immer wieder von hinten nach vorne an die Hand herantreibt. "Man muss immer merken, dass das Pferd sich ans Gebiss dehnt und dann auch wirklich genügend nachgeben, damit der Impuls von hinten kommt", erklärt Dressurreiterin Ann-Christin Wienkamp. Selbsthaltung lautet das Stichwort: "Wir wollen immer möglichst unabhägig von der Hand reiten. Pferde, die auf der Vorhand gehen, suchen eine Stütze in der Hand."