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Verladen leicht gemacht

Das Drama des Verladens nimmt an jedem Turnierwochenende irgendwo seinen Lauf. Da wird gezogen, gelockt, gezerrt, gebrüllt und geschoben. Aber das muss nicht sein. Welche Verlademethode funktioniert wirklich? Eine Übersicht.

Übung macht den Meister: Damit das Pferd entspannt auf den Anhänger geht, sollten Pferdebesitzer genügend Trainingseinheiten einplanen.

Verlade-Praktiken im Check

Die Longen-Taktik

Von der Taktik, eine Longe hinter das Pferd zu spannen, um es damit auf den Anhänger zu schieben, rät Franziska Görwitz ab. „Der natürliche Instinkt führt dazu, dass ein Pferd sich gegen die Longe lehnt. Auf Druck reagiert es mit Gegendruck“, erklärt sie. Sie sieht auch die Gefahr, dass das Pferd nach der Longe treten und sich verheddern könnten, falls es Panik bekommt. Andrea Kutsch ergänzt, die Strategie kann funktionieren, wenn das Pferd die Longe als Reiz wahrnimmt. „Der leichte Druck ist etwas unangenehm. Wenn es dann einen Schritt nach vorne macht, sollte die Longe sofort etwas gelockert werden. Verschwindet der Druck, ist das ein Lob. So kann man dem Pferd zeigen, dass es in die richtige Richtung geht.“

Die Gerten-Taktik

Die Gerte sollte nicht eingesetzt werden, um das Pferd unter Schmerzen in den Anhänger zu treiben. „Das ist für mich ein absolutes No-Go“, positioniert sich Görwitz. Sie erklärt, dass ein Gertenhieb sich für das Pferd wie ein Biss anfühlt und den Fluchtinstinkt in Gang setzt. „Wenn Pferde durch Bodenarbeit schon auf das Antippen mit der Gerte trainiert sind, kann das auch beim Verladen funktionieren“, schränkt Franziska Görwitz aber ein.

Die Pferdeposition

Pferde, die nicht in den Anhänger wollen, stocken häufig und weigern sich, weiter zu gehen. Franziska Görwitz rät, darauf mit Vor- und Rückwärtsrichten zu reagieren. Wichtig ist, dass das Pferd gerade rückwärts geht, denn dann muss es in den Bereich treten, in dem es aus anatomischen Gründen nichts sehen kann. So verknüpft es die Weigerung mit unangenehmer Arbeit. Aus dem Rückwärtsrichten sollte es dann ohne Pause wieder vorwärts gehen, dann wieder zurück, sodass der Bereich, in dem das Pferd anfänglich stockte, für das Tier unbequem wird. Nach kurzer Zeit wird es freiwillig weiter vorwärts gehen. „Das muss man sich zunutze machen, tiefer rein oder ganz in den Hänger gehen und gleichzeitig sofort mit Ruhe und Drucknachlass reagieren. Dann kann eine Wiederholung oder Steigerung erfolgen“, erklärt Franziska Görwitz die Strategie. Wer immer neu anführt, lehrt falsches Verhalten. Diese Vorgehensweise vermittelt, dass Stocken richtig ist und wiederholt die Übung ständig.

Die Kumpel-Taktik

Ein Pferd mit auf den Anhänger zu stellen, das dem ängstlichen Kandidaten Mut macht, kann eine gute Idee sein, so die Einschätzung von Franziska Görwitz. Pferde sind Herdentiere. Das Entscheidende dabei ist, dass beide Pferde wirklich gute Freunde sind. „Sonst kann das auch nach hinten losgehen“, so Görwitz. Nämlich dann, wenn das erfahrene Pferd dem anderen mit seiner Körpersprache signalisiert, es soll sich fernhalten oder es ranghöher ist und den ganzen Platz für sich beansprucht. Dann hat man genau das Gegenteil erreicht“, warnt die Expertin. Beim Abladen ist wichtig, dass der Angstkandidat zuerst heruntergelotst wird und nicht auf dem Anhänger in Panik gerät, weil sein Freund ihn zurücklässt.

Eine geöffnete Tür lässt den Anhänger für das Pferd heller und freundlicher aussehen.

Die Türöffner-Taktik

Luft und Licht von vorne lassen den Anhänger aus Pferdesicht freundlicher wirken. „Ich würde es dem Pferd so einfach wie möglich machen, seine Scheu zu überwinden und Erfolg zu haben. Das kann eine kleine Hilfestellung sein“, sagt Franziska Görwitz. Wenn das Pferd ruhig ist und der Mensch sich traut, es auf den Anhänger zu führen, kann die vordere Tür beim Verladen ruhig offen stehen. Görwitz Tipp ist, die Tür einen Spalt weit aufzumachen und jemanden an der Tür zu positionieren. Bei Bedarf kann er die Tür schließen, falls das Pferd doch in Panik gerät und Gefahr läuft, durch die vordere Tür zu springen. Akute Verletzungsgefahr!

Die Trennwand-Taktik

Auch das Verrücken der Trennwand macht den Anhänger für das Pferd komfortabler. Franziska Görwitz nimmt sie anfangs ganz heraus. Im nächsten Schritt stellt sie sie hinten breit und schließlich mittig. Ob das Pferd für den nächsten Schritt bereit ist, zeigt seine Körpersprache. Ein abgesenkter Hals, Leck- und Kaubewegungen und lockere, seitlich stehende Ohren zeigen Entspannung. Zum Fahren sollte die Trennwand entweder herausgenommen oder mit eingehängten Stangen mittig eingerastet sein, sonst kann sie verrutschen und das Pferd verletzen.

Die Position der vorderen Stange

Die vordere Stange schränkt den Platz von Pferd und Mensch erheblich ein. Daher kann sie bei den ersten Trainingseinheiten herausgenommen werden. Denn sie erhöht zum einen das Unwohlsein des Pferdes, zum anderen will das Pferd den Menschen von Natur aus nicht umstoßen und folgt ihm eventuell nicht in den Anhänger, weil es das Gefühl hat, es wird dann für beide zu eng. „Der führende Mensch sollte daher immer etwas tiefer in den Anhänger gehen, als ihm sein Gefühl zunächst sagt“, rät die Verladetrainerin. Mit dem Rausnehmen der Stange ist schnell mehr Platz geschaffen.

Erst wenn das Pferd ruhig und entspannt im Anhänger steht, sollte die hintere Stange geschlossen werden.

Die Gewöhnungs-Taktik

Die eigene Weide ist für die meisten Pferde ein positiver Ort. Dort fühlen sie sich wohl und entspannen sich. Den Anhänger dort zu platzieren kann helfen, dass sich das Pferd an ihn gewöhnt und er seinen Schrecken verliert. „Auch Zufüttern im Anhänger kann diesen Effekt haben“, sagt Franziska Görwitz. Dann muss der Anhänger aber unbedingt sicher stehen. Er darf nicht vorne hochkommen, sobald ein Pferd ihn betritt. Entweder gehört ein Auto davor oder der Anhänger wird zumindest mit Stützen vorne und hinten sowie der Bremse gesichert. Das Stützrad muss auf festem Boden stehen.

Die Parkposition

Wo der Anhänger beim Verladetraining steht, ist ein ausschlaggebender Faktor. Zu Beginn eignet sich die Reithalle mit ihrem geraden und weichen Untergrund. Wenn man sich für eine Parkposition an einer Begrenzung entscheidet, sollte zwischen Rampe und Begrenzung entweder gar kein Platz sein oder genügend, damit kein Huf eingeklemmt werden kann. Eine optische Begrenzung baut beim Pferd immer etwas Druck auf. „Für das Pferd ist es leichter, wenn es nicht von seinen Freunden oder dem Reithalleneingang weg gehen muss“, weiß Andrea Kutsch.