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Leseprobe

Triebige und lustlose Pferde wieder motivieren

Reiten soll sich leicht anfühlen, so die Theorie. In der Praxis drücken manche Reiter ihre Pferde dauerhaft mit Kraftaufwand nach vorne. Jeder Schritt ist anstrengend – für Pferd und Mensch. So muss es aber nicht bleiben, versprochen! Erfahren Sie mehr in unserer Leseprobe.

So macht Reiten Spaß, und zwar Reiterin und Pferd. Bei einem Ausflug ins Gelände locker zu galoppieren kann neue Motivation bringen.

Der ist so triebig!“ „Bei dem brauchst du Sporen.“ „Ohne Gerte geht bei dem gar nichts.“ Viele Pferde bekommen einen Stempel aufgedrückt. Sie gelten als faul, triebig oder einfach als lustlos. Die Gründe, warum jenes Pferd weniger Bewegungsfreude zeigt als mancher Artgenosse, können aber mannigfaltig sein. Wir gehen mit vier Experten auf Ursachenforschung, klären Missverständnisse auf und bieten Lösungen. Mit einem Fingerschnipp wird ein eher unmotiviertes Pferd aber nicht zum gehfreudigen Partner. Das müssen wir ehrlich sagen. Der Weg kann anstrengend sein, doch er lohnt sich, denn das Reiten wird auf Dauer weniger anstrengend. Vielmehr wird es zur reinen Freude.

Ehe wir auf das Training schauen, muss ganz klar sein, dass das Pferd gesund ist und das Equipment passt! Im Zweifel: Tierarzt, Sattler und Physiotherapeut nach einem Check-Up fragen.

Lustlos oder triebig?

Pferde-Verhaltensexpertin Linda Weritz unterscheidet zwischen lustlosen und triebigen Pferden: „Lustlose Pferde haben keinen Spaß. Sie sehen keinen Sinn darin, geritten zu werden. Das Gute daran ist, dass man es ändern kann.“ Triebige Pferde seien von Natur aus gemütlicher. „Bei ihnen ist es charakterlich festgelegt, dass sie am liebsten nur galoppieren, wenn wirklich Gefahr in Verzug ist“, lacht Weritz. Vom Grundsatz her treffe das eher auf schwere Rassen wie Kaltblüter zu. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel. „Allein vom Phänotyp würde ich es nicht abhängig machen“, betont sie. Gerade bei diesen eher triebigen Pferden ist es die Aufgabe des Reiters, ihnen die Freude am Reiten zu vermitteln. Nur wie? Mit Sensibilität in jeder Hinsicht: Die Hilfen sollen sensibel sein, das Timing auch, der Sitz sowieso und die Aufgabenstellung auch. Puh. Geht es gar nicht so sehr um das Pferd, sondern vielmehr um den Reiter? Ja, sind sich die Experten einig. Denn Pferde lernen schnell. Ihre Reaktionszeit ist dreimal so schnell, wie die des Menschen. Pferde sind uns in dieser Hinsicht überlegen. Umso wichtiger ist es im Sattel zu agieren und nicht zu reagieren.

„Ich mache die Vorgaben“, bringt es Michael Fischer auf den Punkt. Für ihn fängt das motivierende Reiten nicht erst beim Reiten an, sondern schon viel früher: „Meine eigenen körperlichen Voraussetzungen nehme ich mit in den Sattel. Wenn ich fit und sportlich bin, fällt es mir grundsätzlich leichter mein Pferd zu motivieren, weil auch meine eigene Kondition eine bessere ist“, meint der Autor des Buchs „Reiten leicht & logisch“. Er sagt ganz klar: „Es gibt keine Hilfe für Bewegungsfreude, daher muss der Reiter als Motivator agieren. Sein Körper, seine Einstellung müssen diese Freude am Sport ausstrahlen. Der Grundgedanke sollte daher sein, an sich selbst arbeiten zu wollen, nicht am Pferd. Denn was kann ich als Reiter ändern? Mich!“

Der Reiter als Motivator

Um das zu verstehen, muss man das eigene Verhalten sehr genau reflektieren. Luuk Teunissen hat dafür ein Beispiel: „Wenn ich Unterricht gebe, sehe ich öfter Reiter, die dauerhaft schnalzen. Sie denken gar nicht mehr darüber nach, sondern schnalzen die ganze lange Seite. Es verändert aber nichts. Das Pferd wird vielmehr für das Geräusch desensibilisiert. Es lernt, dass das Geräusch keinerlei Bedeutung hat.“ Als Reiter müsse man sich darüber bewusst sein, dass alles, was man macht, Auswirkungen hat. „Jedes Geräusch, jede Bewegung führt zu einer Reaktion beim Pferd. Wenn mein Tun für das Pferd die Bedeutung verloren hat, ist das ein hausgemachtes Problem“, wird Teunissen deutlich.

Probleme sind dafür da, gelöst zu werden. Die gute Nachricht ist, dass abgestumpfte, lustlose Pferde wieder neue Energie schöpfen können. „Wenn ein Pferd an einem Tag nicht so motiviert wirkt, frage ich mich direkt, warum“, erklärt Julia Mestern. Sie leitet einen Ausbildungsbetrieb in Schneverdingen. „Ich suche für das Pferd dann eine neue Idee, überlege wie ich Abwechslung in das Training bringen kann. So übe ich Dressurlektionen zum Beispiel auch gern im Gelände. Es geht um die Gymnastizierung und Durchlässigkeit des Pferdes, nicht um die Lektion an sich an einem ganz bestimmten Punkt in der Bahn“, schmunzelt die Pferdewirtschaftsmeisterin.

Die besten Tipps und Ansätze, wie lustlose Pferde sich wieder motivieren lassen, finden Sie uns unserer September-Ausgabe, die Sie hier als Print-Magazin versandkostenfrei oder als E-Paper bestellen können. Abonnieren Sie unseren Newsletter und seien Sie immer informiert.