Leseprobe: Das Streben nach Symmetrie
Sind Linkshänder die besseren Reiter?
Dr. Sandra Kuhnke ist Pferdewissenschaftlerin und Pferdephysiotherapeutin und hat sich in ihrer Dissertation mit dem Thema Lateralität beim Pferd befasst. Die Ergebnisse ihrer Arbeit hätten sie selbst überrascht und ihre eigene Reiterei verändert.
Über den Zusammenhang der Händigkeit des Reiters und der Lateralität des Pferdes sagt sie:
"Rechtshändern gelingt es zum Beispiel nur mit einem rechts-lateralen Pferd einen stabilen und im Durchschnitt auf beiden Zügeln ausgeglichenen Kontakt herzustellen. Die Tendenz des rechts-lateralen Pferdes, sich vermehrt auf den linken Zügel zu stützen, gleicht dabei die Eigenschaft der Rechtshänder aus, durchweg stärker mit dem rechten Zügel einzuwirken. Ein links-laterales Pferd hingegen verstärkt die Spannung des rechten Zügels zusätzlich, sodass die Zügelspannung asymmetrisch und einseitig instabil wird. Empfängt ein Pferd für dieselbe Aufgabe in jeder Richtung unterschiedliche Hilfen, etwa weil der Reiter unbewusst immer stärker mit dem rechten Zügel einwirkt, beeinflusst dies die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter, kann für Missverständnisse sorgen und das Lernverhalten, sowie das Training des Pferdes negativ beeinflussen. Die Linkshänder hingegen waren in der Lage, sich unabhängig von ihrer dominanten linken Hand auf die bevorzugte Seite des Pferdes einzustellen. Dies könnte ein möglicher Grund sein, warum Linkshänder im Rahmen meiner Umfrage überdurchschnittlich oft in höheren Klassen ritten und im Turniersport erfolgreicher waren."
Der Grund: Linkshänder haben gegenüber Rechtshändern den Vorteil, dass sie ihre rechte Hand im Alltag häufiger nutzen, als Rechtshänder ihre linke. Diese gleichmäßige Nutzung beider Hände kann – wie in anderen Sportarten auch – Vorteile im Sattel mit sich bringen.