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Leichttraben, aber richtig

Jeder macht es. In jeder Trainingseinheit. Immer wieder. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Reiter überhaupt leichttraben? Wir haben Experten die Sinnfrage gestellt und erklären, wie es richtig geht. Inklusive drei Übungen für einen ausbalancierten Sitz.

Das korrekte Leichttraben gehört zu jeder Reitstunde, tut Reiter und Pferd gut und ist der perfekte Indikator für einen ausbalancierten Sitz.

Rhythmus, Balance und Körperbeherrschung sind die drei Zauberwörter für das korrekte Leichttraben. Immer schön im Takt. Das ist gerade am Anfang einer Reitkarriere nicht leicht. Aber warum gehört das Leichttraben eigentlich zum Reiten wie das Amen in die Kirche? Was macht es mit Mensch und Pferd? „Das Leichttraben hat zwei Vorteile: Es entlastet den Pferderücken und wärmt den Reiter auf, der aufstehen und sich wieder setzen muss“, meint Pferdewirtschaftsmeister Daniel Weinrauch. In der Lösungsphase trabt er leicht, keine Frage. „Dabei ist wichtig, dass das Pferd aktiv in der Hinterhand ist. Auch im Vorwärts-Abwärts darf es nicht auf die Vorhand kommen, vielmehr soll es deutlich unterfußen“, findet der Dressurausbilder. Dafür muss das Pferd allerdings in Balance sein. „Ist es das nicht, kommt die Kruppe hoch und die Hinterbeine treten nach hinten raus“, charakterisiert Daniel Weinrauch einen typischen Fehler. Dann fällt das Pferd auf die Vorhand, latscht sozusagen dahin. Da hilft nur eines: Das Pferd vermehrt von hinten nach vorne treiben, ohne dass es eilig wird. Das geht nicht? Dann stehen Übergänge auf dem Plan, im Trab und zwischen den Gangarten. Immer wieder. Nutzen Sie das Zaubermittel Übergang!

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Fortgeschrittene Reiter können den Takt des Pferdes im Leichttraben dafür ganz konkret beeinflussen. „Wer eine sehr gute Körperspannung und ein genauso gutes Körpergefühl hat, kann ein wenig schneller leichttraben als der Takt es vorgibt, um ein faules Pferd anzuregen, oder entsprechend langsamer aufstehen, um das Pferd zu drosseln“, sagt Weinrauch. Gute Reiter parieren ihre Pferde durch das langsamere Leichttraben sogar durch zum Schritt. Dennoch darf der Übergang kein Auslaufen sein, sondern ein aktives „Schritt-Reiten-Wollen“. So kommt das Pferd auch nicht auf die Vorhand, sondern wird von hinten an die Hand heran geschlossen.

Werden Sie zum Rückenstreichler

Dressurausbilder Marcus Hermes trabt so lange wie nötig, aber so kurz wie möglich leicht. „Beim Leichttraben reite ich mein Pferd tendenziell mehr vorwärts als im Aussitzen. Da ich im Leichttraben jedoch keine Versammlung und Tragkraft entwickeln kann, belastet es die Vorhand mehr.“

Ist Leichttraben also schädlich für das Pferd? Sozusagen ein Vorhand-Killer? „Läuft das Pferd in natürlicher Balance bringt es von sich aus mehr Gewicht auf die Vorhand. Das Verhältnis ist etwa 60 zu 40 Prozent. Trabe ich mein Pferd ständig nur leicht, belastet es die Vorhand dementsprechend mehr“, erklärt Marcus Hermes. Er trabt auch während der Arbeitsphase immer wieder kurz leicht, um das Pferd zur Losgelassenheit anzuregen.

Aber wie trabt der Reiter eigentlich richtig leicht? „Das wichtigste ist, dass der Reiter ein Gefühl für den Takt des Pferdes entwickelt. Daher sind ausbalancierte Schulpferde, die sauber im Takt gehen, für Anfänger Gold wert“, sagt Daniel Weinrauch. Ein häufiger Anfängerfehler sei, zu viel oder zu wenig aufzustehen. Dadurch kommt man aus dem Takt und plumpst in den Sattel zurück. „Ich empfehle dann, das Leichttraben am Gymnastik-Ball nach dem Takt unterschiedlicher Songs zu üben“, rät Weinrauch. Hilfreich ist es anfangs auch, sich optisch am äußeren Vorderbein zu orientieren. Dabei ist aber wichtig zu wissen, dass der Trab eine diagonale Gangart ist, bei der das innere Hinterbein und das äußere Vorderbein parallel abfußen. Daraus ergibt sich auch der Sinn des Leichttrabens: „Stehe ich in dem Moment auf, in dem das innere Hinterbein vortritt, mache ich es dem Pferd leichter das Hinterbein weit unterzusetzen“, erklärt Marcus Hermes.

Die Bewegung abfangen

Dafür ist der korrekte Sitz immens wichtig, denn ohne ihn kann der Reiter keine feinen Hilfen geben. „Beim Aufstehen strecke ich meine Gelenke: Hüfte, Kniegelenke und folglich auch die Ellbogen, um eine möglichst weiche, konstante Verbindung zum Pferdemaul zu halten“, erklärt Marcus Hermes. Auch das Fußgelenk bewegt sich, um das Aufstehen möglich zu machen. Unabhängig voneinander bewegt ein ausbalanciert sitzender Reiter seine Gelenke nämlich nie. Mit dem unteren Sprunggelenk fängt er jeweils einen Trabtritt ab. Der Absatz federt dabei nach unten durch. Die Bewegung fließt sozusagen durch den ganzen Körper. Der Reiter folgt dabei geschmeidig den Bewegungen des Pferdes. Zum Aufstehen nutzt er lediglich den Schwung, den der Pferderücken ihm mitgibt.

„Leichttraben ist ideal, um wenig trainierte Pferde zu arbeiten, die kaum Kraft im Rücken haben“, erklärt Daniel Weinrauch. Wie der Name schon sagt, erleichtert Leichttraben dem Pferd das durchschwingende Traben. Zum Lösen vor, während und nach der Arbeitsphase ist es daher unersetzbar – wenn es richtig gemacht wird.

Drei Übungen für gutes Leichttraben

Füße federn

Die Übung: Der Fußballen steht im Steigbügel. Der Reiter zieht nun die Ferse einmal so hoch wie möglich, dann drückt er sie so tief wie möglich nach unten durch. Die Bewegung in die Tiefe betonen. Der Effekt: Das Zusammenspiel der vorderen und hinteren Wadenmuskulatur wird koordiniert, zugleich wird die tiefe Wadenmuskulatur entspannt. So kann der Reiter auch beim Leichttraben gut nach unten durchfedern.

Die Dauer: Die Ferse zu Beginn der Reitstunde sechs- bis achtmal langsam hochziehen und senken.

Wichtig: Der Winkel im Kniegelenk bleibt möglichst gleich, ebenso die Lage und Spannung des Oberschenkels.

Schenkellage variieren

Die Übung: Im Stand den Unterschenkel aus dem Knie vorstrecken und zurückführen. Dabei den Absatz dauerhaft möglichst tief und das Becken stabil in einer aufgerichteten Position halten. Dann mit den unterschiedlichen Schenkellagen leichttraben.

Der Effekt: Beim Gehen werden beim Nach-hinten-Führen des Unterschenkels die Fersen angehoben. Beim Reiten ist dies ein häufiger Fehler, der zu hochgezogenen Fersen und einem instabilen Unterschenkel führt. Die Übung automatisiert das Absenken der Ferse und vermittelt dem Reiter ein Gefühl für die korrekte, ausbalancierte Schenkellage. Ausgleichbewegungen im Oberkörper sollten vermieden werden.

Die Dauer: An zwei langen Seiten ausprobieren, um so die korrekte Schenkellage zu finden.

Takt variieren

Die Übung: 1 – 2 – 1 – 2 – 1 – 2, in diesem Takt sind Reiter es gewohnt aufzustehen, langweilig. Variieren Sie den Takt stattdessen doch einmal! Dafür die Bügel zwei bis drei Loch kürzer schnallen und erst einmal Leichttrab-Bewegungen im Stand machen. Sozusagen als Trockenübung. Zur Steigerung antraben und zunächst über mehrere Tritte im Sattel stehen bleiben. Dabei federt der Absatz nach unten durch. Einsitzen. Nun im Takt variieren: Eine lange Seite zwei Tritte stehenbleiben, einmal einsitzen. An der nächsten langen Seite zweimal einsitzen, einmal aufstehen. Wer es sich richtig schwer machen will, kann an der kurzen Seite zusätzlich wieder im normalen Takt leichttraben.

Der Effekt: Verbesserung von Balance, Koordination und Bewegungsgefühl.

Die Dauer: Zunächst wenige Minuten, langsam steigern, variabel ins Training einbauen.

Wichtig: Den Steigbügel direkt unter dem Ballen aufnehmen. Nicht über der Bewegung aus dem Sattel aufstehen, weder mit dem Knie klemmen, noch am Zügel festhalten.