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Immer einen Schritt voraus: Übereifrige Pferde richtig trainieren

Jeder hat gerne ein schlaues Pferd, aber übermotivierte Pferde durchschauen die Anforderungen, die an sie gestellt werden, sehr schnell. Unsere Profis geben praktische Tipps, damit Sie nicht zum Beifahrer Ihres neunmalklugen Sportpartners werden.

Schlaue und motivierte Pferde fordern ihren Reiter. Wer einen Schlaumeier unter dem Sattel hat, muss spontan sein!

Motivation ist gut! Übermotivation nicht. Schnell entstehen hier nämlich teure Fehler, die eine Dressurprüfung mehr als Chaos, denn in harmonischer Kontrolle erscheinen lassen. Sehr motivierte Pferde können den Reiter vor besondere Aufgaben stellen! Doch die Experten sind sich in folgenden vier Punkten einig:

Punkt Eins: Übereifrige Pferde sind Pferde, die mitmachen wollen und das ist zweifelsohne etwas Gutes! „Meiner Meinung nach ist das absolut positiv“, fasst Dressurausbilder Matthias Bouten zusammen. „Natürlich ist es in der Ausbildung und besonders auf dem Turnier ärgerlich, wenn deswegen Fehler entstehen, da braucht man halt viel Geduld.“ Pferdewirtschaftsmeister Marcus Hermes ergänzt: „Mir ist es viel lieber, ein motiviertes Pferd zu reiten, als eines, das ich zu sehr bitten muss. Meiner Meinung nach ist es auch einfacher, ein heißes Pferd zu beruhigen, als ein phlegmatisches zu motivieren.“ Klar braucht es viel Ruhe und Zeit, um Zappelphilippe im starren Gerüst einer Dressuraufgabe fehlerfrei zu präsentieren, aber dies sind meistens Pferde, bei denen eine Aufgabe mit besonderem Ausdruck gelingen kann.

Punkt Zwei: Im Training sollte man immer wieder etwas anderes reiten, als es das Pferd erwartet! Ahnt es beispielsweise bei den einfachen Wechseln den Übergang zum Schritt und droht auszufallen, sollte der Reiter immer wieder vorwärts galoppieren, auch mal seinen Plan ändern und zum Trab durchparieren.

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Schlaue Linien verlangen

Punkt Drei: Aufgaben sollten nicht zu oft geübt werden! Immer wieder werden dieselben Aufgaben auf den Turnieren verlangt. Kein Wunder also, dass die Pferde irgendwann wissen, was abgefragt wird.

Deshalb sollte man bei Pferden, die Lektionen vorhersehen, im Training seltener die ganze Aufgabe reiten, sondern nur die Stellen üben, die noch trainiert werden müssen. Ganz wichtig ist dabei, die Lektionen nicht an dem Punkt zu üben, an dem sie auch in der Aufgabe verlangt werden. „In der E-Dressur wird zum Beispiel oft das Angaloppieren auf dem Zirkel verlangt“, weiß Jungpferde- und -ponyausbilderin Danica Duen. Also wird im Training das Angaloppieren an eine andere Stelle versetzt, zum Beispiel nach der zweiten Ecke der kurzen Seite und dann geht es ganze Bahn weiter. „Oder wir üben die Aufgabe einfach spiegelverkehrt“, wird Duen der Anforderung gerecht, dass gerade unerfahrene Reiter und Kinder Aufgaben auch am Stück trainieren müssen, um Routine zu sammeln.

Punkt Vier: Schlaue Pferde brauchen einen Reiter, der schier endlose Geduld, Ruhe und Zeit mitbringt, um sich mit den kleinen Baustellen des Trainings intensiv auseinanderzusetzen. Andererseits müssen diese Reiter sehr konzentriert sein und ihr Pferd sehr gut und schnell verstehen können, um im Grunde schon vorauszuahnen, was das Pferd wohl als nächstes machen wird.

„Wie hochkonzentriert ein Reiter sein sensibles Pferd in einer Prüfung reiten muss, kann man sehr gut bei Isabell Werth und Bella Rose beobachten“, sagt Dressurreiterin Victoria Michalke. Aber auch bei anderen Paaren zeigt sich deutlich, dass motivierte Pferde fast schon ungeduldig darauf warten, ihr Können unter Beweis stellen zu dürfen.

Unsere Experten erklären, wie sie typische Probleme beheben, die aus Übereifer entstehen.

Dieser Beitrag ist erschienen in Reiter Revue 8/2015.