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Leseprobe: die physiotherapeutische Reitstunde

Fokusthema: „Bauch, Beine, Po“ fürs Pferd

Wenn Tatjana Klembt Reitunterricht gibt, blickt sie schon von Berufs wegen durch die physiotherapeutische Brille und ist überzeugt: Wer versteht, was bei bestimmten Lektionen und Übungen im Pferdekörper passiert, kann sein Pferd gezielter trainieren – das Pferd wird fitter, geschmeidiger und bleibt länger gesund.

Eva Roß und Baran im heimischen Fitnessstudio, dem Reitplatz des Reitvereins Lüdinghausen. Im Hintergrund: Pferdephysiotherapeutin Tatjana Klembt.

Die Hinterhand könnte schon noch ein bisschen muskulöser sein ... und der Hals: Ist da etwa ein Unterhals? Ist der Rücken eigentlich stark genug oder geht da noch was? Beim Anblick des eigenen Pferdes fallen uns wahrscheinlich diverse Körperpartien ein, die man optimieren könnte. Manche sogar unbedingt. Wer wünscht sich nicht ein gut bemuskeltes Pferd, rund an den richtigen Stellen. Es ist schön anzusehen. Aber vor allem ist das Pferd dann so gut trainiert, dass es als Reitpferd lange gesund bleiben kann – unvorhersehbare Zwischenfälle mal außen vorgelassen. Und den meisten unter uns ist völlig klar, gutes Reiten bringt uns dem gut bemuskelten Pferd ein ganzes Stück näher. Aber wie kommt man dahin? Wie geht gezieltes Training? Und ist es beim Pferd überhaupt möglich, Muskulatur an bestimmten Stellen zu trainieren?

Wenn wir Menschen die Hanteln nehmen, um den Bizeps zu stärken, ist das eine klare Angelegenheit, aber ein Pferd, das ständig im Ganzkörpereinsatz unterwegs ist? „Zwar trainiere ich andere Muskelgruppen immer begleitend mit, aber wir können durchaus eine bestimmte Muskulatur spezifisch ansprechen“, ermutigt Tatjana Klembt, Pferdephysiotherapeutin und -osteopathin aus Lüdinghausen bei Münster. Sie ist täglich unterwegs, um Pferde zu behandeln, aber auch um das Training zu begleiten und gibt Reitunterricht.

„Die Behandlung ist nur ein kleiner Teil“, sagt sie. „Ausschlaggebend ist nachher wirklich das Training.“

Sie nimmt uns an diesem Vormittag mit zu zwei Reitschülerinnen, deren Pferde vor einigen Monaten noch jede Menge muskuläre Defizite aus unterschiedlichen Gründen hatten: Eva Roß mit Baran und Julia Betting und Brummer. Mittlerweile sind sie schon einen großen Schritt weiter, was man den Pferden optisch ansieht und was ihre Besitzerinnen beim Reiten spüren: „Das Reiten wird leichter“, bringt es Julia Betting auf den Punkt. „Ich wusste schon lange, dass es gut ist, ein Pferd über den Rücken zu reiten und das war auch immer mein Ziel. Aber ich wusste nicht, was dabei passiert und mit welchen Übungen ich mein Pferd dazu bringen kann.“ Seit Februar arbeitet Tatjana Klembt mit Julia und dem Westfalen-Wallach Brummer. „Wir fangen jetzt erst an, positive Effekte zu sehen. Wir sprechen also von Monaten, wenn wir körperliche Defizite verändern wollen. Es ist abhängig vom Pferdetyp und davon, wie schwerwiegend die muskuläre Beschaffenheit des Pferdes ist.“ Das Ende ist offen, zu tun gibt’s schließlich immer was – und um anzufangen, ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt.

Typische Schwachstellen

Was dem Menschen sein Bauch-Beine-Po ist, ist beim Pferd: „Rumpf, Hinterhand, Bauch, Rücken. Hier gibt es häufig Schwächen bei den Pferden“, beobachtet Tatjana Klembt. „Viele Pferde sehen, wenn sie so unterm Reiter traben und galoppieren, nett aus, aber es ist nicht reell.“ Oft bleiben diese Schwachstellen über lange Zeit unerkannt, „die Reiter merken oft nicht, dass das Pferd zu viel Last auf der Vorhand aufnimmt und so auch Sehnenschäden entstehen.“

Oder noch gravierender: Die vermeintliche Schwachstelle ist nur eine Begleiterscheinung der eigentlichen Schwachstelle – hier meldet sich die Osteopathin Tatjana Klembt zu Wort: „Wenn wir ein Pferd mit einem schlecht ausgeprägten Hals sehen, ist es häufig so, dass dieser einfach nicht mehr richtig vom Pferd eingesetzt wird, weder als Balancestange noch für Stellung oder Biegung. Tatsächlich ist das Problem immer eine Verkettung vieler Muskelgruppen.“

Gut trainieren lasse sich grundsätzlich alles, „aber der Hauptfokus liegt auf der Hinterhand“, sagt die Pferdephysiotherapeutin. „Denn wenn das Pferd dort ausreichend Kraft hat, hat es auch meistens ausreichend Kraft in Bauch- und Rückenmuskulatur, im Rumpf.“ ...

Wie der Muskelaufbau funktioniert, wie gezieltes Training des Pferdes aussieht, mit welchen Lektionen und Übungen Sie bestimme Muskelgruppen Ihres Pferdes aufbauen können – all das lesen Sie in unserem Fokusthema der aktuellen Juli-Ausgabe. Das Heft können Sie jetzt hier versandkostenfrei bestellen.