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Die Skala der Ausbildung, Teil 3

Eine vertrauensvolle Anlehnung schaffen

Kennen Sie schon unsere Serie "Die Skala der Ausbildung leicht zu verstehen" mit Uta Gräf. Hier bekommen Sie die besten Tipps zu Punkt drei: die Anlehnung!

Vertrauensvoll dehnt sich Damon Jerome an die Hand seiner Reiterin Uta Gräf.

Viele Reiter machen den Fehler, den inneren Zügel zu stark anzunehmen. Dabei muss dieser deutlich flexibler bleiben als der äußere. „Der äußere ist der führende Zügel“, betont Thies Kaspareit. Der innere gibt hingegen die Stellung vor, aber ist auch immer der nachgebende Zügel beispielsweise in Wendungen. Warum? „Wird das Pferd am inneren Zügel in die Wendung gezogen, kommt es aus der Balance“, erklärt Uta Gräf. „Es kann sich automatisch nicht mehr selbst tragen.“

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wann die Anlehnung an beiden Zügeln gleichmäßig stabil ist, sollte sich der Reiter auf gerader Linie darauf konzentrieren, das Pferd immer wieder bewusst geradezurichten. Außerdem hilft es, beispielsweise an der langen Seite auch mal in Außenstellung zu reiten, um ein besseres Gefühl für die diagonale Hilfengebung, also das Treiben mit dem linken Schenkel an den rechten Zügel und umgekehrt, zu bekommen.

Häufig kommt es vor, dass Reiter ihre Pferde zu sehr stellen. Es geht beim korrekten Stellen aber nicht darum, dass das Pferd seinen ganzen Hals biegt, sondern um das leichte Abwinkeln des Genicks in der Ganasche. „Wenn man das Auge des Pferdes auf der gestellten Seite leicht schimmern sieht, ist die Stellung ausreichend“, gibt Uta Gräf als Tipp.

Vorsicht beim Umstellen: Wer sein Pferd in Außenstellung reitet, sollte es erst behutsam wieder geraderichten, bevor er es leicht nach innen stellt. Sonst ist das Gleichgewicht in Gefahr!

Tritt das Pferd in der Arbeitsphase gleichmäßig ans Gebiss heran oder stützt es sich doch auf dem Gebiss ab? Ist letzteres der Fall, ist der Vierbeiner nicht faul, sondern einfach nicht richtig in Balance. Deshalb gibt Uta Gräf ihren Schülern zur Überprüfung der Selbsthaltung den Allzweck-Tipp: Zügel überstreichen! „Natürlich hat man dies schon oft gehört, aber es kann kaschierte Anlehnungsprobleme direkt entlarven“, sagt die Pferdewirtschaftsmeisterin. Dabei werden die Hände für ein paar Tritte nach vorne entlang des Mähnenkamms geschoben und die Anlehnung bewusst aufgegeben. Die Zügel hängen in diesem Moment leicht durch. Trägt sich das Pferd wirklich selbst und arbeitet durch den ganzen Körper, hält es seine Hals-Kopf-Position. Ist dies nicht der Fall, wird es sofort versuchen, sich mit dem Hals auszubalancieren und eine Verbindung zur Hand zu suchen.

Oft ist in den Dressuraufgaben auf Turnieren zu sehen, dass Reiter zwar ihre Hände kurz über dem Mähnenkamm vorschieben, aber dabei hochnehmen. Damit versuchen sie, die Verbindung zum Pferdemaul zu halten, aus Angst, dass die weiche Anlehnung nicht direkt wieder hergestellt werden kann. Doch damit betrügen sie sich nur selbst.

In Volten kann das Überstreichen am inneren Zügel helfen, daran zu arbeiten, sein Pferd wirklich im Gleichgewicht in die Wendung zu reiten.