Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Das Pferd nach einer Pause wieder antrainieren

Die Coronakrise hat bei vielen zu einer unfreiwilligen Trainingspause geführt. Zeit, in der das Pferd an Fitness verloren hat. Wer das Training bald wieder ambitioniert aufnehmen will, sollte einiges beachten.

Wer sein Pferd nach einer Pause wieder fitmachen will, sollte sich einen Plan machen.

Ein Pferd nach einer Pause wieder fit zu bekommen, ist ein Balanceakt. Wer im Training zu schnell zu viel verlangt, riskiert Verspannungen, Muskelverhärtungen, Blockaden und schlimmstenfalls Verletzungen. Andererseits entsteht ein Trainingseffekt nur dann, wenn die Belastungsgrenze des Pferdes überschritten wird. Damit das nicht zulasten der Gesundheit geht, muss ein Plan her. Pauschallösungen gibt es nicht. Entscheidend ist, wie lang die Pause war, ob das Pferd aufgrund einer Verletzung pausieren musste und wie fit es nach seiner Auszeit noch ist. Man selbst braucht auch ein paar Tage Zeit, um nach einer Erkältung mit mehreren Tagen Bettruhe wieder in die Gänge zu kommen. Zehn Kilometer-Läufe sind da lange noch nicht wieder drin. Stattdessen beginnt man mit einem gemütlichen Spaziergang. Beim Pferd ist das nicht anders.

War eine Verletzung Grund für die Pause, muss diese erst vollends auskuriert sein, bevor der Reiter mit dem Aufbautraining beginnen kann. Ist es endlich soweit, machen aber viele Reiter den gleichen Fehler: Sie bauen zu wenig Schrittpausen ein. Das bleibt nicht ohne Folgen, wie Pferde-Physiotherapeutin Katrin Obst erklärt: „Es entstehen massive Verspannungen. Es kommt zu Muskelverhärtungen, Blockaden und Bewegungseinschränkungen. Dadurch nehmen wieder andere Strukturen Schaden, weil sie überlasten.“ Sie rät daher, in Intervallen zu trainieren und diese über Tage und Wochen im Minutentakt zu steigern. Sie zieht einen Vergleich zum Training im Fitness-Studio: „Da macht man ja auch nicht von einer Übung hundert Wiederholungen auf einmal, sondern fünfmal 20 mit Pausen dazwischen.“ Auch Dr. Jan Carlos Merkt von der Pferdeklinik Meerbusch mahnt: „Es ist ganz wichtig, dass der Reiter sein Pferd nach einer längeren Reitpause nicht überfällt. Der ganze Band-, Sehnen- und Muskelapparat muss sich erst wieder auf das Training einstellen.“

„Entscheidend für die Fitness eines Pferdes ist, wie schnell sich der Puls wieder regeneriert." Katrin Obst

Daher ist es besonders wichtig, dass der Reiter während des gesamten Trainings gut in sein Pferd hineinhorcht. Nur so kann er vermeiden, dass er etwas von seinem Pferd verlangt, was dieses konditionell, muskulär oder von seiner Beweglichkeit her gar nicht umsetzen kann. Man muss ein gutes Bauchgefühl für das richtige Mittelmaß entwickeln“, findet Katrin Obst. „Man muss das Pferd ja auch beanspruchen und über eine Belastungsgrenze gehen, damit man einen Trainingseffekt hat. Gleichzeitig darf man das Pferd nicht überfordern.“ Gerät das Pferd im Training stark aus der Puste, wird müde, beginnt sich zu widersetzen oder gar zu stolpern, ist die erlaubte Grenze deutlich überschritten. Dann gilt es dringend einen Gang zurückzuschalten.

Wie lange bleibt die Fitness?

Entscheidend für Dauer und Intensität des Aufbautrainings ist außerdem, wie lang die Pause war, die das Pferd hatte: „Wenn ein Pferd zum Beispiel wegen eines Hufgeschwürs eine Woche Boxenruhe hatte, braucht es vielleicht ein, zwei Tage, um wieder in Gang zu kommen. Alles ab einem Monat Pause braucht ein spezielles Training“, verdeutlicht Katrin Obst.

„Ein bis zwei Wochen hält ein gut trainiertes Pferd seine Kondition“, schätzt Dr. Jan Carlos Merkt ein. „Vorausgesetzt das Pferd wird während der Pause im Schritt bewegt.“ Dennoch sollte man das Training auch schon nach einer solchen, verhältnismäßig kurzen Pause, erst einmal langsam angehen lassen. Mit zwei bis drei Tagen Schrittarbeit unter dem Sattel und mehreren Trab-Reprisen am Tag darauf, könne man das Training langsam weiter aufbauen, bis man nach und nach wieder aufs gewohnte Pensum kommt. Muskulatur und Ausdauer sind von der Pause weniger betroffen. Vielmehr sei es der Band- und Muskelapparat, der sich langsam wieder auf das Training einstellen muss, begründet der Tierarzt.

Ist die Pause des Pferdes nicht verletzungs- sondern etwa witterungsbedingt, spielt auch die Haltungsform eine große Rolle, wie es um die Fitness des Pferdes nach der Pause bestellt ist. Katrin Obst erklärt: „Ist das Pferd in einem Bewegungsstall untergebracht, bewegt es sich am Tag viel mehr als in Boxenhaltung. Und selbst wenn es nur Schritt ist, bleiben die Pferde auch in einer Pause gut bemuskelt.“

Katrin Obst versichert, dass sich die Kondition eines Pferdes bei angemessenem Training schon nach sechs Wochen deutlich verbessert. Sie nennt als Faustregel: „Man sagt, dass es doppelt so lang wie die Pause dauert, das Pferd wieder auf sein altes Level zu bringen.“ Freizeitreiter, die ihr Pferd nicht auf dem obersten Level reiten, würden es hingegen gar nicht unbedingt merken, dass die Kondition ihres Pferdes in einer Pause nachgelassen habe: „Die Pferde sind auch nach einem Monat Pause noch so gut aufgestellt, dass sie von der Grundkondition her noch alles hinkriegen“, sagt die Pferde-Physiotherapeutin.

Den ganzen Artikel mit vielen weiteren Tipps und Übungen zum Antrainieren nach einer Pause lesen Sie in der Mai-Ausgabe, die Sie hier versandkostenfrei bestellen können.