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Das wahre Geheimnis hinter dem Meistertitel des FC Bayern

Warum Sie hier vom Rekordmeister lesen? Ja mei, weil wir wissen, warum er wirklich die Meisterschale gewinnen konnte! Das lag an "Mister Ausbildung" Christoph Hess. RRI-Redakteurin Karolin Leszinski war dabei, bei "Pferdesport trifft Fußball" in München.

Die Videowand ist größer als sie wirkt, 10 mal 20 Meter, ein viertel eines Dressurvierecks, so können es sich Reiter merken.

München – „Mia san mia“ und mia san da. In der heiligen Allianz Arena. Herr Rummenigge hat eingeladen. Indirekt auch mich. Sehr indirekt. „Pferdesport trifft Fußball“ so heißt das Motto. Die Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport steckt hinter diesem Treffen – einmal im Jahr kommen Vorstand und Förderer zusammen, um sich bei der Jahreshauptversammlung, dem sogenannten Stifterforum, auszutauschen. Dieses Jahr also in „Minga“, also München. Karl-Heinz Rummenigge, Klub-Chef bei den Bayern und Vater einer dressurreitenden, pferdenarrischen Tochter, hat im Vorfeld angeboten: „Kommt’s doch zu uns“. So gab’s in diesem Jahr nach der Pflicht – die Sitzung im Hotel – eine besondere Kür. Um die 100 illustre Gäste aus dem Pferdesport ließen sich nicht zweimal bitten, über den roten Teppich in den Bus vor dem Hotel zu steigen und in die Allianz Arena kutschiert zu werden. Ich auch nicht – auch wenn ich sicher nicht zu den „Illustren“ gehöre. Aber "a bißerl" Presse darf's schon sein, bei so einem besonderen Termin und so hab ich es in diese Runde geschafft.

Sonst fahr ich ja immer nur dran vorbei, an dem Stadion, das aussieht wie ein Ufo. Neben der Autobahn steht es stolz, abends oft rot beleuchtet. Jetzt steige ich mit dem Who is Who aus dem Bus und betrete die Mixed Zone, dort wo sonst die Pressemeute wartet und den Spielern ein paar kluge Worte über Sieg oder Niederlage zu entlocken versucht. Thomas Müller ist den Journalisten der Liebste, erfahren wir, der habe immer noch einen lockeren Spruch auf Lager.

Ist der echt?

Durch den Spielertunnel betreten wir die Arena. Das Spielfeld ist abgezäunt, der heilige Rasen muss geschont werden – schließlich soll hier doch der FC Bayern nach 19 Jahren „dahoam“ Meister werden. „Der ist echt“, stellt meine Kollegin von Bayerns Pferdezucht und -sport fest und hält mir zwei gerupfte Grashalme samt Wurzel als Beweis unter die Nase. Das saftige Grün sieht aus wie ein Teppich, da muss man schon mal knallhart recherchieren. Wir stehen hingegen auf Kunstrasen. Schließlich ist das hier die Aufreger-Zone der Trainer, Niko Kovač und Co. tigern hier normalerweise rum. Ich nehme probeweise Platz auf der Bank – „Bank“ ist ein völlig falscher Ausdruck für die roten, ungemein weichen Ledersitzschalen, wo Robben, Ribery und Co. Platz nehmen, wenn sie nicht von Anfang an spielen.

Es gibt Brez’n und Weißbier, standesgemäß. Aber auch Wasser, Sektchen, Häppchen. Die farbigen Punkte auf unseren Namenschildern sollen sagen, in welcher Gruppe wir gleich die Stadionführung erleben dürfen. Ein Highlight, das ich wärmstens empfehlen kann – diese Arena ist beeindruckend und ich schreibe das als völlig unparteiischer Nicht-Fußballfan. In der Umkleidekabine der Bayern erfahren wir, warum Alaba nicht neben Ribery sitzt („die quatschen sonst zu viel“), aber dafür Müller neben Jamez (die können gar nicht so viel miteinander reden, weil Müller mehr bayerisch als spanisch spricht). Wie in der Schule: Wenn der Trainer redet, soll Ruhe im Karton sein. Während die Kabine der Bayern rot und mit Bildern der Spieler gestaltet ist, ist die Gäste-Umkleide ein kahl wirkender hellgrauer Raum – ein sportpsychologischer Streich. Genauso wie die Plätze der Gästefans, die, wenn die Spieler das Feld betreten, hinten links oben auf der Tribüne sitzen. Vor ihnen ein rotes Meer aus „Mia san Mia“.

2.784 rautenförmige Luftkissen zieren die Ufo-Arena. Wenn Bayern spielt, leuchten sie rot. Aber sie können auch anders. Wie ein Burger sah das Stadion schon mal aus oder leuchtete bunt wie ein Regenbogen am Christopher Street Day, da ist man in München ganz weltoffen. Die Videowände hoch oben am Stadiondach messen 10 mal 20 Meter, ein viertel Dressurviereck. Wo sonst ein Fußball-Emotionen und Spielstände angezeigt werden, galoppiert nun ein imposantes braunes Pferd auf einen roten Fußball zu. 75.000 Menschen können sich in der Arena Spiele ansehen.

Abseits ist ...

Nach der eigenen Mannschaft, ist das Stadion „das wichtigste, was wir bei Bayern München haben“, sagt Karl-Heinz Rummenigge am Abend in der Säbener Lounge. Dort gibt’s für die Gäste aus dem Pferdesport nicht nur was zu essen, sondern auch eine Podiumsdiskussion unter dem Motto „Pferdesport trifft Fußball“. Diskutiert wurde dabei wenig, viel mehr war es ein nettes Plauderstündchen mit Christoph Hess, Ausbildungsbotschafter der FN und an diesem Abend Moderator. Karl-Heinz Rummenigge gewährte einen kleinen Schnelldurchlauf durch seine eigene Fußball-Karriere und outete sich als Laie in der komplexen Dressurwelt seiner Tochter: „Ich habe bis heute noch nicht alle Regeln verstanden. Im Fußball ist das viel einfacher: Wenn der Schiedsrichter pfeift, ist Abseits.“ Seine Frau kenne sich da schon besser aus.

Einer ist an diesem Abend übrigens besonders aufgeregt: Calvin Böckmann, 18 Jahre alt, aufstrebendes Ass in der Vielseitigkeit und im Springreiten. Er bekommt an diesem Abend eine Sonderpatenschaft von der Stiftung, eine große Ehre für das Talent aus Lastrup. Wen er hier unbedingt noch kennenlernen möchte, frage ich ihn. „Thomas Müller und Manuel Neuer, darauf hoffe ich“, sagt er. Papa Roger Böckmann hat er mit im Schlepptau – für den war der Ausflug als FC Bayern-Fan ohnehin eine Sensation. Ein Foto mit Müller und Neuer gibt‘s noch für Calvin, genauso eines mit Jessica von Bredow-Werndl. Die ist mit ihrem Mann Max aus dem nahen Aubenhausen „rübergekommen“, plaudert mit Christoph Hess ein wenig aus ihrem Reiterleben, über Unee und Bruder Benni, dessen Atem sie im Nacken spüre.

Ein Foto mit Thomas Müller und Manuel Neuer, das wünschte sich Calvin Böckmann. Erfüllt.

Zwischen Hauptgang und Dessert nehmen Lisa und Thomas Müller sowie Nina und Manuel Neuer vorne bei Christoph Hess Platz, die Fußballer erzählen, wie das Leben mit ihren Dressurreiterinnen so ist und wie es um ihren Bezug zum Pferd mittlerweile bestellt ist: bei Neuer ausbaufähig, bei Müller schon sehr fortgeschritten. „Das hätte ich jetzt vor zehn Jahren auch nicht gedacht, dass ich mal Zuchtstuten zu Hause hab.“ Und wenn im Mannschaftsbus klassische Musik zu hören ist, ist klar, da schaut der Müller wieder eine Auktion oder Hengstschau.

Zum Abschied übergibt Christoph Hess den Spielern und dem Klub-Chef für das letzte Bundesligaspiel der Saison noch einen persönlichen Glücksbringer: Marienkäfer aus Schokolade, er hat sie mit seiner Frau extra aus Westfalen nach Bayern importiert.

Zwei Tage später gelingt den Bayern tatsächlich der große Wurf, der siebte Meistertitel in Folge und nach 19 Jahren mal wieder in der eigenen Arena. Es müssen Meister-Marienkäfer gewesen sein. Gibt’s das nächste Stifterforum beim BVB? Ach nein, ich bin ja unparteiisch.

Die Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport wurde 2013 gegründet, um den deutschen Pferdesport zu fördern und seine erfolgreiche Position auch in Zukunft zu sichern. Für eine erfolgreiche Zukunft des Pferdesports schaut die Stiftung über den Tellerrand ihrer eigenen Sportart hinaus, um von der Kraft des Fußballs zu lernen. Das Stifterforum ist die Jahreshauptversammlung der Stiftung, bei der die über 50 pferde- und sportgeisterten Förderer sowie weitere Partner und Interessierte zusammenkommen. www.spitzenpferdesport.de