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CHIO Aachen 2019

Flüssig, flink, fehlerfrei: Ingrid Klimke und Hale Bob siegen in der Vielseitigkeit

Auch das deutsche Team war im Nationenpreis unschlagbar. Dabei hatte die erste Mannschaftsreiterin richtig Pech. Was alles im Gelände geschah …

Ingrid Klimke und SAP Hale Bob OLD - in Aachen nicht zu stoppen.

Aachen – Rüdiger Schwarz, seit 15 Jahren Course-Designer der Aachener Strecke, hatte hohe Ansprüche. „Man macht sich im Vorfeld Gedanken, wie schwer man bauen kann und weiß, dass gute Paare am Start sind. Die Reiter wissen auch, dass der Große Preis von Aachen schwerer ist als der Große Preis anderswo und hier ist die Vier-Sterne-Prüfung auch schwerer als normale Kurz-Prüfungen“, beschrieb er und deutete damit an, dass er sich bewusst war, dass er den Reitern einiges in den Weg gestellt hatte. Technisch anspruchsvoll, mit einer knapp bemessenen Zeit, die flottes Galoppieren zwischen den Hindernissen forderte, aber gleichzeitig auch durchlässige Pferde, die auf den Punkt gut an den Reiterhilfen standen.

Die Bilderbuchrunde von Ingrid Klimke und SAP Hale Bob OLD demonstrierte, was damit gemeint war. Es gab kein Stocken, kein Wackeln, es ging gerade über jede Klippe, ohne jegliches Zögern. „Teufelsweib“, sagte Bundestrainer Hans Melzer, lachte und meinte, Ingrid Klimke dürfe man keine Linien vorgeben. „Sie reitet den direkten Weg, ohne Umschweife, das macht sie super.“ Die Reitmeisterin strahlte nach ihrer Runde über die 25 Hindernisse, verteilt auf rund vier Kilometern: „Bobby hat seine Erfahrung ausgespielt. Er war toll bei mir, so konnte ich flüssig reiten und mir in den Klippen Zeit nehmen.“ Als eines von drei Paaren blieben sie in der Zeit und hielten ihr Ergebnis von 24,7 Minuspunkten. Damit eroberten sie die durch einen Abwurf im Springen verlorene Führung wieder zurück.

Michael Jung und fischerChipmunk haben sich schon gut zusammengefunden.

Auch Michael Jung und der von Julia Krajewski ausgebildete fischerChipmunk FRH schafften den Kurs innerhalb der Zeit, quasi auf die Sekunde genau und kämpften sich mit 25,5 Minuspunkten von Rang vier auf Platz zwei vor. „Es war wirklich schwer, in der Zeit zu bleiben“, bilanzierte der 36-Jährige. „Das Wasser hat viel Zeit gefordert, aber der Boden war top, auf der ganzen Strecke.“

Für die vor dem Gelände führende Britin Laura Collett und den zehnjährigen Wallach London lief es hingegen nicht rund. Ein Vorbeiläufer machte den Siegestraum zunichte und reichte sie auf Rang 20 durch. Und auch der Neuseeländer Tim Price konnte seine gute Ausgangsposition nicht halten. Mit seinem KWPN-Wallach Wesko kassierte er einige Zeitfehler und landete am Ende auf Platz vier mit 28,6 Minuspunkten. Dritter wurde der Australier Christopher Burton mit der Oldenburger Stute Quality Purdey. Auch sie schafften die Strecke in der erlaubten Zeit und behielten ihr Ergebnis von 27 Minuspunkten.

Christopher Burton und Quality Purdey landeten auf Platz drei.

In der Mannschaftswertung ging der Sieg ebenfalls an Deutschland. Dabei starteten die Deutschen alles andere als glücklich in den Nationenpreis. Josefa Sommer und Hamilton gingen gewohnt souverän auf die Strecke. Doch an Hindernis drei verlor der Heraldik xx-Sohn sein Eisen am linken Vorderhuf. „Ich hab gesehen, wie es ins Publikum flog“, berichtete die Reiterin. Ein paar Galoppsprünge später kam Hamilton direkt ins Rutschen und machte den Eindruck, nicht ganz taktrein zu laufen. Josefa Sommer hielt direkt an und stieg ab. „Die richtige Entscheidung“, bestätigte Bundestrainer Hans Melzer. Damit war aber klar, dass sich die weiteren drei Teamreiter keinen Faux Pas erlauben durften.

Michael Jung und sein Mannschaftspferd Star Connection bestätigten ihre Form und beendeten den Kurs mit nur 5,2 Zeitfehlern. Andreas Dibowski und FRH Corrida drehten ebenfalls eine sichere Runde, die, wie Dibowski sagte, die Priorität hatte, ein gutes Teamergebnis nach Hause zu bringen. In der Einzelwertung wurde es Rang elf. „Corrida war so gut bei mir, dass ich an der Kombination kurz vor dem Stadion, hätte direkt reiten können“, meinte er. Aber er entschied sich für die Alternative in der Kombination, die aus einer Ecke und zwei schräg stehenden Hecken bestand, die im Vorfeld als eine der größten Klippen eingeschätzt wurde. Wie sich herausstellte, hatten aber viele Reiter an einem anderen Komplex ihre Probleme: Hindernis sieben war, wie schon im vergangenen Jahr, eine echte Herausforderung im Wasser. Die Reiter kamen unter einer Holz-Brücke in einer Linkswendung auf eine schmale Ecke zu. Dabei sprangen einige Pferde zu weit links an der nicht ausgeflaggten, breiten Stelle der Ecke, unter anderem Sandra Auffarths Nachwuchspferd Viamant du Matz. „Er wollte da alles richtig machen, aber wir kamen zu scharf aus der Wendung“, zog sie als Fazit. Peter Thomsen und sein neunjähriger Holsteiner Casino strauchelten an diesem Sprung und stürzten. Beide standen zum Glück unverletzt wieder auf.

Für Anna Siemer und FRH Butts Avondale endete die Aachen-Premiere auf Rang 29. Sie kamen flüssig bis zu Hindernis 15, hatten dort allerdings einen Vorbeiläufer. „Ich hatte mir eine Linie überlegt, sie aber noch mal aufgrund der engen Zeit über den Haufen geworfen. Ich hätte besser bei meinem Plan bleiben sollen“, ärgerte sie sich, meinte dann aber versöhnlich, dass sie, als sie Avondale vor Jahren zur Ausbildung bekam, niemals geglaubt hätte, dass dieses kleine Pferd einmal in Aachen laufen werde. Darauf ist sie zurecht stolz.

Auch Frank Ostholt war mit seinem selbstgezogenen Westfalen Jum Jum eigentlich zufrieden. „Der will eigentlich immer drüber“, sagte er über den neunjährigen Wallach von Jaguar Mail. Doch auch für ihn machte ein kurzer Moment an Hindernis 15 das Ergebnis kaputt. „Ich bin vielleicht einen Tick zu früh abgewendet“, überlegte der Bundestrainer der Jungen Reiter hinterher. Ein Vorbeiläufer bedeutete 20 Minuspunkte plus Zeitfehler on top. Am Ende wurde es Platz 28.

Auf Rang zehn landete Kai Rüder mit Colani Sunrise, die in der Dressur noch Platz sechs inne hatten. Aber im Springen lief es nicht rund. Dafür legten sie im Gelände eine saubere Runde mit lediglich 10,8 Zeitstrafpunkten hin.Eine Aufwärmrunde für die Europameisterschaften in Luhmühlen. Welche deutschen Reiter starten dürfen, ist allerdings noch nicht final entschieden. Das Fazit von Bundestrainer Hans Melzer nach dem Aachener Gelände: „Mit dem Team und dem Doppelsieg können wir super zufrieden sein. Bei einigen Reitern war ich etwas enttäuscht, weil sie gut vorbereitet waren. Aber so ist der Sport.“

Für das deutsche Team machten Ingrid Klimke und Hale Bob den Sieg perfekt. Mit 80,5 Minuspunkten landete es vor den Neuseeländern (83,1) und Großbritannien (87,2).