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CHIO Aachen: Marcus Ehning zu Tränen gerührt

Er war dran. Es war sein Tag. Marcus Ehning hat beim CHIO Aachen den Großen Preis gewonnen. Im Sattel von Pret a Tout lieferte er eine Glanzrunde nach der anderen – und muss sich nun plötzlich Gedanken über seine Turnierplanung machen.

Es war sein großer Tag mit Pret a Tout, Marcus Ehning hat den Großen Preis von Aachen gewonnen.

Aachen – Marcus Ehning ist nicht gerade bekannt für Gefühlsausbrüche. Heute ritt er mit ausgestreckten Armen, freudestrahlend über den heiligen Rasen der Soers. Dieser Sieg im Großen Preis von Aachen war ein sehr besonderer, auch für den so erfahrenen Marcus Ehning. Mit seinem großen Pret a Tout hat er einmal mehr all sein Können im Sattel unter Beweis gestellt. „Das ist sicherlich ein emotionaler Moment für mich, von dem ich meinen Kindern erzählen werde, und den Kindern meiner Kinder.“ Bedeutender als der Sieg 2006 mit Noltes Küchengirl? „Nein. Genauso.“

Als dritter von fünf Startern im Stechen war Marcus Ehning in den Parcours geritten. Pret a Tout flog über die Hindernisse, als wäre es das einfachste der Welt. Es wurde die erste Nullrunde in diesem Stechen und die schnellste. „Nach dem ersten Umlauf war ich schon zufrieden, aber der zweite Umlauf und das Stechen liefen wirklich hervorragend“, so das Fazit des Borkeners. Der Schweizer Steve Guerdat hätte mit seiner Balou du Rouet-Tochter Bianca gerne nachgelegt, doch im Stechen war der Wurm drin, dreimal fiel die Stange. Schlussreiterin Luciana Diniz und ihre Fuchsstute Fit for Fun überwanden wie in den beiden Umläufen katzenartig, fehlerfrei die Hindernisse. „Wirklich nervös bin ich erst geworden als ich Luciana gesehen habe“, gestand Ehning. Doch die Zeit der für Portugal startenden Brasilianerin reichte nicht, um ihn vom Thron zu stoßen. „Ich habe mir Marcus‘ Runde angesehen, er war ein tolles Vorbild, aber mein Flow war einfach nicht sein Flow“, stellte Luciana Diniz fest, „aber es ist eine gute Motivation, es noch einmal zu versuchen“. Nächstes Jahr.

Pech für Weishaupt und Tebbel

Neben Marcus Ehning hatten es noch zwei weitere deutsche Reiter in den zweiten Umlauf der besten 18 Reiter geschafft: Philipp Weishaupt mit L.B. Convall und Maurice Tebbel mit Chaccos' Son. Sie hatten im ersten Umlauf noch das beste Resultat abgeliefert. Weishaupts Traum vom zweiten Sieg in Aachen platzte zwischen Hindernis vier und fünf. Convall wurde etwas stark, der Fehler folgte prompt. „Den Fehler muss ich auf meine Kappe nehmen, Convall sprang bis auf den Fehler fantastisch“, sagte Weishaupt.

Bitter enttäuscht: Maurice Tebbel.

Maurice Tebbel gelang eine hervorragende Runde mit seinem Chaccos' Son, bis zum letzten Hindernis schien er eine sichere Nullrunde nach Hause zu reiten. Doch davor nahm er seinen Hengst einmal zu sehr auf, kam zu eng an den Schlussoxer und kassierte einen Fehler. Die Enttäuschung riesig für den mit 24 Jahren jüngsten Teilnehmer im Großen Preis von Aachen. „Das war schade, ich hätte mich sehr für Maurice gefreut. Er hat vor dem letzten Hindernis eine falsche Entscheidung getroffen, ansonsten war das eine unglaubliche Leistung von ihm“, sagte Bundestrainer Otto Becker.

Krisenzeiten? Von wegen!

Der Start in die Saison, inbesondere in den Nationenpreisen verlief mehr als holprig für die deutschen Reiter. Erst in Rotterdam vor wenigen Wochen riss die Pechsträhne. In Aachen war von Krisenzeiten weit und breit nichts zu spüren. Am Donnerstag der Sieg im Nationenpreis, Christian Ahlmanns Triumph beim gestrigen Hauptspringen, heute Marcus Ehnings Erfolg im Großen Preis. „Von mir aus kann die Krise weitergehen“, witzelte Becker am Rande des Abreiteplatzes. „Ich gönne es Marcus. Er war am Donnerstag der entscheidende Baustein im Team. Bei ihm stimmt bis hin zum Management der Pferde einfach alles.“

Marcus Ehning steht jetzt nach seinem Erfolg in Aachen vor einer gänzlich ungeplanten Herausforderung: Der Rolex Grand Slam, der aus den vier Großen Preisen Aachen, Spruce Meadows/CAN, Genf/SUI und ‘s-Hertogenbosch/NED besteht. Gewinnt ein Reiter zwei Grand Prix hintereinander winkt ein Bonus von 500.000 Euro zusätzlich zur Siegprämie – in Aachen übrigens 330.000 Euro. Bei drei Siegen gibt es ein Bonus von eine Million Euro, bei vier Siegen hintereinander sind es zwei Millionen. Denn dafür ist er jetzt im Rennen. „Das ist eine neue Situation. Ich hatte Calgary eigentlich nicht eingeplant, sondern habe mich auf die Weltreiterspiele fokussiert.“ Die Crux: der Große Preis in Calgary wäre am 9. September, zwei Tage vor Beginn der Weltreiterspiele in Tryon. Pret a Tout bei beiden Veranstaltungen zu satteln ist somit ausgeschlossen. Wie entscheidet er sich? „Ich muss darüber nachdenken und mit den Besitzern sprechen. Es kommt darauf an, wer nach Tryon fährt“, sagt Ehning. Er hat ja auch noch andere Pferde in petto. Comme il faut zum Beispiel oder Cornado NRW oder Funky Fred …

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