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Erste Hilfe beim Pferd

Was tun bei einer Schlundverstopfung?

Viele Pferdekrankheiten fordern schnelle Maßnahmen von Besitzer und Tierarzt. Hier lesen Sie, was hinter einer Schlundverstopfung steckt und wie Sie im Idealfall handeln.

Was ist eine Schlundverstopfung?

„Eine partielle oder komplette Verlegung des Speiseröhrenlumens, das heißt, die Speiseröhre ist durch Fremdkörper – meist Futter – teilweise oder ganz verschlossen“, beschreibt unsere Expertin Gesche Nohl, Tierärztin in der Pferdeklinik Bargteheide.

Woran erkenne ich sie?

„Die offensichtlichsten Symptome sind das vermehrte Speicheln des Pferdes, Husten und Rückfluss von Futterresten aus den Nüstern“, erklärt die Tierärztin. „Das Pferd nimmt häufig eine überstreckte Hals-Kopf-Haltung ein, teilweise ist auch eine Schwellung am Hals sicht- oder fühlbar.“ Zusätzlich unternehmen Pferde mit Schlundverstopfung häufig den Versuch, das Futter wie ein Wiederkäuer wieder nach oben in die Maulhöhle zu drängen. Auch erhöhte Atmung, Schwitzen und Panik können auftreten.

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Was sind die Ursachen?

„Die häufigste Ursache ist zu hastige oder falsche Aufnahme von Futtermitteln, nicht ausreichend eingeweichte Rübenschnitzel oder Heucobs, kurzhalmiges Heu oder hektisch gefressenes Kraftfutter“, macht Gesche Nohl deutlich und ergänzt: „Auch Stücke von Möhre, Apfel oder Roter Beete können, nicht ausreichend zerkaut, im wahrsten Sinne des Wortes ‚im Halse stecken bleiben‘. Sekundär kann eine Schlundverstopfung auch durch Erkrankungen der Speiseröhre bedingt sein, wie einer Ausstülpung oder eine Verengung des Schlundes.“

Wie leiste ich Erste Hilfe?

Eine Schlundverstopfung, die sich nicht kurzfristig von selbst löst, ist ein Notfall. Es sollte in jedem Fall der Tierarzt gerufen oder das Pferd sogar in die Tierklinik gebracht werden. „Je länger sie andauert, desto größer ist die Gefahr einer Aspirationspneumonie“, betont Gesche Nohl und beschreibt: „Dabei kann es durch Fehlschlucken von Futter zu einer Lungenentzündung kommen.“ Ein Pferd mit Verdacht auf Schlundverstopfung darf kein Futter oder Wasser mehr aufnehmen. Bis der Tierarzt vor Ort ist, kann der Besitzer versuchen, die Verstopfung durch Abwärtsmassieren des Schlundes zu lösen. Auf keinen Fall sollte man sich selbst in Gefahr bringen. Wenn das Pferd panisch reagiert, sollte man auf den Tierarzt warten, der die nötigen Beruhigungsmittel geben kann.

Was tut der Tierarzt?

„Eine Schlundverstopfung, die sich nicht von selbst löst, muss freigespült werden“, erklärt Gesche Nohl. „Dies geschieht mittels einer Nasenschlundsonde, die durch die Nüstern soweit in die Speiseröhre vorgeschoben wird, bis die verstopfte Stelle erreicht ist. Zusätzlich sollten krampflösende Medikamente sowie Schmerzmittel verabreicht werden, um die Verkrampfung zu lindern und damit die Behandlung zu erleichtern. Die Verstopfung selbst wird lediglich mit Wasser, das durch die Sonde eingegeben wird, gelöst.“

Besteht der Verdacht, dass Futterpartikel fehlgeschluckt wurden, sollte eine Nachbehandlung der Lunge eingeleitet werden, um eine Lungenentzündung zu vermeiden. Unter Umständen können auch kreislaufstabilisierende Maßnahmen wie Infusionen nötig sein.

Was sollte ich nach einer Schlundverstopfung beachten?

„In den ersten Tagen nach der Schlundverstopfung sollte überwiegend eingeweichtes, breiiges Futter gegeben werden. Je nach Schweregrad der Verstopfung können Verletzungen der Speiseröhre vorliegen, die das Fressen von hartem Futter unangenehm machen“, erläutert Gesche Nohl den weiteren Verlauf. „Für diesen Fall kann die Gabe von Schmerzmitteln über wenige Tage notwendig sein. Außerdem sollten die Zähne kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass der Kauvorgang ungestört ist und somit nicht als Auslöser der Schlundverstopfung in Frage kommt.“

Erschienen in der Print-Ausgabe der Reiter Revue International, 5/19.