Leseprobe: Muss das sein?
Freie Gebisswahl im internationalen Springsport
Das Pferdemaul ist ein Heiligtum. Es ist eine der schmerzempfindlichsten Körperregionen des Pferdes. Was an Gebissen und Gebisskonstruktionen erlaubt ist, finde ich daher schrecklich“, sagt Reitmeister Martin Plewa sehr klar. Der ehemalige Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter beobachtet mit Sorge, welche Gebisskombinationen teilweise im gehobenen Springsport eingesetzt werden. Zum besseren Verständnis ein Blick auf die erlaubten Gebisse: Ab der Klasse M** ist die Zäumung frei wählbar. Ein Satz schränkt die Wahl im Ausrüstungskatalog der Leistungsprüfungsordnung (LPO) ein: „Die Ausrüstung der Pferde muss den Regeln der Reitlehre (Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 1) und den Grundsätzen der Unfallverhütung und des Tierschutzes entsprechen.“ Ein Satz, der viel Interpretationsspielraum lässt, auch auf dem Turnier.
„Für die Richter und Stewards ist es nicht einfach zu beurteilen, was teils am Kopf verschnallt ist“, sagt Plewa. Denn: Wie wirken mit Schnüren zusammengebundene Riemen? Wie fühlt es sich für das Pferd an, mit Druck auf Nasenrücken, Unterkiefer und Maul geritten zu werden? „Gäbe es klarere Verbote, wäre es viel leichter dem Tierschutz gerecht zu werden“, meint Martin Plewa. Der Reitmeister ist überzeugt: „Wenn ein Pferd so ein scharfes Gebiss benötigt, um auf dem Turnier überhaupt sicher zu gehen, ist es nicht turnierreif.“ Für ihn sind scharfe Gebisse eine Abkürzung in der Ausbildung.