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Das Lederlexikon

Doubliert, mit Lack oder geprägt: Leder ist nicht gleich Leder. Die wichtigsten Begriffe und Erklärungen finden Sie hier im Überblick.

Leder ist nicht gleich Leder. Alles Wissenswerte im Überblick.

A

Anilinleder

Anilinleder sind offenporige Glattleder, die keine Pigmentschicht auf der Oberseite haben. Mit der matten und natürlichen Optik ist die natürliche Haut gut zu erkennen. Verwendet werden daher nur hochwertige Häute, die wenige oder keine Makel aufweisen. Die Pflege von Anilinleder ist aufwändig, da Schmutz oder Feuchtigkeit leicht in das empfindliche Leder eindringen kann.

B

Blankleder

Blankleder, auch Kernleder genannt, ist ein pflanzlich gegerbtes Rindsleder, das mindestens 2,5 Millimeter dick ist. Es ist mit einem Fettgehalt von 4 bis 10 Prozent nur mäßig gefettet. Blankleder kennzeichnet sich durch eine hohe Festigkeit und Widerstandsfähigkeit. Es wird ausschließlich pflanzlich gegerbt. Blankleder kann ungefärbt, durchgefärbt oder mit einer leichten Pigmentschicht hergestellt werden.

Beschichtetes Leder

Ein Leder gilt als beschichtet, wenn eine Oberfläche aufgetragen wird, die mehr als 0,15 Millimeter beträgt. Ist diese Schicht dicker als ein Drittel der Gesamtlederdicke, darf dieses Produkt nicht mehr als Leder bezeichnet werden.

C

Chromgerbung

Die Chromgerbung bezeichnet ein Gerbverfahren bei dem die chemischen Chrom-III Salze eingesetzt werden. Chromgegerbtes Leder weist eine hohe Haltbarkeit auf, und macht nur ein bis vier Prozent des Ledergewichts aus, bei einer natürlichen Gerbung sind es bis zu 20 Prozent. Die Gerbung mit Chrom ist das am häufigsten verwendete Verfahren für die Gerbung von Leder, da es sehr schnell durchzuführen und günstig in der Produktion ist. Es steht in der Kritik, da Abfallprodukte der Gerbung und Chrom-VI, das bei falschen Gerbungsbedingungen entstehen kann, krebserregend sein sollen. Die Standards der Chromgerbung in Europa sind sehr hoch.

Wet-blue bezeichnet ein chromgegerbtes Leder, das fertig gegerbt, aber weder getrocknet, durchgefärbt noch zugerichtet ist. Der Chromgerbstoff erzeugt eine bläuliche Färbung im Leder. Für die passende Farbe wird es gefärbt. Helle Farbwünsche können durch das Bleichen mit eine Nachgerbung erfüllt werden.

D

Doubliertes Leder

Bei doubliertem Leder werden zwei Lederschichten zu einem Produkt verarbeitet. Oftmals wird eine wenige Millimeter dicke Wattierung eingearbeitet. Sinn ist es, weiches Leder mit haltbarem, stabilen Leder zu verbinden um den Komfort zu steigern.

E

Echtleder

Der Begriff „Leder“ und davon abgeleitete Begriffe oder Synonyme bezeichnen Haut oder Fell von Tieren und Erzeugnisse daraus, dessen ursprüngliche Faserstruktur erhalten und durch Gerben haltbar gemacht wurde. Es handelt sich also um einen genormten Begriff, der anderweitig nicht verwendet werden darf. Beschichtungen dürfen dabei nicht mehr als ein Drittel der Gesamtdicke eines Produktes ausmachen, sonst dürfen sie nicht mehr als Leder bezeichnet werden. Eine einheitliche Kennzeichnung gibt es nicht, bekannt ist aber das Symbol einer ausgebreiteten Tierhaut und der Bezeichnung „echtes Leder“.

F

Fleischseite

Als Aasseite oder Fleischseite wird die zum Fleisch weisende Seite der Haut eines Tieres bezeichnet. Beim Leder stellt sie die raue Rückseite dar. Das Leder trägt die Bezeichnung Veloursleder, wenn die Fleischseite bei der Verarbeitung nach außen zeigt.

Färbung

Grundsätzlich werden die verschiedenen Farben von Leder mit einem Färbprozess erzielt. Nach der Gerbung werden die Leder in Farbstoffe getränkt. Um die Farbe zu fixieren und Überschüsse zu vermeiden, wird nach dem Färben eine Schicht auf Pigmentbasis aufgesprüht, die eine schützende Funktion hat. Zieht ein Wassertropfen in ein Leder ein, ist es nicht pigmentiert.

G

Gerbung

Gerbung bezeichnet den Prozess von einer rohen Tierhaut mit Fleischresten und Fell zum haarlosem und konserviertem Leder. Gerbungen unterscheiden sich in den Gerbstoffen, die die Eigenschaften des Leders beeinflussen. Es gibt die chemische, synthetische und vegetabile Gerbung mit vielen weiteren Unterarten.

Gedecktes Leder

Für ein strapazierfähiges und wasserabweisendes Leder werden Glattleder mit der Färbung und Zurichtung bearbeitet. Leder, die eine dicke Farbschicht aufweisen, heißen gedeckte Leder. Sie sind zwar unempfindlicher, büßen aber die natürlichen Eigenschaften von Leder wie Flexibilität und Atmungsaktivität ein.

Glattleder

Mit Glattleder werden alle Lederarten bezeichnet, bei denen die Narbenseite nach außen gerichtet ist. Die Art der Narbung ist nicht relevant. Glattleder werden zugerichtet und offenporig hergestellt.

H

Hautschäden

Die Qualität des Leders ist von den vorhandenen Hautschäden abhängig. Hatte ein Tier verheilte, sogenannte geschlossene Narben, kann das die Verwendbarkeit der Haut beeinflussen. Teilweise ist eine Nutzung der Haut aber nicht mehr möglich. Dies gilt immer für offene Narben, die nicht verheilt sind oder postmortal hinzugekommen sind. Oftmals werden Schäden erst in der laufenden Verarbeitung sichtbar. Sortierungen nach Anzahl der Fehler werden daher bereits in der Gerbung vorgenommen.

I

Imprägnierung

Wenn ein offenporiges Leder Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt wird, muss es wasserundurchlässig sein. Imprägnierungen fungieren als Schutzschicht vor Verunreinigungen und weisen Wasser ab. Ein Leder verliert damit zehn bis fünfzehn Prozent an Atmungsaktivität. Als Pflegeprodukte sind Imprägnierungen nicht geeignet. Oberflächengefärbte Leder sollten eher mit speziellen Lederölen behandelt werden.

K

Kunstleder

Kunstleder bietet eine Alternative zum Leder. Es ist im Vergleich weniger wasserempfindlich und haltbarer, weist allerdings nicht die gleiche Atmungsaktivität auf. Oftmals ist Kunstleder an der textilen Rückseite und der absolut gleichmäßigen Narbenstruktur auf der Oberfläche zu erkennen. Bei Hitze kann es im Vergleich zum Leder schmelzen und ist an seinem chemischen Geruch zu erkennen. Preislich ist es deutlich günstiger als echtes Leder.

L

Lackleder

Leder, auf das eine lackierte Oberfläche mit einer glänzenden und glatten Folie aufgetragen wird, ist Lackleder. Es ist narbenfrei und glänzt. Achtung: bei preislich günstigen Angeboten verwenden Hersteller häufig hochglänzendes Kunstleder.

N

Narbenseite

Die Narbenseite eines Leders bezeichnet die Außenseite der Haut, auf der auch Haare gewachsen sind. Es ist eine glatte, aber genarbte Oberfläche. Jede Lederart hat ein typisches, aber einzigartiges Narbenbild. Durch Prägung und Färbung kann die Narbung variabel gestaltet und verändert werden. Achtung: Spaltleder kann so beschichtet werden, dass es aussieht wie Narbenleder.

O

Olivenleder

Die Gerbung zu Olivenleder ist patentiert und mit der Marke wet-green® OBE geschützt. Es ist eine Art der vegetabilen Gerbung, aus Olivenblättern werden Extrakte mit gerbender Wirkung gewonnen. Oftmals wird Olivenleder pflanzlich oder synthetisch nachgegerbt.

P

Prägung

Mit einer Prägeplatte oder Walzenprägung und Wärme können dem Leder verschiedene Narbungen hinzugefügt qwerden. Dabei ist es möglich Hautfehler wie geschlossene Narben optisch zu entfernen. Geprägte Leder werden häufig vor der Prägung angeschliffen. Um die Oberfläche dann mit einer Färbung neu zu glätten, benötigt man eine höhere Schichtstärke als bei der Oberflächenfärbung (Pigmentierung) eines vollnarbigen Leders, die Einfluss auf die Weichheit und Natürlichkeit eines Leders hat.

R

Rauleder

Rauleder sind das Gegenstück zu den Glattledern. Zu ihnen zählen zum einen die Rückseiten der Glattleder (Fleischseiten), das unbeschichtete Spaltleder und das narbenseitig angeschliffene Glattleder, auch Nubuk genannt.

Rückfettung

Die natürlichen Tierfette entfernt der Gerbprozess von der Tierhaut. Daher muss das Leder um weich und beweglich zu bleiben, rückgefettet werden. Mögliche Mittel sind Milch, Eigelb, Pflanzenöl oder Fischtran, die oft auch in Pflegemitteln enthalten sind. Diese nehmen auch Einfluss auf den Ledergeruch.

Rindleder

Durch seine Stabilität und Festigkeit ist Rindleder ist vielfältig einsetzbar. Es ist daher das am häufigsten verwendete Leder. Durch den hohen Verzehr von Rindfleisch sind ausreichend Rohhäute für die Lederherstellung vorhanden. Rindlederarten von Kuh, Stier oder Kalb unterscheiden sich in der Griffigkeit und Narbung.

S

Semianilinleder

Leder, das nur eine leicht pigmentiert und zugerichtet ist, trägt den Namen Semianilinleder. Das natürliche Narbenbild und die Haarporen dürfen durch die Pigmentierung nicht verdeckt werden, sondern sollen geschützt werden. Im Vergleich zu gedecktem Leder bleicht es schneller aus und ist empfindlicher gegenüber Abrieb. Ein Semianilinleder darf geprägt werden.

Synthetische Gerbung

Bei der synthetischen Gerbung werden nur Gerbstoffe eingesetzt, die künstlich hergestellt sind und demnach keine Vorbilder in der Natur haben. Sie werden auch als aromatische Syntane bezeichnet. Nach der Gerbung, wenn das Leder noch nass und nicht gefärbt ist, wird es wegen der hellen Farbe auch als wet-white bezeichnet. Oftmals wird die synthetische Gerbung in Kombination mit der Chrom- oder vegetabilen Gerbung eingesetzt, um die Fülle der Leder zu verbessern. Rein synthetisch gegerbte Leder ist besonders empfindlich bei Feuchtigkeit und Hitze.

Spaltleder

Spalten bezeichnet die Auftrennung einer dicken Haut in mehrere Schichten. Die Produkte unterteilen sich in Narbenspalt (Außenspalt), Fleischspalt (unterer Spalt), und bei schwereren Häuten auch Kernspalt (Mittelspalt oder Zwischenspalt). Nach unten abgespaltene Leder sind rau wie die Rückseite eines Leders. Spaltleder hat nicht die gleiche Qualität wie ein Narbenleder, da es weniger dick und reißfest ist. Es kann aber so beschichtet werden, dass es wie ein Narbenleder aussieht. Auf die obere Schicht wird lediglich eine Narbung aufgeprägt. Nach dem Verlassen der Gerberei wird der Begriff Narbenspalt nicht mehr verwendet. Je nach Lederart werden Begriffe wie Glattleder oder Anilinleder verwendet. Nur der untere Spalt mit den zwei rauen Seiten wird dann als Rauleder, Spaltleder oder Veloursleder bezeichnet.

V

Vollleder

Leder, das durch Bearbeitung der Fleischseite auf eine vorgesehene Dicke gebracht wird, ist als Vollleder zu bezeichnen. Nicht zulässig ist die Bearbeitung der Narbenseite, um die Dicke zu beeinflussen. Die Narbung selbst hingegen darf in einem geringen Maße verändert werden. Volleder dürfen im Gegensatz zu vollnarbigen Ledern geschliffen werden.

Vollnarbiges Leder

Ungeschliffene Glattleder aus dem Narbenspalt sind vollnarbige Leder. Die natürliche Narbung der Tiere ist weiterhin erkennbar und darf nicht entfernt werden. Zu dieser Art von Leder zählen Anilin- und Semianilinleder. Sie gelten als hochwertig, da entweder keine oder eine sehr dünne Farbschicht auf der natürlichen Oberfläche aufgetragen wird.

Vegetabile Gerbung

Vegetabil gegerbtes Leder ist mit pflanzlichen Stoffen bearbeitet. Es wird auch als Altgegerbtes, lohgegerbtes, lohgares oder pflanzlich gegerbtes Leder bezeichnet. Eiche, Fichtenrinde, Kastanie, Mimosarinde und Akazie sind nur einige der rund 300 natürliche Gerbstoffe. Aber nicht jede Pflanze ist gleichermaßen geeignet und gerbstoffhaltig. Der natürliche Gerbprozess benötigt wesentlich mehr Zeit als die Gerbung mit Chrom und ist die älteste Art zu gerben.

Z

Zurichtung

Zurichtung, auch Kopffärbung oder Pigmentierung genannt, bezeichnet die Behandlung von vorgefärbtem Glattleder mit einer deckenden Farbschicht. Das Leder soll dauerhaft wasserabweisend, strapazierfähig und fleckenunempfindlich sein. Die aufgetragene Farbschicht basiert auf Pigmenten und Bindemittel. Auf die Farbschicht folgt eine Klarlackschicht, der sogenannte Top Coat. Er soll vor Abrieb und Abfärbung schützen. Nach der Zurichtung ist das Leder kälter, fester und weniger atmungsaktiv.